Bitfarms Aktie: Perspektivenwechsel geprüft

Bitfarms verzeichnet hohe Verluste im Bitcoin-Mining, treibt aber den Umbau zu KI-Rechenzentren voran und verfügt über eine starke Liquidität. Analysten bleiben mehrheitlich optimistisch.

Kurz zusammengefasst:
  • Quartalsumsatz und Gewinn verfehlen Erwartungen deutlich
  • Strategischer Wechsel von Bitcoin-Mining zu KI-Rechenzentren
  • Starke Liquidität durch Finanzierungsrunden gesichert
  • Analysten sehen Potenzial trotz aktueller Rückschläge

Bitfarms steckt mitten in einem tiefgreifenden Strategiewechsel – weg vom klassischen Bitcoin-Mining hin zu Hochleistungsrechenzentren für KI-Anwendungen. Gleichzeitig hat das Unternehmen mit schwachen Quartalszahlen die Geduld vieler Anleger auf die Probe gestellt. Die zentrale Frage lautet: Reicht die neue Ausrichtung, um die aktuellen Rückschläge mittelfristig zu kompensieren?

Schwaches Quartal, hohe Verluste

Auslöser des jüngsten Kursrückgangs waren die Zahlen zum dritten Quartal 2025. Bitfarms verfehlte die Umsatzerwartungen der Analysten deutlich: Aus fortgeführten Aktivitäten erzielte das Unternehmen rund 69 Millionen US‑Dollar, während der Markt mit etwa 84,7 Millionen US‑Dollar gerechnet hatte.

Der Nettoverlust weitete sich spürbar aus. Unter dem Strich stand ein Minus von 46 Millionen US‑Dollar beziehungsweise 0,08 US‑Dollar je Aktie – nach 24 Millionen US‑Dollar Verlust im Vorjahreszeitraum. Auf operativer Ebene fiel ein Verlust von 29 Millionen US‑Dollar an, der unter anderem eine Wertminderung von 9 Millionen US‑Dollar und nicht zahlungswirksame Abschreibungen von 27 Millionen US‑Dollar beinhaltete.

Operativ bleibt das Geschäft trotz roter Zahlen nicht völlig chancenlos: Das bereinigte EBITDA lag bei 20 Millionen US‑Dollar, was einer Marge von 28 % entspricht. Bitfarms förderte im Quartal 520 Bitcoin zu direkten Kosten von 48.200 US‑Dollar je Coin. Rechnet man sämtliche Aufwendungen ein, summieren sich die Gesamtkosten je Bitcoin jedoch auf 82.400 US‑Dollar – ein klarer Hinweis, wie hart der Kostendruck im Mining-Geschäft aktuell ist.

An der Börse spiegelt sich die Unsicherheit deutlich wider: Die Aktie liegt heute bei 2,39 Euro und damit rund 10 % unter dem Niveau vor einer Woche.

Strategiewechsel zu HPC und KI

Vor diesem Hintergrund treibt Bitfarms den Strategiewechsel entschlossen voran. Das Unternehmen plant, das Bitcoin-Mining-Geschäft zwischen 2026 und 2027 schrittweise auslaufen zu lassen und seine Infrastruktur für High Performance Computing (HPC) und künstliche Intelligenz umzubauen.

Ein zentrales Projekt ist der 18‑MW‑Standort im US-Bundesstaat Washington. Diese Anlage soll vollständig für HPC- und KI-Workloads umgerüstet werden. Die Fertigstellung ist für Dezember 2026 vorgesehen. Geplant ist moderne Flüssigkühltechnik, die unter anderem für Nvidias GB300-GPUs ausgelegt ist – genau dort, wo derzeit große Nachfrage im Rechenzentrumsbereich besteht.

Zur Finanzierung des Umbaus hat Bitfarms eine bindende Vereinbarung über 128 Millionen US‑Dollar mit einem großen börsennotierten US‑Infrastrukturpartner abgeschlossen. CEO Ben Gagnon betonte, dass der Standort in Washington für sich allein potenziell mehr operatives Ergebnis liefern könne, als Bitfarms jemals mit dem klassischen Bitcoin-Mining erzielt hat. Das zeigt, wie groß das Ertragspotenzial im neuen Geschäftsmodell eingeschätzt wird – auch wenn die Umsetzung noch mehrere Jahre dauern dürfte.

Stärkere Liquidität als Puffer

Trotz der operativen Belastungen hat Bitfarms seine Finanzbasis deutlich gestärkt. Zum 12. November 2025 meldete das Unternehmen eine gesamte Liquidität von rund 814 Millionen US‑Dollar. Diese setzt sich zusammen aus:

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  • etwa 637 Millionen US‑Dollar an Barmitteln
  • rund 177 Millionen US‑Dollar in nicht beliehenen Bitcoin
  • zusätzlich potenziell 200 Millionen US‑Dollar aus einer bestehenden Macquarie-Finanzierungsfazilität

Wesentlichen Anteil daran haben zwei Finanztransaktionen: Bitfarms platzierte erfolgreich eine Wandelanleihe über 588 Millionen US‑Dollar. Zudem wurde die bisherige Macquarie-Kreditlinie über 300 Millionen US‑Dollar in projektbezogene Finanzierung für den Ausbau des Panther-Creek-Campus umgewandelt. Damit bindet das Unternehmen seine Verschuldung stärker an konkrete Entwicklungsprojekte und verschafft sich gleichzeitig mehr Flexibilität für den Umbau zur HPC-/KI-Plattform.

Analysten uneins über die Aktie

Die Analystenlandschaft zeigt ein gemischtes Bild. Cantor Fitzgerald reagierte nach den Q3-Zahlen mit einer deutlichen Anhebung des Kursziels von 2,20 auf 5,00 US‑Dollar und vergab ein „Overweight“-Rating. Das signalisiert, dass der Broker trotz der schwachen Zahlen vor allem den Transformationsplan und die starke Liquiditätsposition positiv bewertet.

HC Wainwright bleibt ebenfalls grundsätzlich optimistisch, senkte jedoch das Kursziel von 5,50 auf 4,00 US‑Dollar und bestätigte ein „Buy“-Rating. Hier spiegeln sich sowohl die Risiken der Übergangsphase als auch das weiterhin gesehene Potenzial wider.

Insgesamt decken derzeit neun Analysten die Aktie ab: Acht empfehlen den Titel zum Kauf, einer hat ein Verkaufsvotum ausgesprochen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 4,25 US‑Dollar und damit deutlich über dem aktuellen Kursniveau – allerdings bleibt offen, wie schnell der Markt dem angepeilten Umbruch tatsächlich Vertrauen schenkt.

Umbau im operativen Geschäft

Parallel zur strategischen Neuausrichtung auf Nordamerika zieht sich Bitfarms aus weniger attraktiven Standorten zurück. Die Aktivitäten in Argentinien und Paraguay wurden eingestellt.

In Argentinien wurde die Anlage in Rio Cuarto bis zum 30. September 2025 aufgegeben, nachdem der lokale Energieversorger die Stromlieferung gestoppt hatte. Die paraguayischen Aktivitäten wurden als aufgegebene Geschäftsbereiche eingestuft und zur Veräußerung vorgesehen. Damit konzentriert das Unternehmen seine Ressourcen konsequent auf Märkte mit stabileren Rahmenbedingungen und direkter Anbindung an die geplanten HPC-/KI-Projekte.

Auch im Management stellt sich Bitfarms neu auf. Mit Wayne Duso zieht ein früherer Führungskraft von Amazon Web Services in den Verwaltungsrat ein – ein klares Signal in Richtung Cloud- und Infrastrukturkompetenz. Zudem wurde Jonathan Mir zum neuen Finanzvorstand ernannt. Er bringt mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bereich Energieinfrastruktur und Kapitalmärkte mit, was für die Finanzierung der anstehenden Großprojekte entscheidend sein dürfte.

Fazit: Risiko, aber klare Richtung

Bitfarms steht gleichzeitig unter Ertragsdruck und vollzieht einen tiefgreifenden Strategiewechsel – eine Kombination, die naturgemäß für Kursschwankungen sorgt. Die jüngsten Quartalszahlen fallen schwach aus, und die Kostenstruktur im Mining-Geschäft bleibt belastend. Auf der anderen Seite verfügt das Unternehmen über eine starke Liquiditätsbasis, konkrete Ausbaupläne im HPC-/KI-Bereich und ein verstärktes Managementteam mit Infrastruktur-Know-how.

Die kommenden ein bis zwei Jahre werden vor allem von der Umsetzung der Projekte in Washington und am Panther-Creek-Campus geprägt sein. Entscheidend wird sein, ob Bitfarms die geplanten Rechenzentrumsprojekte im Zeit- und Budgetrahmen realisieren und die versprochenen höheren operativen Erträge gegenüber dem Mining-Geschäft tatsächlich liefern kann.

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