BMW stellt die Weichen für die nächsten Jahre: Ein neuer CEO übernimmt, die Elektroplattform „Neue Klasse“ startet mit dem iX3 stark – gleichzeitig drücken Zölle und China-Schwäche auf die Marge. Im Ergebnis steht die Aktie heute dicht am 52‑Wochen-Hoch und spiegelt damit eine Mischung aus Zuversicht und operativen Fragezeichen wider. Wie robust ist dieser Aufschwung?
Führungswechsel mit klarer Agenda
Der Aufsichtsrat hat am 9. Dezember 2025 die Nachfolge an der Spitze beschlossen: Milan Nedeljković wird zum 14. Mai 2026 Vorstandsvorsitzender und löst damit Oliver Zipse ab, der nach 35 Jahren im Unternehmen planmäßig ausscheidet. Der aktuelle Produktionsvorstand erhält einen Vertrag bis 2031 und steht für Kontinuität in der operativen Führung.
Nedeljković gilt als einer der zentralen Treiber der „Neue Klasse“-Plattform. Seit 1993 im Konzern, hat er den Weg vom Trainee in den Vorstand genommen und ist tief in den Produktionsprozessen verankert. Aufsichtsratschef Nicolas Peter beschreibt ihn als „Einiger und Motivator“ mit strategischem Weitblick und starker Umsetzungskompetenz – Eigenschaften, die für den anstehenden Technologiewechsel entscheidend sein dürften.
Die wichtigsten Eckdaten zum CEO-Wechsel:
- Amtsübernahme: 14. Mai 2026
- Vertragslaufzeit: bis 2031
- Aktuelle Funktion: Produktionsvorstand seit 2019
- Strategischer Schwerpunkt: Umsetzung der Neue-Klasse-Strategie
Der Generationswechsel an der Spitze fällt damit bewusst in die Phase, in der die neue Elektroarchitektur in den Volumenmarkt hinein skaliert werden soll.
iX3 startet stark – aber nicht ohne Schatten
Das erste Serienmodell der Neue Klasse, der vollelektrische iX3, ist mit einem starken Auftritt in Europa gestartet. In Deutschland verzeichnete BMW in den ersten sechs Wochen nach Marktstart mehr als 3.000 Bestellungen – und damit mehr als beim vergleichbaren Verbrenner-X3 im gleichen Zeitraum. Die europäischen Auftragsbücher sind bereits bis weit ins Jahr 2026 gefüllt.
CEO Oliver Zipse sprach zur Q3-Präsentation von einem „außergewöhnlich positiven Start“. Die Resonanz von Medien, Analysten und Kunden sei „enorm“. Die Serienfertigung läuft im neuen Werk Debrecen in Ungarn erst seit wenigen Wochen, der Hochlauf wird damit direkt zum Testfall für die neue Plattform.
Trotz dieser Nachfrageimpulse bleibt das Tagesgeschäft anspruchsvoll:
- EBIT-Marge Automobil Q3: 5,2 % (Zielkorridor: 5–6 %)
- Zollbedingte Belastung der Marge: rund 1,75 Prozentpunkte
- Absatz in China liegt unter den Erwartungen
- Free-Cashflow-Prognose für 2025 halbiert auf „über 2,5 Mrd. Euro“
Im Oktober musste BMW die Jahresprognose senken. Das Vorsteuerergebnis soll nun leicht unter dem Vorjahresniveau liegen, unter anderem weil sich Zollrückerstattungen aus den USA und Deutschland verzögern. Die starke Bestelllage der Neue Klasse trifft damit auf einen Margenmix, der noch deutlich unter Druck steht.
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Elektrifizierung entlastet die Kostenbasis
Auf der strategischen Ebene liegen die Fortschritte vor allem in der Elektrifizierung. In den ersten neun Monaten 2025 entfielen 26,2 % der Auslieferungen auf elektrifizierte Fahrzeuge, vollelektrische Modelle (BEV) kamen auf einen Anteil von 18 %. In Europa lag der BEV-Anteil mit 25,5 % deutlich höher und zeigt, wo die Musik derzeit spielt.
Parallel dazu sinken die Entwicklungsausgaben spürbar. Die F&E-Kosten gingen um 10,6 % auf 5,9 Mrd. Euro zurück. Der Konzern signalisiert damit, dass der Investitionshöhepunkt für Elektrifizierung und Digitalisierung überschritten ist. Das schafft Spielraum, künftige Cashflows stärker in Ergebnis und Ausschüttungen einfließen zu lassen.
Rückkaufprogramm und Dividende stützen den Kurs
Auch auf der Kapitalseite ist der Kurs klar: BMW setzt weiter auf Rückkäufe und Dividenden. Die erste Tranche des laufenden Programms nähert sich dem Abschluss:
- Gekaufte Stammaktien: über 7,4 Mio.
- Gekaufte Vorzugsaktien: rund 1,7 Mio.
- Eingesetztes Volumen: knapp 750 Mio. Euro
- Gesamtvolumen des Programms: bis zu 2 Mrd. Euro (Laufzeit bis April 2027)
Im Januar 2026 startet die zweite Tranche. Zusammen mit einer Dividendenrendite von rund 4,5 % sendet der Konzern ein deutliches Signal in Richtung Aktionärsrendite – ein Faktor, der angesichts hoher Investitionen in die Vergangenheit nicht selbstverständlich war.
Bewertung und Kursbild
An der Börse wird dieser Mix aus operativen Herausforderungen, wachsender Elektro-Basis und aktionärsfreundlicher Kapitalpolitik derzeit eher positiv aufgenommen. Am Freitag schloss die BMW Aktie bei 96,18 Euro und liegt damit nur knapp ein Prozent unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 97,12 Euro. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf rund 23 %, über zwölf Monate auf gut 20 %.
Der Titel notiert spürbar über den wichtigen mittelfristigen Durchschnittslinien: Der 50‑Tage-Durchschnitt liegt bei 86,28 Euro, der Abstand beträgt etwa 11 %. Zum 200‑Tage-Durchschnitt von 82,01 Euro ergibt sich ein Abstand von gut 17 %. Technisch spiegelt das einen etablierten Aufwärtstrend wider, während ein RSI von 36,7 kurzfristig keine überhitzte Marktlage signalisiert.
Die Analystenlandschaft ist geteilt. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 90 Euro und damit leicht unter dem aktuellen Niveau. Gleichzeitig gibt es deutlich optimistischere Stimmen: Die Deutsche Bank bestätigt ihre Kaufempfehlung mit einem Ziel von 105 Euro, Bernstein Research stuft die Aktie mit „Outperform“ ein.
Ausblick: Neue Klasse als Prüfstein
Für die weitere Kursentwicklung wird entscheidend sein, ob BMW den Hochlauf der Neue Klasse wie geplant durchzieht und dabei die Profitabilität stabil hält. Die starke Nachfrage nach dem iX3 und der wachsende BEV-Anteil liefern Rückenwind, während sinkende F&E-Ausgaben die Ergebnisbasis entlasten können.
Auf der Gegenseite stehen die anhaltenden Zolllasten, die Schwäche im China-Geschäft und die nach unten angepasste Jahresprognose. Gelingt es dem künftigen CEO Nedeljković, die neue Elektroarchitektur effizient zu skalieren und gleichzeitig die Margen wieder in den Zielkorridor zu führen, hätte die Aktie fundamentalen Spielraum, den aktuellen Bereich nahe dem 52‑Wochen-Hoch mittelfristig zu untermauern.
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