Ein strategischer Coup könnte die Marinesparte von Thyssenkrupp auf ein neues Level heben: Die Verhandlungen über eine Fusion mit German Naval Yards würden einen nationalen Champion im deutschen Schiffbau schaffen – und das ausgerechnet vor dem geplanten Börsengang. Ist dies der Befreiungsschlag, auf den Anleger des krisengeplagten Industriekonzerns gewartet haben? Oder nur ein weiteres Kapitel im Zerschlagungsprozess des einstigen Industriegiganten?
Der Plan: Kieler Werften verschmelzen
Die Bombe platzte am Mittwoch. TKMS-Chef Oliver Burkhard bestätigte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Gespräche über eine Konsolidierung mit der benachbarten Werft German Naval Yards. Medienberichten zufolge steht sogar eine vollständige Übernahme im Raum.
Was auf den ersten Blick nach einer lokalen Werft-Hochzeit aussieht, hat weitreichende strategische Dimensionen:
- Globale Schlagkraft: Ein fusioniertes Unternehmen würde seine Position im Weltmarkt für U-Boote, Fregatten und Korvetten massiv ausbauen
- Höherer Börsenwert: Die gebündelte Marinesparte könnte Investoren deutlich attraktivere Bewertungen bieten
- Komplettportfolio: German Naval Yards bringt Expertise im Überwasserschiffbau mit – die perfekte Ergänzung zu Thyssenkrupps U-Boot-Kompetenz
- Politischer Rückenwind: Ein deutscher Champion im Marinebau passt perfekt in die Zeitenwende-Strategie
TKMS gilt bereits heute als weltweit führend im Bau konventioneller U-Boote. Mit German Naval Yards an Bord würde ein maritimes Powerhouse entstehen.
López‘ Jahr der Entscheidungen
Die Marineverhandlungen sind nur ein Puzzleteil im radikalen Umbau des Konzerns. CEO Miguel Ángel López Borrego hat sich vorgenommen, die Konglomeratsstruktur aufzulösen und die einzelnen Bereiche zu verselbstständigen.
Parallel laufen die Gespräche über die Stahlsparte. Nachdem die Verhandlungen mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský im Oktober platzten, steht nun der indische Konzern Jindal Steel International in den Startlöchern. Die Strategie dahinter: Wertschaffung durch Fokussierung. Jedes Geschäft soll auf eigenen Beinen stehen – und vorher noch optimal aufgestellt werden.
Das geopolitische Umfeld spielt Thyssenkrupp dabei in die Karten. Steigende Verteidigungsetats in Europa und weltweit sorgen für volle Auftragsbücher im Rüstungsgeschäft. Genau der richtige Zeitpunkt, um die Marinesparte aufzuwerten.
Was kommt als Nächstes?
Am 9. Dezember wird Thyssenkrupp den Geschäftsbericht für 2024/2025 vorlegen. Anleger erhoffen sich dann konkrete Zahlen zum Fortschritt des Konzernumbaus. Die Hauptversammlung folgt am 30. Januar 2026.
Die Aktie reagierte auf die Nachricht mit einem Kurssprung von über 2,7 Prozent. Mit einem Jahresplus von 135 Prozent gehört der Titel zu den überraschenden Gewinnern 2025 – trotz aller Umbauturbulenzen. Der Schlusskurs am Mittwoch: 9,40 Euro. Vom Oktoberhoch bei 13,24 Euro ist das Papier allerdings noch ein gutes Stück entfernt.
Ob die Marinefusion wirklich zustande kommt, ist offen. Die Gespräche befinden sich nach Unternehmensangaben noch in einem frühen Stadium. Doch eines ist klar: López hat keine Zeit zu verlieren. 2025 sollte das Jahr der Entscheidungen werden – und die Uhr tickt.
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