Apple sorgt kurz vor Jahresende für Diskussionsstoff an der Wall Street. Ein klar negatives Votum von Barclays prallt auf robuste China-Daten und optimistische Wachstumsaussichten für 2026. Im Kern geht es um eine Frage: Ist die jüngste Stärke der Aktie fundamental abgesichert oder bereits zu hoch bezahlt?
Barclays gegen den Trend
Am Dienstagmorgen hat Barclays-Analyst Tim Long seine negative Einschätzung bekräftigt. Er bleibt bei „Sell“ (Underweight) und einem Kursziel von 230 US-Dollar. Ausgehend vom gestrigen Schlusskurs von 273,76 US-Dollar sieht Long damit ein Abwärtspotenzial von rund 16 Prozent.
Sein Bären-Szenario zielt vor allem auf zwei Punkte:
- mögliche Nachfrageschwäche im kommenden iPhone-17-Zyklus
- regulatorische Risiken im margenstarken Services-Geschäft
Gerade der Services-Bereich ist für Apple zentral, weil hier deutlich höhere Margen erzielt werden als mit Hardware. Zusätzlicher regulatorischer Druck könnte diese Profitquelle schmälern und damit den Bewertungsaufschlag der Aktie infrage stellen.
China-Daten widersprechen Crash-Szenario
Dem skeptischen Blick von Barclays stehen neue Zahlen aus China gegenüber. Daten des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) zeigen für November einen kräftigen Sprung bei den iPhone-Auslieferungen („sell-in“ an Händler): plus 131 Prozent im Jahresvergleich.
Auf Monatssicht gab es zwar ein leichtes Minus von 3 Prozent beziehungsweise rund 0,2 Millionen Geräten, doch die starke Vorjahresbasisverbesserung konterkariert die These eines stark wegbrechenden Marktanteils in China. Für viele Marktteilnehmer wirkt das Bild damit deutlich weniger düster, als es ein reines Fokus auf Risiken nahelegen würde.
Parallel dazu verweist Wells Fargo auf positive Trends außerhalb Chinas. Die Bank hatte erst gestern ihr „Overweight“-Rating mit einem Kursziel von 300 US-Dollar bestätigt. Begründung: beschleunigtes Smartphone-Wachstum in anderen Regionen und Marktanteilsgewinne, die aus ihrer Sicht in der skeptischen Barclays-Analyse zu kurz kommen.
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Ein weiterer Baustein auf der positiven Seite: Am Montag hat Apple nach Berichten eine Zollbefreiung erhalten. Dieser regulatorische Erfolg unterstützt die Strategie, die Lieferketten stärker von China zu diversifizieren und so politische und kostenbezogene Risiken zu reduzieren.
Wachstumserwartungen ziehen an
Die gegensätzlichen Analystenstimmen fallen in eine Phase, in der Apple wieder stärkeres Wachstum in Aussicht stellt. Für das laufende Fiskaljahr 2026 signalisiert das Management eine Rückkehr auf den Wachstumspfad.
Für das wichtige erste Fiskalquartal – das Weihnachtsquartal – stellt Apple ein Umsatzplus von 10 bis 12 Prozent in Aussicht, angetrieben durch zweistelliges Wachstum bei den iPhone-Verkäufen. Nach den eher flachen Jahren zuvor wäre das ein spürbarer Schritt nach oben.
Auch der Services-Bereich bleibt ein zentraler Ertragsmotor. Im vierten Quartal 2025 legten die Service-Umsätze um 15 Prozent zu, bei einer beeindruckenden Bruttomarge von 75,3 Prozent. Genau diese Profitabilität ist einer der Hauptgründe, warum viele Investoren Apple weiterhin eine hohe Bewertung zugestehen.
Aktuell spiegelt sich das in einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 36,7 wider. Das liegt über den historischen Durchschnittswerten. Optimisten argumentieren jedoch, dass Apples Fokus auf KI-integrierte Hardware und das wachsende Service-Ökosystem diese Prämie rechtfertigen. Die jüngst vorgestellten KI-Modelle, die für zusätzliche Aufmerksamkeit in sozialen Medien sorgen, sollen die Wettbewerbsposition gegenüber Tech-Schwergewichten wie Nvidia und Alphabet im Bereich generativer KI stärken.
Kursniveau und nächste Bewährungsprobe
Am gestrigen Montag schloss die Aktie bei 273,76 US-Dollar und liegt damit praktisch auf ihrem 52-Wochen-Hoch von 273,81 US-Dollar; seit Jahresbeginn ergibt sich ein Plus von gut 15 Prozent. Der Titel notiert damit deutlich über seinen gleitenden Durchschnitten und spiegelt die gestiegenen Erwartungen an Umsatz- und Gewinnentwicklung wider.
Der nächste große Härtetest ist bereits terminiert: Am 29. Januar 2026 will Apple die Zahlen für das erste Fiskalquartal vorlegen. Dann zeigt sich, ob der gemeldete Anstieg der iPhone-Auslieferungen in China tatsächlich in entsprechend höheren Umsätzen ankommt und ob die prognostizierten 10 bis 12 Prozent Umsatzwachstum erreichbar sind. Diese Berichtssaison dürfte damit entscheidend dafür werden, ob sich eher das vorsichtige Barclays-Szenario oder der optimistischere Konsens am Markt durchsetzt.
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