Energiekontor arbeitet sich operativ voran, kämpft aber weiter mit den Nachwirkungen der deutlichen Prognosesenkung im Herbst. Ein laufendes Aktienrückkaufprogramm, neue Projektabschlüsse und eine prall gefüllte Pipeline treffen auf ein deutlich schwächeres Jahresergebnis als ursprünglich geplant. Wie passt das zusammen?
Die Fakten im Überblick
- Aktueller Kurs: 33,90 € (Heute -0,73 %)
- Abstand zum 52‑Wochen-Hoch (61,80 €): rund -45 %
- Seit Jahresanfang: -33,5 %
- Laufendes Aktienrückkaufprogramm seit Juli 2025
- 13 Projekte 2025 im Financial Close, 20 Projekte im Bau
- Jahresprognose EBT 2025 von 70–90 Mio. € auf 30–40 Mio. € gesenkt
- Mittelfristziel: EBT ca. 120 Mio. € in 2028
- Warburg Research mit Kaufempfehlung und Kursziel um 99 €
Der Kurs notiert damit deutlich unter dem Hoch des Jahres und klar unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 42,36 €. Der RSI von 20,8 signalisiert zudem einen deutlich überverkauften Zustand.
Aktienrückkauf als Signal
Seit Juli 2025 läuft bei Energiekontor ein Aktienrückkaufprogramm, das zuletzt weiter ausgebaut wurde. In der Woche vom 15. bis 19. Dezember 2025 erwarb das Unternehmen über die Frankfurter Börse 1.450 eigene Aktien.
Insgesamt summiert sich der Rückkauf seit Programmstart damit auf 29.694 Stück. In der jüngsten Woche zahlte Energiekontor im Schnitt zwischen 34,41 und 34,64 Euro je Aktie, das Volumen lag bei rund 50.025 Euro.
Das Management kauft damit kontinuierlich Anteile am eigenen Unternehmen zurück. Üblicherweise werten Marktteilnehmer ein solches Vorgehen als Hinweis darauf, dass die Führung den aktuellen Börsenkurs für zu niedrig hält und die langfristige Ertragskraft positiver einschätzt als es der Markt derzeit einpreist.
Projektpipeline und Financial Close
Operativ meldet Energiekontor weitere Fortschritte. Anfang Dezember 2025 erreichte der Windpark Beiersdorf-Freudenberg in Brandenburg den Financial Close – ein wichtiger Meilenstein, der den Start der Bauphase ermöglicht.
Die Eckdaten des Projekts:
- Kapazität: rund 17 Megawatt
- Technologie: 3 Nordex-Anlagen mit je 5,7 MW
- Erwartete Jahresproduktion: ca. 36 Gigawattstunden
- Geplante Inbetriebnahme: 2027
Der Windpark ist Teil eines größeren Pakets: Im laufenden Geschäftsjahr 2025 hat Energiekontor bereits 13 Wind- und Solarprojekte mit zusammen rund 343 Megawatt zum Financial Close gebracht. Parallel befinden sich derzeit 20 Projekte mit mehr als 628 Megawatt Gesamtkapazität im Bau.
Diese Zahlen unterstreichen, dass die Projektpipeline nicht das Problem ist. Vielmehr verschieben sich Erträge zeitlich, was sich direkt in der kurzfristigen Ergebnisentwicklung niederschlägt.
Deutliche Prognosekorrektur bremst 2025
Im Oktober 2025 musste der Vorstand die Jahresprognose kräftig nach unten anpassen. Statt eines Vorsteuerergebnisses (EBT) von 70 bis 90 Millionen Euro werden nun nur noch 30 bis 40 Millionen Euro erwartet – also deutlich weniger als ursprünglich avisiert.
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Die wesentlichen Gründe:
- Verzögerte Projektverkäufe in Deutschland durch verlängerte Einspruchsfristen
- Probleme bei Netzanschlussgenehmigungen in Großbritannien im Zuge der Netzreform
- Geplante Projekterlöse rutschen damit ins Geschäftsjahr 2026
Im Kern geht es also nicht um geplatzte Projekte, sondern um verschobene Zeitpunkte der Realisierung. Für die Jahresbilanz 2025 macht das dennoch einen erheblichen Unterschied.
Halbjahreszahlen und mittelfristige Ziele
Das erste Halbjahr 2025 hatte noch deutlich positiver ausgesehen. Das Vorsteuerergebnis stieg um 69,5 % auf 28,3 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit 76 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau, während sich das Ergebnis je Aktie auf 1,72 Euro verdoppelte.
Diese starke Entwicklung führte zunächst zu der Erwartung, dass der Großteil der Gewinne wie gewohnt im zweiten Halbjahr erzielt wird. Durch die Projektverschiebungen ist dieses Szenario nun hinfällig, weshalb die Prognoseanpassung so deutlich ausfiel.
Trotz der kurzfristigen Belastung hält der Vorstand an der Wachstumsstrategie 2023–2028 fest. Ziel bleibt ein EBT von rund 120 Millionen Euro im Jahr 2028. Die Pipeline umfasst derzeit rund 11,4 Gigawatt an Projekten – die inzwischen eingestellten US‑Windvorhaben sind dabei bereits herausgerechnet.
Analysten sehen Erholungsspielraum
Warburg Research bestätigte im November 2025 die Kaufempfehlung für die Aktie und sieht das durchschnittliche Kursziel bei rund 99 Euro. Das liegt klar über dem aktuellen Kursbereich um die 34 Euro und spiegelt die Erwartung wider, dass die verzögerten Projektverkäufe im Jahr 2026 nachholbar sind.
Am Markt prallen damit zwei Perspektiven aufeinander: kurzfristiger Druck durch die Prognosesenkung und ein Kurs, der seit Jahresanfang um gut ein Drittel nachgegeben hat, auf der einen Seite – sowie eine breite Pipeline, ambitionierte Mittelfristziele und ein laufendes Aktienrückkaufprogramm auf der anderen.
Fazit: Kurzfristige Delle, langfristiger Plan
Energiekontor steckt 2025 klar in einer Ergebnisausdünnung, die vor allem durch administrative und regulatorische Verzögerungen ausgelöst wurde. Die fundamentale Projektbasis bleibt jedoch breit: zweistellige Gigawatt-Pipeline, zahlreiche Projekte im Financial Close und im Bau sowie ein unverändertes EBT-Ziel von 120 Millionen Euro für 2028.
Solange die verschobenen Projektverkäufe tatsächlich 2026 realisiert werden und die Wachstumsstrategie unverändert umgesetzt wird, bildet die aktuelle Kombination aus schwachem Jahresergebnis, deutlichem Kursabschlag und aktivem Aktienrückkaufprogramm den Rahmen für eine mögliche Ergebnis- und Bewertungsnormalisierung in den kommenden Jahren.
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