Wien (www.fondscheck.de) - Der europäische Fondsverband Efama warnt vor der Gefahr von Verwerfungen wie nach der Pleite der Herstatt-Bank im Jahr 1974, so die Experten von "FONDS professionell".
Grund sei die Umstellung der Abwicklungsfrist für Wertpapiergeschäfte in den USA von zwei auf einen Tag (T+1), die ab Mai gelten solle. Aufgrund dieser Verkürzung hätten europäische Asset Manager nur noch ein sehr begrenztes Zeitfenster für die Abwicklung ihrer US-Dollar-Geschäfte, warne der Branchenverband in einer Mitteilung. Gerade in Phasen mit großen Schwankungen, wie während der Lehman-Pleite oder der Corona-Pandemie, berge dies hohe Risiken.
Die Efama ziehe dabei Parallelen zu der Herstatt-Pleite. Nachdem sich Devisenhändler der Kölner Privatbank verspekuliert hätten, habe das Institut einen hohen Verlust aufgetürmt. Die Aufsichtsbehörden hätten in der Folge die Bank geschlossen. Das habe ein Beben im internationalen Zahlungsverkehr ausgelöst, denn Devisengeschäfte mit der Herstatt-Bank seien teils noch nicht abgewickelt worden. In Finanzkreisen werde das Risiko des Ausfalls einer Gegenpartei daher auch Herstatt-Risiko genannt.
In der Folge sei ein internationales System entwickelt worden, das eine zeitgleiche Abwicklung von Devisengeschäften ermögliche. Kernstück des Systems sei die CLS-Bank in New York. Durch die Verkürzung der Handelsabwicklungszeiten in den USA auf einen Tag sei es nach der Umstellung vielen europäischen Asset Managern kaum mehr möglich, ihre Fremdwährungsgeschäfte bis zur täglichen Annahmefrist der CLS-Bank einzureichen.
Der europäische Fondsbranchenverband rechne vor, dass 40 Prozent der Devisengeschäfte nicht mehr über die CLS-Bank abgewickelt werden könnten und dementsprechend einem höheren Gegenpartei-Risiko unterlägen. Dies entspreche einem Volumen von 50 bis 70 Milliarden Dollar an normalen Tagen. An hektischen Handelstagen könne es gut das doppelte Volumen sein. Die Efama fordere daher Maßnahmen wie eine Ausweitung der Annahmezeiten bei der CLS-Bank. (Ausgabe vom 15.03.2024) (18.03.2024/fc/a/f)