The Trade Desk erlebt eines der härtesten Börsenjahre im S&P 500. Aus einem lange gefeierten Qualitätswert ist ein Beispiel dafür geworden, wie schnell hohe Bewertungen unter Konkurrenzdruck ins Rutschen geraten können. Der Kurs notiert inzwischen nahe am Jahrestief – und spiegelt damit tief sitzende Zweifel an Wachstumstempo und Marktposition wider.
Kurssturz und Wachstumsdelle
Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 73 % an Wert verloren und liegt damit deutlich unter ihren gleitenden Durchschnitten; vom 52‑Wochen-Hoch bei 128,76 Euro trennen sie inzwischen gut 76 %. Allein in den vergangenen 30 Tagen beträgt das Minus rund 13 %, während der Kurs heute mit 31,34 Euro nur knapp über dem jüngsten Jahrestief notiert.
Auslöser des Vertrauensbruchs war der erste Umsatzverfehlung seit 33 Quartalen. Das Wachstum hat sich von 27 % im Jahr 2024 auf aktuell hohe „Teens“ verlangsamt. Im dritten Quartal 2025 stiegen die Erlöse zwar noch um 17,74 % auf 739,4 Millionen US‑Dollar, doch die Story des ungebremsten Wachstums ist angekratzt. Das Management versucht gegenzusteuern: Die Kundenbindungsquote liegt weiter über 95 %, zusätzlich wurde ein Aktienrückkaufprogramm um 500 Millionen Dollar aufgestockt. Für das vierte Quartal stellt The Trade Desk mindestens 840 Millionen Dollar Umsatz und ein bereinigtes EBITDA von rund 375 Millionen Dollar in Aussicht; für 2025 insgesamt werden etwa 2,89 Milliarden Dollar Umsatz und damit 18,2 % Wachstum erwartet – spürbar weniger als im Vorjahr.
Amazon erhöht den Druck
Gleichzeitig hat sich das Wettbewerbsumfeld im digitalen Werbemarkt klar zu Ungunsten von The Trade Desk verschoben. Vor allem Amazon baut seinen Werbe-Arm rasant aus und ist längst zu einem Schwergewicht geworden: Die Werbesparte erzielt inzwischen mehr als 50 Milliarden Dollar Jahresumsatz und stärkt ihre eigene Demand-Side-Plattform (DSP).
Mehrere Entwicklungen treffen The Trade Desk im Kernsegment Programmatic Advertising:
- Netflix hat Amazon als primären programmatischen Werbepartner ausgewählt
- Disney und Roku haben ähnliche Kooperationen mit Amazon geschlossen
- Amazon soll DSP-Gebühren von etwa 1 % verlangen, während The Trade Desk bei 12–15 % liegt
- Der Zugriff auf Connected-TV-Werbeinventar verschiebt sich zunehmend in Richtung Amazons Ökosystem
CEO Jeff Green stellt die Gefahr durch Amazon bislang eher als begrenzt dar und argumentiert, Amazon bediene vor allem das eigene Inventar und nicht das offene Internet. Diese Sichtweise wird von Analysten und Investoren jedoch zunehmend hinterfragt, weil die zentralen Streaming-Partnerschaften und die aggressiven Preispunkte Amazons Marktstellung stärken.
Führungskräfte-Fluktuation verstärkt Sorgen
Neben dem verschärften Wettbewerb sorgen interne Veränderungen für zusätzliche Unsicherheit. Seit März 2025 hat The Trade Desk gleich drei Positionen im Top-Management neu besetzt:
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- Chief Financial Officer
- Chief Operating Officer
- Chief Revenue Officer
Vor allem der Abgang der Finanzchefin/des Finanzchefs im Rahmen der Q2-Zahlen sorgte für eine deutliche negative Reaktion am Markt. Die Kombination aus schneller Abfolge von Führungswechseln und einer hohen Schlagzahl neuer Produkte wirft Fragen nach der operativen Stabilität und der strategischen Abstimmung im Managementteam auf.
Analysten werden vorsichtiger
Die deutliche Kurskorrektur geht mit einer klaren Erwartungsdämpfung an der Wall Street einher. Mehrere Investmenthäuser haben ihre Kursziele in den vergangenen Wochen zurückgenommen:
- Jefferies: 40 US‑Dollar (11. Dezember 2025)
- Wedbush: 40 US‑Dollar (8. Dezember 2025)
- DA Davidson: 54 US‑Dollar (10. November 2025)
Der Median der Analystenziele liegt bei 64 US‑Dollar. Die Konsens-Einstufung lautet trotz des Kurssturzes noch „Moderate Buy“, basierend auf 21 Kaufempfehlungen, 12 Halteurteilen und 3 Verkaufsempfehlungen. Bemerkenswert: Das aktuelle Kursniveau liegt deutlich unter den zuletzt ausgesprochenen, bereits reduzierten Kurszielen, was die Unsicherheit über die künftige Wachstumsqualität widerspiegelt.
Bewertung im Umbruch
Mit dem Kursrutsch hat sich auch die Bewertung deutlich normalisiert. The Trade Desk wird aktuell mit rund dem 40‑fachen der vergangenen Gewinne gehandelt, nachdem das KGV zu Jahresbeginn noch bei etwa 71 lag. Auf Basis der Schätzungen für 2026 ergibt sich ein Forward-KGV von rund 28,9.
Bewertungsmodelle auf Basis diskontierter Cashflows zeichnen ein ganz anderes Bild: Rechnet man mit einem Anstieg des freien Cashflows auf 1,38 Milliarden Dollar bis 2029, ergibt sich rechnerisch ein Abschlag von etwa 55 % zum aktuellen Marktpreis. Diese Diskrepanz verdeutlicht den Kernkonflikt: Während langfristige Modelle von anhaltendem Wachstum und stabilen Marktanteilen ausgehen, preist der Markt derzeit deutlich höhere Risiken durch den härteren Wettbewerb und die Wachstumsverlangsamung ein.
Auch institutionelle Investoren senden gemischte Signale. State Street hat im dritten Quartal mehr als 26 Millionen Aktien zugekauft, während Jennison Associates und Edgewood Management nahezu ihre gesamten Positionen aufgelöst und zusammen über 27 Millionen Aktien verkauft haben.
Fazit: Hoher Druck, geteilte Einschätzungen
The Trade Desk steht damit an einem sensiblen Punkt: Das Wachstum hält zwar an, verlangsamt sich aber spürbar, während ein immer stärkerer Wettbewerber wie Amazon zentrale Partnerschaften und günstige Konditionen für sich gewinnt. Gleichzeitig belastet die Rotation im Top-Management das Vertrauen in die operative Steuerung. Dem stehen eine weiterhin hohe Kundenbindung, solide Margen, Aktienrückkäufe und eine im historischen Vergleich deutlich niedrigere Bewertung gegenüber. Die nächsten Quartale werden vor allem zeigen, ob The Trade Desk seine Position im offenen Internet und im Connected-TV-Bereich behaupten und das aktuelle Bewertungsniveau mit stabilen Wachstumsraten untermauern kann.
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