Intel Aktie: Doppelte Belastung

Intel sieht sich mit Skepsis konfrontiert: Eine milliardenschwere KI-Startup-Übernahme unter CEO-Tan und Zuliefererrisiken aus China drücken die Aktie und werfen Fragen auf.

Kurz zusammengefasst:
  • Übernahme von KI-Startup SambaNova für 1,6 Mrd. Dollar geplant
  • CEO Tan steht im Zentrum eines Governance-Konflikts
  • China-Risiko bei Zulieferer für 14A-Chipfertigung
  • Aktie verliert nach starkem Lauf deutlich an Wert

Intel steht wieder im Mittelpunkt der AI-Fantasie – diesmal allerdings mit einem Dämpfer. Berichte über eine mögliche Übernahme des KI-Chip-Start-ups SambaNova und zugleich heikle Zulieferfragen bei der nächsten Chip-Generation sorgen für Unruhe. Die Aktie hat nach dem starken Lauf der vergangenen Monate spürbar Luft abgelassen. Was steckt hinter der Skepsis?

SambaNova-Deal mit Beigeschmack

Kern der aktuellen Diskussion ist eine mögliche Übernahme von SambaNova Systems für rund 1,6 Milliarden US‑Dollar inklusive Schulden. Intel hat bereits eine unverbindliche Absichtserklärung (LOI) unterzeichnet. Ziel des Deals: Zugriff auf die proprietäre „Reconfigurable Dataflow Unit“ (RDU) von SambaNova, die in Intels „Jaguar Shores“-Roadmap für KI-Beschleuniger aufgehen soll – ein weiterer Versuch, Boden gegenüber Marktführer Nvidia gutzumachen.

Brisant ist weniger der strategische Ansatz als die Governance-Frage: Intel-CEO Lip-Bu Tan, erst seit diesem Jahr an der Spitze des Konzerns, ist gleichzeitig Chairman von SambaNova. Sein detailliertes Know-how über das Start-up gilt zwar als Vorteil, doch der mögliche Interessenkonflikt weckt Misstrauen bei Investoren – insbesondere mit Blick auf Bewertung und Konditionen des Deals.

Hinzu kommt: Die angepeilte Summe von 1,6 Milliarden Dollar liegt deutlich unter der Höchstbewertung von 5 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2021. Der Abschlag spiegelt den Abkühlungstrend im Markt für spezialisierte KI-Hardware-Start-ups wider, ändert aber nichts daran, dass es sich um eine große Transaktion mit „Related-Party“-Charakter handeln würde. Genau das erklärt einen Teil der Zurückhaltung am Markt.

China-Risiko bei 14A-Technologie

Zusätzlich unter Druck gerät Intel durch Berichte, wonach der Konzern Fertigungsequipment von ACM Research für den zukünftigen 14A-Prozessknoten testet, der ab 2027 in die Volumenproduktion gehen soll. Es handelt sich um Nassätzanlagen, also zentrale Werkzeuge in der Chipfertigung.

Formal ist ACM Research ein US-Unternehmen, doch die Gruppe betreibt umfangreiche Aktivitäten in China und war in der Vergangenheit von Beschränkungen gegen Auslandseinheiten betroffen. Das sorgt für Nervosität: Marktteilnehmer befürchten, dass eine zu enge Verflechtung mit einem China-lastigen Zulieferer die Rolle Intels als politisch bevorzugter Empfänger von Fördergeldern aus dem US‑CHIPS‑Act gefährden könnte.

Die US-Regierung stellt die Verringerung der Abhängigkeit von China in der Halbleiterproduktion ins Zentrum ihrer Industriepolitik. Vor diesem Hintergrund kann bereits der Eindruck problematischer Lieferketten für kritische Prozessknoten als regulatorischer Risikofaktor wahrgenommen werden. Die Meldung trifft Intel damit in einer Phase, in der jede Unsicherheit rund um Subventionen und strategische Glaubwürdigkeit besonders sensibel ist.

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Kursreaktion und Einordnung

Am Freitag schloss die Intel-Aktie rund 4 % im Minus bei 32,22 Euro. Auf Wochensicht ergibt sich ein Rückgang von gut 10 %, womit ein Teil der Kursgewinne der vergangenen Monate wieder abgegeben wurde. Dennoch liegt der Titel seit Jahresbeginn immer noch deutlich im Plus.

Fundamental befindet sich Intel weiterhin in einem langfristigen Turnaround: Die starke Entwicklung im dritten Quartal mit Umsätzen von 13,65 Milliarden US‑Dollar hatte zuvor die Erholungserzählung gestützt. Der aktuelle Rücksetzer ist daher eher eine Korrektur auf erhöhte Erwartungen und die neu aufgekommenen Governance- und Regulierungsrisiken als ein Bruch der übergeordneten Story.

Strategisch passt der mögliche SambaNova-Kauf klar in Intels Plan, das eigene KI-Stack aus Hardware und Software zu stärken. Trotz Erfolgen der Gaudi-Reihe liegt der Konzern im Datacenter-Trainingsmarkt weiter hinter Nvidia. SambaNova würde eine ausgereifte Softwareumgebung und eine auf große Sprachmodelle optimierte Architektur liefern – genau dort, wo Effizienz und Leistungsfähigkeit künftig entscheidend sein dürften.

Gleichzeitig zeigt die scharfe Reaktion auf den Doppelschlag aus Übernahmegerüchten und China-Thematik, wie sensibel der Markt aktuell auf alles rund um Kapitalallokation, Corporate Governance und geopolitische Risiken reagiert. Die Rolle von CEO Lip-Bu Tan – einerseits Treiber des Technikfokus, andererseits potenzielle Konfliktfigur – steht dabei zunehmend im Mittelpunkt.

Ausblick: Nächste Weichenstellungen

In den kommenden Wochen rücken vor allem formale Details in den Fokus. Entscheidend wird sein, wie Intel die Governance-Frage im Zusammenhang mit SambaNova adressiert – etwa durch klare Rückzugs- oder Ausschlussregelungen für Tan bei Bewertung und Vertragsgestaltung. Ein verbindlicher Kaufvertrag könnte bereits im nächsten Monat präsentiert werden, ist aber aufgrund der unverbindlichen LOI keineswegs sicher.

Parallel bleibt der Umgang mit den Prüfungen rund um die ACM-Research-Werkzeuge für 14A wichtig. Signale, dass sicherheits- oder förderrechtliche Bedenken der US‑Behörden ausgeräumt sind oder Intel alternative Lieferoptionen offenhält, könnten den Druck von der Aktie nehmen.

Der nächste große Fixpunkt ist der Q4-Bericht Ende Januar 2026. Dort wird sich zeigen, ob Intel den operativen Schwung aus dem dritten Quartal bestätigen kann und wie weit der Konzern bei seiner AI- und Foundry-Neuausrichtung tatsächlich vorangekommen ist – ein Kontext, in den sich sowohl der SambaNova-Deal als auch die Debatte um China-verknüpfte Zulieferer unmittelbar einfügen werden.

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