Liebe Leserinnen und Leser,
19,5 Milliarden Dollar.
Manchmal passt das Ende einer Ära auf einen einzigen Buchungsbeleg. Die Summe, die Ford heute als Sonderabschreibung verkündete, ist weit mehr als eine bilanzielle Bereinigung. Sie ist das bislang teuerste Eingeständnis der Industriegeschichte, dass sich der politische und ideologische Wunschtraum der reinen Elektromobilität nicht mit der ökonomischen Realität des Kunden deckt.
Gestern noch sprachen wir an dieser Stelle über den einsamen Höhenflug von Tesla, der die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft zu setzen schien. Heute holt uns die „Old Economy“ auf den Boden der Tatsachen zurück. Während der DAX in Frankfurt um 0,6 Prozent auf 24.056 Punkte nachgibt, erleben wir einen Dienstag der großen Ernüchterung. Die großen narrativen Treiber des Jahres 2025 – von der bedingungslosen E-Wende über die KI-Revolution bis zum digitalen Gold – durchlaufen zeitgleich einen brutalen Stresstest.
Willkommen in der Woche der Wahrheit.
Kapitulation in Detroit: Das Ende des Lightning-Traums
Die Nachricht aus Dearborn gleicht einem Erdbeben, dessen Erschütterungen bis nach Wolfsburg und Stuttgart zu spüren sind. Ford zieht beim einstigen Prestige-Projekt F-150 Lightning den Stecker. Die Produktion des vollelektrischen Pickups wird eingestellt. Stattdessen setzt der Konzern künftig auf „Extended-Range EVs“ (EREV) – also Fahrzeuge, die im Zweifel von einem Benzin-Generator am Leben gehalten werden.
Die 19,5 Milliarden Dollar schwere Abschreibung ist ein finanzielles Blutbad, strategisch jedoch ein Befreiungsschlag. Ford beugt sich einer simplen Marktlogik: Der Kunde will Hybride, keine Reichweitenangst. Die Börse reagiert mit jener zynischen Rationalität, die ihr eigen ist: Weil Ford gleichzeitig das EBIT-Ziel für 2025 auf 7 Milliarden Dollar anhebt, wird das Scheitern des Produkts als Sieg der Profitabilität gefeiert.
Für die deutsche Automobilindustrie ist dies mehr als ein Warnschuss. Wenn ein US-Gigant bereit ist, Milliardenwerte zu vernichten, um eine strategische Sackgasse zu verlassen, wächst der Druck auf VW und Mercedes, ihre eigenen, oft noch immer dogmatischen Elektro-Pläne der Realität anzupassen.
Wenn die KI-Rechnung nicht mehr aufgeht
Doch die Skepsis beschränkt sich nicht auf das Blech. Auch im Silicon Valley kühlt sich das Klima spürbar ab. Ein Blick auf Oracle genügt, um die Nervosität zu greifen: Die Aktie notiert mittlerweile rund 40 Prozent unter ihrem Allzeithoch vom September.
Der Grund ist eine fundamentale Neubewertung der Infrastruktur-Mathematik. Investoren wie der renommierte Short-Seller Jim Chanos warnen vor einer „Abschreibungs-Zeitbombe“. Die These ist so simpel wie beunruhigend: Unternehmen wie CoreWeave oder Oracle investieren Dutzende Milliarden in Nvidia-Chips. Doch diese Hardware veraltet technisch so rasant, dass sie sich kaum amortisieren kann, bevor die nächste Generation – Blackwell und seine Nachfolger – den Markt flutet.
Zwar meldete Nvidia heute die Übernahme der Softwarefirma SchedMD, um das Workload-Management in Supercomputern zu optimieren – ein kluger Schachzug zur Ökosystem-Pflege. Doch das ändert nichts an der makroökonomischen Gretchenfrage: Wer bezahlt am Ende die Rechnung für hunderte Milliarden an Investitionen, wenn die KI-Umsätze auf der Anwendungsseite noch immer auf sich warten lassen?
Krypto-Schmelze statt Jahresend-Rallye
Wer nach den gestrigen Warnsignalen noch auf eine schnelle Erholung bei Bitcoin gehofft hatte, wurde heute eines Besseren belehrt. Die Hoffnung auf die „Weihnachts-Rallye“ weicht der Angst vor dem freien Fall. Die größte Kryptowährung rutschte unter die Marke von 86.000 US-Dollar und handelt damit fast 30 Prozent unter dem Rekordhoch vom Oktober (126.000 Dollar).
Der „Fear & Greed Index“ ist auf 11 gefallen – das bedeutet extreme Angst. Besonders alarmierend ist die Divergenz am Markt: Während MicroStrategy unerschütterlich weiter Milliarden investiert und zukauft, ziehen institutionelle Anleger massiv Kapital ab. Allein gestern flossen 357 Millionen Dollar aus den ETFs. Wenn der Markt trotz Käufen von fast einer Milliarde Dollar durch einen einzelnen Akteur (MicroStrategy) weiter fällt, deutet das auf einen massiven Verkaufsdruck der breiten Masse hin. Die 85.000-Dollar-Marke ist nun die letzte Bastion vor einem möglichen Test der 80.000er-Zone.
Genau solche volatilen Marktphasen bieten für erfahrene Trader außergewöhnliche Chancen – wenn man weiß, wie man sie systematisch nutzt. Der Analyst Carsten Müller hat eine Strategie entwickelt, die gezielt auf explosive Kursbewegungen in allen Märkten setzt – egal ob bei fallenden oder steigenden Kursen. In seiner „Cash-Rallye“ zeigt er, wie Anleger durch präzise Timing-Signale von starken Marktbewegungen profitieren können: Zweimal wöchentlich konkrete Trade-Empfehlungen, die auf technischen Ausbrüchen, Volumenanalyse und fundamentalen Katalysatoren basieren. Die bisherigen Ergebnisse seiner Methode sprechen für sich: Durchschnittlich 62,5% Gewinn pro Trade bei Werten wie Rheinmetall (+136,5%), Siemens Energy (+96,9%) oder Cameco (+60,2%). Das System funktioniert sektorübergreifend – von Aktien über Rohstoffe bis zu Kryptowährungen. Details zur Cash-Rallye-Strategie
Makro-Nebel und ein Lichtblick im Mittelstand
Als wäre die Gemengelage nicht komplex genug, lieferten die USA heute Arbeitsmarktdaten, die mehr Fragen aufwerfen als Antworten. 64.000 neue Stellen im November klingen auf dem Papier solide (Erwartung: 45.000), doch der Bericht ist durch den „Government Shutdown“ im Oktober statistisch massiv verzerrt. Eine Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent signalisiert Abkühlung, aber für die US-Notenbank Fed ist dieses Daten-Mosaik kaum lesbar. Die Märkte reagierten entsprechend orientierungslos.
Einen spannenden Kontrapunkt setzt hierzulande Wacker Neuson. Der Baumaschinenhersteller steht im Fokus von Übernahmespekulationen durch Doosan Bobcat. Während die Tech-Giganten straucheln, zeigt sich einmal mehr: Der deutsche Mittelstand bleibt technologisch begehrt – und im Zweifel ein Übernahmeziel.
Unterdessen schafft die Bundesnetzagentur Fakten für die Energiewende 2026: Die Höchstwerte für Ausschreibungen wurden gesenkt – bei Wind an Land auf 7,25 ct/kWh, bei Solardachanlagen auf 10,00 ct/kWh. Die Behörde wettet auf sinkende Gestehungskosten. Ob diese Rechnung angesichts der inflationären Tendenzen bei Komponentenherstellern aufgeht, bleibt abzuwarten. Es ist ein riskantes Spiel mit der Investitionsbereitschaft.
Was das für Sie bedeutet
Der heutige Dienstag lehrt uns Demut vor den „Megatrends“. Ob Elektroautos oder Krypto – nichts steigt linear. Für Sie als Anleger bedeutet das: Der blinde Glaube an Disruption wird gerade durch die harte Mathematik der Cashflows ersetzt.
Ford hat heute die Notbremse gezogen, um nicht gegen die Wand zu fahren. Es könnte der Moment sein, in dem auch manch privates Portfolio auf den Prüfstand gehört: Wo halten Sie an Narrativen fest, die die Realität längst überholt hat?
Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Dienstagabend – bleiben Sie realistisch.
Herzlichst,
Ihr
Eduard Altmann