Oracle geht mit einem dicken Strategiepaket, aber kräftigen Kursschwankungen ins Jahresende. Im Zentrum steht der festgezurrte Zeitplan für die Übernahme der US-TikTok-Aktivitäten – ein Deal mit klarer geopolitischer Dimension und großem Potenzial für das Cloud-Geschäft. Parallel sorgen hohe KI-Investitionen, Insiderverkäufe und der starke Rückgang seit dem Herbst für Unsicherheit. Wie lässt sich dieses gemischte Bild einordnen?
TikTok-Struktur und Cloud-Vorteil
Kernnachricht dieses Wochenendes ist der bestätigte Fahrplan für die TikTok-US-Transaktion. Das Joint Venture aus Oracle, Silver Lake und MGX soll die Übernahme am 22. Januar 2026 formell abschließen. Der Verbund wird dann 45 % an der neuen US-Gesellschaft halten, während ByteDance weniger als 20 % behält.
Für Oracle ist vor allem ein Punkt entscheidend: Das Unternehmen wird exklusiver Host für die US-Nutzerdaten von TikTok. Dieser Auftrag verankert den Konzern als „Trusted Security Partner“ in einem politisch sensiblen Umfeld und verspricht langfristig bedeutende Cloud-Umsätze. Die Vereinbarung liefert damit ein konkretes Gegenstück zur bisher eher abstrakt diskutierten KI- und Cloud-Fantasie.
Trotz dieses strategischen Erfolgs bleibt die Stimmung im Markt gespalten. Im Hintergrund laufen gleichzeitig deutliche Umschichtungen bei Institutionellen und auffällige Insideraktivitäten.
Institutionelle Käufe, Insiderverkäufe
Mehrere größere Adressen haben die Kursschwäche der vergangenen Monate genutzt, um Positionen aufzustocken. CRA Financial Services LLC erhöhte ihren Bestand im dritten Quartal um 239,9 %, Highland Capital Management legte um 62,1 % zu. Diese Käufe deuten darauf hin, dass einige professionelle Investoren das aktuelle Bewertungsniveau als Chance sehen.
Auf der anderen Seite wurde auch Kasse gemacht. Hamilton Capital Partners reduzierte seinen Anteil um 23,2 %. Zusätzlich belastet aus Sicht mancher Anleger der anhaltende Insiderverkauf: CEO Clayton Magouyrk trennte sich am 19. Dezember von 10.000 Aktien. Insgesamt veräußerten Insider in den vergangenen 90 Tagen 131.346 Aktien im Gegenwert von rund 36,13 Mio. US-Dollar. Solche Bewegungen müssen nicht zwingend negativ sein, werden aber in einer ohnehin nervösen Phase besonders genau beobachtet.
Fundamental steht Oracle dagegen stabil da. In Q2 des Geschäftsjahres 2026 lag der Gewinn je Aktie bei 2,26 US-Dollar und damit deutlich über der Analystenerwartung von 1,64 US-Dollar. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 14,2 % auf 16,06 Mrd. US-Dollar – getrieben vor allem durch die starke Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur.
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KI-Capex, Bewertung und Kursbild
Die Börsenstory um Oracle ist eng mit der Frage verknüpft, wie profitabel KI-Infrastruktur am Ende wirklich wird. Die Aktie hat sich seit September deutlich von ihren Höchstständen entfernt, was vor allem mit Sorgen um aggressive Investitionen in Rechenzentren und Hardware zusammenhängt. Im Markt ist von einem Capex-Run-Rate-Niveau um 50 Mrd. US-Dollar die Rede, inklusive Großprojekten wie dem kolportierten „Stargate“-Vorhaben mit OpenAI und Microsoft.
Kritiker warnen, dass diese Ausgaben und die steigende Verschuldung die freie Liquidität belasten könnten. Befürworter verweisen dagegen auf die prall gefüllte Auftragsbasis: Die Remaining Performance Obligations (RPO) sind stark gestiegen, was auf eine Nachfrage hindeutet, die das aktuelle Angebot der Gen2 Cloud übersteigt.
Die Bewertung hat sich im Zuge der Kurskorrektur spürbar abgekühlt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt nun bei rund 37, zuvor war es deutlich höher. Gleichzeitig bietet die Aktie eine Dividendenrendite von etwa 1,0 %. Für eher wertorientierte Tech-Anleger hat sich damit das Chance-Risiko-Profil verschoben: weniger Euphorie in der Bewertung, dafür aber weiterhin kräftiges Wachstum und sichtbare Großaufträge.
Charttechnisch zeigt sich nach der Abwärtsphase eine erste Stabilisierung. Die Aktie schloss am Freitag bei 197,99 US-Dollar und notiert damit etwa 5 % über dem 50-Tage-Durchschnitt, aber noch klar unter dem 52-Wochen-Hoch vom September. Der 14-Tage-RSI von 69,3 signalisiert, dass der kurzfristige Aufwärtslauf bereits weit fortgeschritten ist.
Termine und Ausblick
In den kommenden Wochen rücken zwei Termine in den Fokus. Am 9. Januar 2026 steht der Ex-Dividenden-Tag mit einer Ausschüttung von 0,50 US-Dollar je Aktie an. Für stärkere Kursbewegungen dürfte aber eher der 22. Januar entscheidend werden, wenn der TikTok-Deal formell über die Bühne geht und der Markt die konkreten Implikationen für Umsatz, Marge und Cloud-Wachstum neu bewertet.
Parallel dazu bleibt die mittelfristige Bewertung eng an den Erfolg der KI-Investitionen gekoppelt. Der Analystenkonsens liegt derzeit bei einem „Moderate Buy“-Rating und einem durchschnittlichen Kursziel von 307,72 US-Dollar. Dieses Ziel impliziert deutliches Aufwärtspotenzial – vorausgesetzt, Oracle kann zeigen, dass die milliardenschweren KI- und Cloud-Ausgaben dauerhaft in steigende Profitabilität münden.
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