Powells Blindflug, Porsches Schock-Diagnose und die 105-Milliarden-Warnung

Die Fed senkt trotz Datenlücken den Leitzins, während Porsche mit massivem Stellenabbau droht und JPMorgan vor explodierenden Kosten warnt. Der Markt blickt auf einen Tag voller Risiken.

Kurz zusammengefasst:
  • Fed senkt Zinsen trotz fehlender Wirtschaftsdaten
  • Porsche warnt vor jedem vierten gefährdeten Arbeitsplatz
  • JPMorgan-Aktie stürzt nach Kostenwarnung ab
  • Bitcoin profitiert von neuer Regulierung der CFTC

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist ein Szenario, das jedem Piloten den kalten Schweiß auf die Stirn treiben würde: Sie steuern einen Jumbo-Jet zur Landung an, doch die Hälfte der Instrumente im Cockpit ist dunkel. Genau in dieser prekären Lage befindet sich Jerome Powell, wenn er heute Abend um 20:00 Uhr MEZ vor die Weltpresse tritt.

Durch den Regierungs-Shutdown fehlen der Federal Reserve entscheidende Datenpunkte zu Arbeitsmarkt und Inflation. Die mächtigste Notenbank der Welt agiert, wie es Marktbeobachter in Washington treffend formulieren, im „Blindflug“. Während der DAX vor diesem Ereignis bei rund 24.100 Punkten in Deckung geht, braut sich in der Realwirtschaft ein Sturm zusammen, der die Diskrepanz zwischen Börsenparty und Industrie-Tristesse kaum schärfer zeichnen könnte.

Hier ist, was Sie an diesem Mittwoch wissen müssen.

Powell, Trump und das gespaltene Komitee

Die Märkte haben ihre Wette platziert: Mit fast 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird die Fed den Leitzins heute um weitere 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent senken. Es wäre der dritte Schritt in Folge. Doch die scheinbare Klarheit an den Terminmärkten überdeckt die Risse im Fundament.

Hinter den verschlossenen Türen des Offenmarktausschusses (FOMC) herrscht Uneinigkeit. Die „Tauben“ blicken besorgt auf den Arbeitsmarkt – kleine US-Unternehmen haben im November 120.000 Stellen gestrichen, der stärkste Rückgang seit zwei Jahren. Die „Falken“ hingegen deuten auf eine Inflation, die mit 2,8 Prozent (Stand September) noch immer zu hoch ist, und mahnen zur Vorsicht.

Brisant wird die Sitzung durch den politischen Schatten, der über dem Eccles Building liegt. Die Amtszeit von Jerome Powell endet im Mai 2026, und der designierte Präsident Donald Trump macht keinen Hehl daraus, dass er die Zügel straffen will. Sein Favorit Kevin Hassett steht bereits in den Startlöchern. Wir könnten heute also einen „Hawkish Cut“ erleben: Eine Zinssenkung, garniert mit einem sehr vorsichtigen Ausblick, um politisch keine Flanke zu öffnen.

Zuffenhausen zittert, München feiert

Gestern blickten wir auf die Sorgenfalten in Heidenheim, heute erreichen die Alarmrufe aus Stuttgart eine neue Qualität. Wer glaubte, die Krise der deutschen Automobilindustrie sei nur ein zyklischer Schnupfen, wurde heute eines Besseren belehrt. In Zuffenhausen läuten die Alarmglocken so laut wie selten zuvor.

Der Gesamtbetriebsratschef von Porsche, Ibrahim Aslan, wählte heute drastische Worte: Jeder vierte Arbeitsplatz beim Sportwagenbauer stehe auf dem Spiel. Der Vorstand habe kein tragfähiges Zukunftsbild für die deutschen Standorte und drohe unverhohlen mit Verlagerungen in Niedriglohnländer. Wenn selbst die Perle des Volkswagen-Konzerns, die lange als immun gegen Krisen und Margendruck galt, über Massenabbau diskutiert, wird die Deindustrialisierung von einer abstrakten Gefahr zur bitteren Realität in den Werkshallen.

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Nur wenige hundert Kilometer entfernt, bei Siemens Energy, herrscht Goldgräberstimmung. Die Aktie legt heute Morgen fast 5 Prozent zu und kratzt an der 125-Euro-Marke. Mit einem Jahresplus von fast 150 Prozent ist der Energietechnik-Konzern der unangefochtene Star im DAX. Während Porsche um seine Identität ringt, greift bei Siemens Energy die Sanierung – und die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Es ist das Bild einer zweigeteilten Industrie-Nation.

Der 105-Milliarden-Dollar-Schock

Während Frankfurt auf die Zinsen starrt, sendet die Wall Street ein Warnsignal, das viele Anleger heute kalt erwischt hat. Die Aktie von JPMorgan, der wichtigsten Bank der Welt, rutscht um fast 5 Prozent ab – der größte Tagesverlust seit April.

Der Grund ist eine Zahl, die einem den Atem raubt: 105 Milliarden US-Dollar. So hoch sollen die Ausgaben der Bank im Jahr 2026 klettern. CEO Marianne Lake warnt vor einer Kostenexplosion, getrieben durch den harten Wettbewerb und massive Investitionen in Künstliche Intelligenz – allein das Tech-Budget für 2025 liegt bei gigantischen 18 Milliarden Dollar.

Die Botschaft ist unmissverständlich: Die KI-Revolution gibt es nicht zum Nulltarif. Bevor die Effizienzgewinne sprudeln, müssen die Unternehmen erst einmal tief in die Tasche greifen. Für Anleger, die auf schnell steigende Margen durch KI gehofft hatten, ist das ein Realitätscheck zur Unzeit.

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Während JPMorgan 18 Milliarden Dollar in KI-Technologie investiert, zeigt sich eine entscheidende Frage für uns als Anleger: Welche Unternehmen profitieren konkret von dieser Investitionswelle? Chefanalyst Carsten Müller hat in seiner aktuellen Analyse 20 Tech-Aktien identifiziert, die von genau diesen Megatrends profitieren könnten – von KI-Infrastruktur über Raumfahrt bis zu Biotech-Innovationen. Sein NextGen-20-Depot hat bereits beeindruckende Ergebnisse geliefert: Palantir mit +1186%, Rocket Lab mit +1019%, AST SpaceMobile sogar +1604%. Das Gesamtportfolio steht bei über +400% Performance. In seiner kostenlosen Analyse erklärt Müller seine dreistufige Strategie, mit der er potenzielle Tech-Gewinner identifiziert, bevor sie durchstarten – und stellt alle 20 Zukunftschancen detailliert vor. Zugang zur kostenlosen Future-Money-Analyse

Krypto wird salonfähig (und teuer)

Im Schatten der Zinsangst vollzieht sich bei einer anderen Anlageklasse eine stille, aber gewaltige Revolution. Die US-Terminmarktaufsicht CFTC hat ein Pilotprogramm gestartet, das es erlaubt, Bitcoin und Ether als Sicherheiten (Collateral) im klassischen Derivatehandel zu nutzen.

Das klingt technisch, ist aber ein Dammbruch. Es integriert Krypto-Assets tief in die Infrastruktur der traditionellen Finanzwelt. Der Markt reagiert euphorisch: Bitcoin kletterte zuletzt auf über 92.000 US-Dollar, Ethereum sprang sogar um 6 Prozent auf über 3.300 US-Dollar an. Wenn tokenisierte Staatsanleihen und Krypto-Währungen als legitime Sicherheit für Milliarden-Trades akzeptiert werden, verlassen wir endgültig die Nische der Spekulation und betreten das Parkett der institutionellen Notwendigkeit.

Was sonst noch wichtig ist

  • TUI zahlt wieder: Der Reisekonzern hat Rekordgewinne eingefahren und schüttet erstmals seit der Pandemie wieder eine Dividende aus (10 Cent). Die Anleger danken es nicht – die Aktie verliert gut 2 Prozent. Das alte Börsenmotto „Sell on good news“ feiert hier fröhliche Urständ.
  • Thyssenkrupp in den roten Zahlen: Der Stahlriese erwartet für das neue Geschäftsjahr einen Fehlbetrag von bis zu 800 Millionen Euro, belastet durch schwere Restrukturierungskosten. Die Aktie bleibt das Sorgenkind der deutschen Schwerindustrie.
  • Gender Pension Gap: Eine neue Studie offenbart erschreckende Zahlen für Westdeutschland. Frauen haben im Alter durchschnittlich 61 Prozent weniger Rente zur Verfügung als Männer. Ein strukturelles Problem, das uns noch Jahrzehnte beschäftigen wird.

Mein Fazit

Der heutige Tag ist eine Wette auf die Zukunft. Die Fed muss entscheiden, ohne alle Fakten zu kennen. Porsche muss sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, riskiert dabei aber den Kern seiner Marke. Und JPMorgan zeigt uns, dass Innovation erst einmal Geld kostet, bevor sie Geld bringt.

Bleiben Sie heute Abend wachsam. Die Zinsentscheidung fällt um 20:00 Uhr, die Pressekonferenz mit Jerome Powell folgt um 20:30 Uhr. Es könnte der letzte ruhige Moment sein, bevor die Karten für das Jahr 2026 neu gemischt werden.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Abend.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

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