Wenn das Internet hustet – und Rüstungsaufträge die Statistik retten

Trotz digitaler Störungen zeigt die deutsche Industrie im Oktober ein Auftragsplus von 1,5 Prozent, angetrieben durch Rüstungsgüter. Parallel beschließt der Bundestag die Rentengarantie und die EU verhängt eine Strafe gegen X.

Kurz zusammengefasst:
  • Industrieaufträge steigen durch Rüstungsgüter
  • DAX springt über Marke von 24.000 Punkten
  • Rentenniveau wird dauerhaft bei 48 Prozent fixiert
  • EU verhängt Millionenstrafe gegen Elon Musks X

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht gehörten auch Sie heute Vormittag zu jenen, die vergeblich versuchten, ein Zoom-Meeting zu starten, auf LinkedIn zu posten oder einen Arzttermin via Doctolib zu buchen. Die digitale Welt hielt kurz den Atem an. Der Grund: Der US-Infrastrukturdienstleister Cloudflare hatte Schluckauf – und führte uns schmerzhaft vor Augen, wie fragil unsere moderne Arbeitswelt ist. Wenn ein einziger Knotenpunkt in San Francisco wackelt, steht in deutschen Büros der Betrieb still.

Doch während die digitale Avantgarde heute stolperte, sendete die oft totgesagte „alte“ analoge Welt ein Lebenszeichen, das Börsianer aufatmen ließ. Es ist ein Freitag der Kontraste: Die Industrie meldet sich zurück (wenn auch mit einer wichtigen Fußnote), im Bundestag wurde der Generationenvertrag zementiert, und Elon Musk erhielt Post aus Brüssel.

Lassen Sie uns sortieren, was diesen Tag bewegt hat.

Das industrielle Lebenszeichen (mit Tarnanstrich)

Es ist die Zahl des Tages: +1,5 Prozent. So stark sind die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Oktober gestiegen. Nach Monaten der Hiobsbotschaften wirkt dieser Wert wie ein Befreiungsschlag. Der DAX honorierte die Nachricht prompt und sprang im heutigen Handelsverlauf über die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten.

Doch der zweite Blick verrät: Es ist keine breite konjunkturelle Wiederauferstehung, sondern ein statistischer Ausreißer mit Tarnanstrich. Klammert man die Großaufträge aus, schmilzt das Plus auf magere 0,5 Prozent. Die wahren Treiber finden sich im „sonstigen Fahrzeugbau“ – jener Kategorie, die Flugzeuge, Schiffe und Militärfahrzeuge umfasst. Hier verzeichneten die Statistiker ein Plus von fast 90 Prozent.

Das Bild an der Börse bestätigt diesen Rüstungs- und Spezialeffekt: Zu den großen Gewinnern im DAX zählten heute MTU Aero Engines (+2,5 %) und Siemens Energy (+2,4 %). Die deutsche Industrie lebt, doch sie wird derzeit weniger von Konsumlaune getragen als von geopolitischer Notwendigkeit. Dennoch: In der aktuellen Stimmungslage nehmen die Märkte jeden Strohhalm dankbar an.

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Während die deutsche Industrie heute mit Großaufträgen Lebenszeichen sendet, steht ein noch fundamentalerer Wandel bevor: die Robotik-Revolution. Tech-Experte Bernd Wünsche analysiert in seinem kostenlosen Webinar, wie intelligente Robotersysteme die industrielle Automatisierung neu definieren und welche Aktie dabei eine ähnliche Rolle spielen könnte wie NVIDIA im KI-Boom. Er zeigt konkret, warum der Robotik-Markt bis 2030 auf 200 Milliarden US-Dollar anwachsen soll und welcher Marktführer mit 47-60 Prozent Marktanteil optimal positioniert ist. Sie erfahren, wie kollaborative Robotik und autonome Systeme ganze Produktionsketten transformieren und wie Sie als Anleger von diesem Megatrend profitieren können. Details zur Robotik-Revolution und der Top-Aktie

Rentenfrieden per Kanzlermehrheit – und ein Rebell

Gestern blickten wir noch mit Skepsis auf das anstehende Zahlenwerk im Bundestag, heute ist die Tinte trocken. Das umstrittene Rentenpaket ist beschlossen. Mit 319 Ja-Stimmen erreichte die Koalition die symbolisch immens wichtige Kanzlermehrheit. Das Rentenniveau wird damit auch über 2025 hinaus bei 48 Prozent fixiert.

Für die jetzigen Rentner ist das eine Garantie der Sicherheit, für die Beitragszahler von morgen eine Wette auf eine Wirtschaftsleistung, die erst noch erbracht werden muss. Die politische Pointe des Tages lag jedoch nicht im Ergebnis, sondern in der Entstehung: Dass die Linke sich enthielt und der Regierung damit indirekt Schützenhilfe leistete, ist eine Ironie, die Friedrich Merz sicher nicht schmeckt, die er aber pragmatisch verbuchen wird.

Die Risse in der Generationengerechtigkeit wurden dennoch sichtbar – und zwar in den eigenen Reihen. Pascal Reddig, Vorsitzender der „Jungen Gruppe“ der Union, stimmte gegen das Gesetz seiner eigenen Regierung. Er sprach von einer Gewissensentscheidung und warnte vor der Last für die junge Generation. Das Gesetz steht, aber die Debatte ist damit keineswegs beendet; sie wurde lediglich vertagt.

Die 120-Millionen-Euro-Lektion

Während Berlin Gesetze verabschiedet, schreibt Brüssel Rechnungen. Die EU-Kommission hat heute eine Strafe von 120 Millionen Euro gegen Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter) verhängt.

Der Vorwurf wiegt schwer: Verstöße gegen den Digital Services Act (DSA). Es geht um irreführende „Blaue Haken“, mangelnde Transparenz bei der Werbung und verwehrten Datenzugang für Forscher. Es ist der erste große finanzielle Warnschuss unter dem neuen EU-Regelwerk und signalisiert das Ende der Schonzeit.

Für Musk, der in den USA gerade als Schatten-Berater von Donald Trump die Deregulierung predigt, ist das mehr als ein Bußgeld – es ist eine Kampfansage. Die Rhetorik aus den USA, die Zensur wittert, ließ nicht lange auf sich warten. Wir erleben hier den Auftakt eines transatlantischen Regulierungs-Tauziehens: Europa pocht auf Regeln, das Silicon Valley auf radikale Freiheit. Zumindest auf dem Papier zeigt die EU heute Zähne.

Das Fazit zum Wochenende

Dieser Freitag illustriert wunderbar die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen:
* Die Technologie ist fragil (siehe Cloudflare).
* Die Politik kauft sich Ruhe auf Kosten der Zukunft (siehe Rente).
* Aber die Wirtschaft zeigt sich zäher, als viele Unkenrufe vermuten ließen – auch wenn der Motor derzeit vor allem durch Rüstungsgüter am Laufen gehalten wird.

Der DAX verabschiedet sich versöhnlich ins Wochenende. Vielleicht sollten wir es ihm gleichtun. Schalten Sie den Computer aus (solange Cloudflare es zulässt) und genießen Sie die analoge Welt.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.

Herzlichst,

Ihr
Eduard Altmann

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