Liebe Leserinnen und Leser,
es ist einer dieser Sonntage, an denen die Geschichte nicht ruht, sondern Anlauf nimmt. Während wir hierzulande mental bereits den Jahreswechsel einleiten, richten sich die Augen der Weltpolitik heute nach Florida. Das Treffen zwischen dem designierten US-Präsidenten Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist weit mehr als eine diplomatische Geste – es ist die erste Blaupause für die Sicherheitsarchitektur des Jahres 2026.
Für den neuen Hausherrn im Berliner Kanzleramt, Friedrich Merz, könnte der Einsatz kaum höher sein. Die Märkte spüren diese tektonischen Verschiebungen bereits: Gold zementiert sein historisches Niveau, Nvidia sichert seine Macht mit einem 20-Milliarden-Dollar-Coup ab, und in Frankfurt bereitet man sich auf einen langen Belagerungskrieg vor.
Willkommen zur letzten Sonntagsausgabe dieses ereignisreichen Jahres.
Die geopolitische Zange
Die politische Schonfrist für die neue Bundesregierung ist an diesem Wochenende endgültig abgelaufen. Während in Mar-a-Lago heute über Konturen eines möglichen „Friedensplans“ verhandelt wird, gerät Berlin in die Zange. Die Forderungen aus den eigenen Reihen und vom Koalitionspartner – Omid Nouripour drängt heute erneut auf Taurus-Lieferungen – kollidieren frontal mit der sich abzeichnenden Realität der neuen US-Außenpolitik. Sahra Wagenknecht attestiert der EU bereits einen „Realitätsverlust“.
Für Investoren ist hierbei weniger die politische Rhetorik entscheidend, sondern die fiskalische Konsequenz. Die Bundesbank warnte gestern explizit vor einem steigenden Staatsdefizit – mit einer Prognose von 4,8 Prozent für 2028 – und einem unausweichlichen Konflikt mit der Schuldenbremse. Addieren wir die heutige Warnung des GKV-Spitzenverbandes vor der Zahlungsunfähigkeit der Pflegekassen, zeichnet sich für 2026 ein klares Bild ab: Der finanzielle Spielraum Deutschlands schmilzt, während die geopolitischen Kosten steigen.
Der „Debasement Trade“ und die Krypto-Pause
An den Märkten äußert sich diese Unsicherheit in einer fast unheimlichen Flucht in Sachwerte, die Michael A. Gayed treffend als Vorboten eines Regimewechsels beschreibt. Wir sehen Phänomene, die historisch selten parallel laufen:
* Gold hat sich oberhalb der gestern eroberten 4.500-Dollar-Marke festgesetzt (ca. 3.850 Euro) – ein Plus von über 60 Prozent in diesem Jahr.
* Silber attackiert die 80-Dollar-Schwelle, getrieben von einer industriellen Paniknachfrage.
* Der S&P 500 steht kurz davor, die Geschichte neu zu schreiben und erstmals über 6.600 Punkten zu schließen (aktuell fast 6.930).
Es ist der klassische „Debasement Trade“: Die Märkte preisen für 2026 eine geldpolitische Lockerung der Fed und weiter steigende Staatsausgaben ein.
Interessant ist jedoch, wer nicht eingeladen ist. Die Krypto-Märkte wurden über die Feiertage kalt erwischt. Spot-Bitcoin-ETFs verzeichneten in der letzten Woche Abflüsse von 782 Millionen Dollar. Institutionelle Anleger nahmen Gewinne mit („Holiday Positioning“), während das „alte“ Geld in Edelmetalle rotierte. Bitcoin hält sich zwar wacker bei knapp 88.000 Dollar, aber die Party findet derzeit im physischen Tresor statt, nicht auf der Blockchain.
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Nvidias 20-Milliarden-Dollar-Festung
Wenn Sie sich gefragt haben, ob die Dominanz von Nvidia irgendwann endet, lieferte das Unternehmen an Heiligabend die Antwort: Nicht kampflos. Der am 24. Dezember bekannt gewordene Deal mit dem KI-Chip-Startup Groq ist ein strategisches Meisterstück.
Offiziell handelt es sich um eine Lizenzvereinbarung über rund 20 Milliarden US-Dollar. Faktisch ist es eine Übernahme des geistigen Eigentums und der Talente („Acqui-hire“), ohne die kartellrechtlichen Alarmglocken einer Vollfusion auszulösen. Die Gründer von Groq wechseln zu Nvidia. Damit beseitigt Jensen Huang das letzte Argument der Bären: die Sorge, Nvidia könnte im Bereich der „Inferenz“ (der Anwendung von KI, nicht dem Training) technologisch überholt werden. Analysten werten den Schachzug bereits als das Entfernen des letzten Risikofaktors. Nvidia kauft sich nicht nur Technologie, der Konzern kauft sich das Monopol auf Zeit.
Frankfurter Grabenkämpfe
Ein Blick zurück nach Deutschland zeigt eine ganz andere Art der Verteidigung. Wer auf ein schnelles Ende im Übernahmekrimi zwischen der Commerzbank und Unicredit gehofft hatte, wurde enttäuscht. Die Commerzbank hat ihren Abwehrwall verstärkt und am 17. Dezember den Aktienrückkauf über eine Milliarde Euro abgeschlossen.
Die Botschaft aus dem Gelben Turm ist unmissverständlich: Wir graben uns ein. Das Management stellt sich nun auf einen zermürbenden Abwehrkampf ein. Für Aktionäre (Aktie +124 Prozent in 2025!) ist diese Pattsituation kurzfristig lukrat, da jeder Rücksetzer von der Übernahmefantasie aufgefangen wird. Doch strategisch lähmt dieser Zustand eine der wichtigsten Finanzierungsadern der deutschen Wirtschaft.
Ausblick: Das Jahr der Wahrheit 2026
Wir stehen an der Schwelle zu einem Jahr, das viele Gewissheiten prüfen wird. Fed-Chef Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet, hinterlässt eine Warnung: Aktien seien „fairly highly valued“. Das Shiller-KGV liegt nahe 41 – ein Niveau, das historisch oft Schmerzen ankündigte.
Gleichzeitig prognostiziert Snowflake-CEO Sridhar Ramaswamy für 2026 ein Aufbrechen der Big-Tech-Dominanz bei KI-Modellen durch Open Source. Ob das gegen die 20-Milliarden-Dollar-Kriegskasse von Nvidia ausreicht, bleibt abzuwarten.
Quintessenz
Nutzen Sie die verbleibenden Tage des Jahres nicht nur für die Bilanz, sondern für die Strategie. Die Karten werden neu gemischt – geopolitisch in Florida, technologisch im Silicon Valley und fiskalisch in Berlin. Wer 2026 bestehen will, muss Volatilität nicht als Risiko, sondern als neue Anlageklasse begreifen.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen Ausklang dieses turbulenten Wochenendes.
Herzlichst,
Ihr
Eduard Altmann
