Der Industrieriese zieht endlich die Reißleine: Nach monatelangem Ringen steht die radikale Neuaufstellung der Stahlsparte fest. Es ist ein beispielloser Eingriff in die Unternehmensstruktur, der eigentlich für Befreiung sorgen sollte. Doch statt Euphorie herrscht Katerstimmung an den Märkten. Warum reagieren Anleger bei diesem lang ersehnten strategischen Durchbruch mit Verkäufen?
Radikalkur: 11.000 Stellen wackeln
Der Vorstand nennt es einen „Meilenstein“, für die Belegschaft ist es ein Schock. Die gestern besiegelte Einigung mit der IG Metall kommt mit einem extrem hohen Preisschild: Bis zum Jahr 2030 sollen rund 11.000 der derzeit 27.000 Arbeitsplätze in der Stahlsparte abgebaut oder ausgelagert werden. Das Ziel ist eine massive Drosselung der Kapazitäten, um auf die strukturelle Überproduktion und billige Importe zu reagieren.
Die Details der Vereinbarung zeigen, wie ernst die Lage ist:
* Produktion: Die Kapazität wird von 11,5 auf unter 9,0 Millionen Tonnen pro Jahr geschrumpft.
* Personal: Rund 5.000 Stellen fallen direkt weg, weitere 4.000 werden ausgelagert.
* Perspektive: Trotz Sparzwang hält der Konzern am Bau der Direktreduktionsanlage für „grünen Stahl“ in Duisburg fest.
Die Börse strafte die konkreten Pläne sofort ab. Mit einem Schlusskurs von 8,98 Euro am Montag rutschte das Papier unter eine psychologisch wichtige Marke. Anleger scheinen hier klassisches „Sell-the-News“ zu betreiben und sorgen sich nun primär um die enormen Kosten dieser Restrukturierung.
Wegfrei für den Verkauf?
Hinter dem harten Schnitt steckt ein klares strategisches Kalkül: Die Braut soll hübsch gemacht werden. Diese Einigung ist die operative Voraussetzung für eine mögliche Verselbstständigung oder den Einstieg externer Investoren. Seit Monaten laufen Gespräche mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský (EPCG) und dem indischen Stahlriesen Jindal.
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Während die Rüstungssparte Marine Systems dank des globalen Aufrüstungsbooms floriert, war der Stahl zuletzt der Bremsklotz in der Bilanz. Die nun geschaffene Planungssicherheit bereinigt die Kostenbasis – ein entscheidendes Signal an potenzielle Käufer. Doch reicht das, um die Verhandlungen zum Abschluss zu bringen?
Vorsicht: Charttechnik angeschlagen
Trotz der massiven Rallye im bisherigen Jahresverlauf (+124,55 %) trübt sich das Bild kurzfristig deutlich ein. Der Titel hat sich mittlerweile über 32 Prozent von seinem im Oktober markierten 52-Wochen-Hoch entfernt. Besonders alarmierend: Der Kurs notiert aktuell rund 11,5 Prozent unter dem 50-Tage-Durchschnitt, was den kurzfristigen Abwärtsdruck technisch untermauert. Analysten wie JPMorgan bleiben zwar vorsichtig optimistisch für den Sektor ab 2026, sehen aktuell aber kaum Spielraum nach oben.
Die Tinte unter dem Vertrag ist trocken, doch die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Für Anleger verschiebt sich der Fokus nun weg vom „Ob“ der Sanierung hin zum „Wer“. Ohne einen schnellen, konkreten Einstieg eines strategischen Partners droht dem Titel eine zähe Hängepartie zwischen hohen Sanierungskosten und der Hoffnung auf eine profitablere Zukunft.
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