Wenn Rentenpaket auf Linke-Hilfe trifft – und Europas Gasabhängigkeit endet

Die Linke sichert mit ihrer Enthaltung die Mehrheit für das Rentenpaket, während die EU den vollständigen Ausstieg aus russischem Gas bis Ende 2027 beschlossen hat.

Kurz zusammengefasst:
  • Linke-Fraktion kündigt taktische Enthaltung bei Rentenabstimmung an
  • EU vereinbart vollständigen Stopp russischer Gasimporte bis 2027
  • Goldpreis steigt auf Sechswochenhoch nahe 4.264 Dollar
  • Zentralbanken stocken ihre Goldreserven deutlich auf

Guten Abend,

manchmal entscheiden in der Politik nicht die Lautesten, sondern die Schweigenden. Während in Berlin gestern alle Augen auf die Unionsfraktion gerichtet waren – würden die Renten-Rebellen das Gesetz zu Fall bringen? –, fiel die entscheidende Weichenstellung an ganz anderer Stelle: Die Linke kündigte ihre Enthaltung an. Ein taktischer Schachzug, der Kanzler Merz die nötigen Stimmen sichert und zugleich die Frage aufwirft, wie belastbar Koalitionen in Zeiten knapper Mehrheiten noch sind.

Doch nicht nur in Deutschland wird gerade Grundsätzliches neu verhandelt. Die EU hat sich auf ein historisches Datum verständigt: Ende 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Ein Beschluss, der Energiepolitik, Industriestandorte und geopolitische Machtverhältnisse neu ordnet – und der zeigt, wie weit Europa seit dem Schock von 2022 gekommen ist.

Rentenpaket: Wenn Enthaltung zur Rettung wird

Es war eine Pattsituation mit Ansage. Das Rentenpaket der Koalition – Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2031, darüber hinaus höher als ohne Gesetz – spaltete die Unionsfraktion. Bis zu 20 Gegenstimmen wurden in einer Testabstimmung gezählt, vor allem aus der Jungen Gruppe. Ihre Kritik: dreistellige Milliardenkosten, die kommende Generationen tragen müssen.

Dann die überraschende Wendung: Die Linken-Fraktion mit ihren 64 Abgeordneten beschloss die Enthaltung. Begründung von Fraktionschefin Heidi Reichinnek: „An uns wird es nicht scheitern, dass das Rentenniveau stabilisiert wird.“ Technisch bedeutet das: Die erforderliche Mehrheit sinkt auf 284 Stimmen – die Koalition mit 328 Mandaten hat plötzlich einen komfortablen Puffer von 44 Stimmen.

Für die Union ist die Situation brisant. Ein Parteitagsbeschluss von 2018 schließt koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der Linken aus. Bei der letzten Abstimmungskrise – neue Verfassungsrichter – hatte man Gespräche mit der Linken kategorisch abgelehnt. Jetzt profitiert man von deren Enthaltung, ohne offiziell verhandelt zu haben.

Merz warnte seine Fraktion eindringlich: „Da unten brauchen wir eine stabile politische Mehrheit. Alles andere führt uns ins Elend.“ Die Abstimmung am Freitag dürfte durchgehen – aber sie zeigt, wie fragil Mehrheiten geworden sind, wenn selbst Grundsatzfragen wie die Rente nur noch mit taktischen Manövern zu lösen sind.

Europas Gasfreiheit: 2027 endet die russische Ära

Was vor drei Jahren noch undenkbar schien, ist nun beschlossene Sache: Die EU steigt vollständig aus russischem Gas aus. Bis spätestens 1. November 2027 endet die Pipeline-Einfuhr auf Basis langfristiger Verträge, Flüssigerdgas (LNG) aus Russland ist bereits ab Januar 2027 tabu. Binnenländer erhalten minimale Übergangsfristen bis Ende 2027.

Die Zahlen zeigen, wie weit Europa bereits gekommen ist – und wie viel noch zu tun bleibt. 2024 importierte die EU noch 52 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland, etwa ein Fünftel aller Einfuhren. Im ersten Halbjahr 2025 flossen russisches LNG im Wert von 4,5 Milliarden Euro nach Europa. Zum Vergleich: US-Gas kam für 19,1 Milliarden Euro.

Die EU-Kommission gibt sich zuversichtlich: Der Weltmarkt biete genügend Alternativen, Verbraucher müssten keine großen Preissteigerungen fürchten. Die Realität dürfte komplexer sein. Ungarn und die Slowakei – beide stark von russischen Lieferungen abhängig – sollen 2026 einen Ausstiegsplan vorlegen. Für russisches Öl gibt es noch gar keinen konkreten Zeitplan.

Kremlsprecher Peskow reagierte erwartbar: Europa schade sich selbst, mache sich abhängig von teurer Energie und beschädige die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft. Tatsächlich ist die Frage berechtigt: Kann Europas Industrie mit höheren Energiekosten global konkurrieren? Die Roland-Berger-Studie zur deutschen Schönheits- und Haushaltspflegebranche zeigt das Dilemma: 90 Prozent der befragten Unternehmen sehen Bürokratie als zentrale Belastung, 75 Prozent halten den Standort Deutschland für wenig attraktiv. Hohe Energiepreise verschärfen das Problem.

Dennoch: Die Unabhängigkeit von einem unberechenbaren Lieferanten hat ihren Preis – und Europa hat entschieden, ihn zu zahlen.

Goldpreis: Wenn Unsicherheit zur Währung wird

Während Politiker über Gas und Renten verhandeln, sprechen die Märkte ihre eigene Sprache. Gold kletterte am Mittwoch auf 4.221 Dollar je Unze, nahe dem Sechswochenhoch von 4.264 Dollar. Der Treiber: ein schwächelnder Dollar und wachsende Erwartungen einer Zinssenkung durch die Fed am 9. Dezember – die Wahrscheinlichkeit liegt bei 90 Prozent.

Interessant wird es bei den Käufern. Zentralbanken stockten im Oktober ihre Goldreserven um 53 Tonnen auf, ein Plus von 36 Prozent gegenüber September. Polen führt die Liste an – 16 Tonnen im Oktober, insgesamt 83 Tonnen seit Jahresbeginn. Brasilien kaufte ebenfalls 16 Tonnen. China, seit Monaten aktiver Käufer, legte weitere 0,9 Tonnen zu. Einziger Verkäufer: Russland mit minus 3 Tonnen.

Was bedeutet das? Zentralbanken diversifizieren weg vom Dollar – ein Signal, das über den reinen Goldpreis hinausgeht. Wenn Notenbanken ihr Vertrauen in Papierwährungen reduzieren, sollten Anleger aufmerken.

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Ausblick: Wenn Grundsatzfragen warten

Die kommenden Tage bringen Klarheit – und neue Fragen. Am Freitag stimmt der Bundestag über das Rentenpaket ab, die Linke hat ihre Enthaltung angekündigt, die Union ringt mit sich selbst. Parallel dazu veröffentlicht die Fed am Freitag ihre verzögerten Inflationsdaten (PCE-Index für September) – ein letzter Datenpunkt vor der Zinsentscheidung nächste Woche.

Und während Deutschland über Renten diskutiert und Europa sich von russischem Gas verabschiedet, läuft in den USA die Nominierung von Jared Isaacman als NASA-Chef durch den Senat. Seine Botschaft: „Zurück zum Mond, bevor China dort ist.“ Geopolitik findet eben nicht nur auf der Erde statt.

Manchmal sind es die leisen Entscheidungen – eine Enthaltung hier, ein Gasausstieg dort –, die Grundsätzliches verändern. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Europa seine Wetten richtig gesetzt hat.

Einen nachdenklichen Abend wünscht Ihnen

Eduard Altmann


Mittwoch, 03. Dezember 2025

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