IBM setzt seine Transformation mit hohem Tempo fort. Neben einem Milliardenkauf im Daten- und AI-Bereich meldet der Konzern Fortschritte in der Quantenforschung und solide Zahlen – begleitet von wachsender Aufmerksamkeit institutioneller Investoren. Entscheidend ist dabei die Frage: Reicht diese Kombination aus Deals, Technologie und Cashflow, um den jüngsten Kursanstieg zu untermauern?
Starke Rally, Aktie am Hoch
Die IBM-Aktie hat in den vergangenen Wochen spürbar zugelegt. Auf Wochensicht steht ein Plus von rund 18 Prozent, seit Jahresbeginn rund 42 Prozent. Am Freitag schloss der Titel bei 305,09 US‑Dollar und markierte damit zugleich ein neues 52‑Wochen-Hoch – knapp 52 Prozent über dem Tief vom August.
Der Abstand zu den wichtigen gleitenden Durchschnitten (rund 15 Prozent über dem 50‑Tage- und 28 Prozent über dem 200‑Tage-Schnitt) sowie ein RSI von 66,6 deuten darauf hin, dass der Markt die jüngsten Nachrichten sehr positiv einpreist, aber kurzfristig bereits viel Optimismus im Kurs steckt.
Confluent-Kauf als AI-Baustein
Im Zentrum der aktuellen Story steht der angekündigte Kauf von Confluent für 11 Milliarden US‑Dollar. Der im Dezember vorgestellte Deal ist die größte Übernahme von IBM seit Jahren und soll komplett in bar zu 31 US‑Dollar je Aktie erfolgen.
Strategisch zielt IBM damit auf den Markt für Echtzeit-Datenströme. Confluent baut auf Apache Kafka auf und ermöglicht die Verarbeitung von Daten in Echtzeit über hybride Cloud-Umgebungen hinweg – genau jene Infrastruktur, die für generative und agentenbasierte KI-Anwendungen benötigt wird.
Wichtige Eckpunkte des Deals:
- Transaktionswert (Enterprise Value): 11 Mrd. US‑Dollar
- Struktur: All-Cash-Angebot zu 31 US‑Dollar je Aktie
- Geplanter Abschluss: Mitte 2026
- Aktionärsunterstützung: Bereits 62 % der Stimmrechte zugesagt
- Finanzieller Effekt: Beitrag zum bereinigten EBITDA bereits im ersten vollen Jahr nach Closing
CEO Arvind Krishna begründet den Schritt mit dem Ziel, Unternehmen „generative und agentische KI besser und schneller“ bereitstellen zu können. Der Confluent-Kauf fügt sich damit nahtlos in IBMs Fokus auf Enterprise-KI ein.
Analysten gespalten trotz Kursrally
Trotz der starken Kursentwicklung ist das Lager der Analysten alles andere als einheitlich. Am 20. Dezember stufte Wall Street Zen die Aktie von „Buy“ auf „Hold“ ab. Zuvor hatte Stifel am 9. Dezember sein Kursziel auf 325 US‑Dollar angehoben und die „Buy“-Einstufung bestätigt.
In Summe ergibt sich auf Basis von 17 Einschätzungen ein Konsens-Rating „Moderate Buy“:
- 1x Strong Buy
- 9x Buy
- 6x Hold
- 1x Sell
Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 293,38 US‑Dollar, die Spanne reicht von 198 bis 360 US‑Dollar. Morgan Stanley senkte sein Ziel auf 252 US‑Dollar und verweist insbesondere auf Sorgen über eine Abschwächung bei Red Hat und im Transaktionsverarbeitungsgeschäft. Damit treffen ambitionierte Wachstumsfantasien klar auf Skepsis in einzelnen Geschäftssparten.
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Fortschritte in der Quantenforschung
Parallel treibt IBM seine Quantenstrategie voran. Auf der Quantum Developer Conference im November 2025 präsentierte das Unternehmen mit „IBM Quantum Nighthawk“ seinen bislang leistungsfähigsten Prozessor.
Der Chip bringt es auf 120 Qubits und 218 steuerbare Koppler. Laut IBM sind damit Quantenschaltkreise mit 30 Prozent höherer Komplexität als in der Vorgängergeneration möglich, mit Unterstützung von bis zu 5.000 Zwei-Qubit-Gattern.
Weitere technische Meilensteine:
- Umstellung auf 300‑mm-Wafer-Fertigung im Albany NanoTech Complex
- Verdopplung der Entwicklungsgeschwindigkeit durch die neue Fertigungsbasis
Forbes sieht IBM aktuell als klaren Spitzenreiter im Bereich der supraleitenden Quantencomputer und hebt die konsequente Umsetzung der Roadmap hervor. IBM peilt an, bis Ende 2026 einen belastbaren „Quantum Advantage“ zu demonstrieren und bis 2029 fehlerkorrigierte, fehlertolerante Systeme bereitzustellen.
Solide Zahlen und institutionelles Interesse
Auch die finanzielle Basis wirkt robust. Im dritten Quartal 2025 übertraf IBM die Erwartungen:
- Gewinn je Aktie: 2,65 US‑Dollar, rund 0,20 US‑Dollar über Konsens
- Umsatz: 16,33 Mrd. US‑Dollar, plus 9,1 % gegenüber dem Vorjahr
Institutionelle Investoren bleiben engagiert: Rund 58,96 Prozent der ausstehenden Aktien liegen in ihren Händen. Ein neues Investment von 1,85 Mio. US‑Dollar durch Baker Chad R im dritten Quartal unterstreicht das Vertrauen größerer Adressen in die laufende Transformation.
Mit einer Marktkapitalisierung von über 280 Mrd. US‑Dollar und einem KGV von etwa 36 wird IBM nicht mehr als „Value-Relikt“ gehandelt, sondern mit einer klaren Wachstumsprämie. Gleichzeitig zahlt der Konzern weiter eine Quartalsdividende von 1,68 US‑Dollar je Aktie, was einer Rendite von rund 2,2 Prozent entspricht.
Breitere AI-Strategie durch Partnerschaften
Über Confluent hinaus baut IBM sein AI-Ökosystem über Partnerschaften aus. Im Dezember wurden mehrere Initiativen angekündigt:
- Kooperation mit Pearson zur Entwicklung KI-gestützter Lernwerkzeuge
- Zusammenarbeit mit Riyadh Air mit dem Ziel, die erste „AI-native“ Fluggesellschaft zu schaffen
- Start von IBM Digital Asset Haven, einer Plattform für Finanzinstitute, die in die digitale Asset-Ökonomie einsteigen wollen
Diese Projekte stärken vor allem die Rolle von IBM als Infrastrukturanbieter für Unternehmen – von Bildung über Luftfahrt bis hin zu Finanzdienstleistungen.
Fazit: Hohe Erwartungen im Kurs eingepreist
IBM kombiniert derzeit mehrere Wachstumstreiber: eine große AI-fokussierte Übernahme, technologische Fortschritte in der Quantenforschung, solide operative Ergebnisse und wachsende institutionelle Beteiligung. Gleichzeitig zeigen die divergierenden Analystenstimmen und das ambitionierte Bewertungsniveau, dass die Messlatte hoch liegt. Entscheidend wird sein, ob IBM den Confluent-Deal planmäßig schließt und die AI- und Quantum-Roadmaps bis 2026/2029 wie angekündigt liefert – dann hätte der aktuelle Kursanstieg eine klare fundamentale Basis.
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