Ist die Krise der türkischen Lira nun Geschichte?

Ein Freund niedriger Zinsen ist der türkische Präsident Recep Erdogan gewiss nicht, was auch nicht verwundert, ruht sein politischer Erfolg doch auf dem wirtschaftlichen Aufschwung, den die Türkei kurz nach seiner Amtsübernahme verzeichnete. Dieser war einem Gleichklang aus sinkenden Inflationsraten, sinkenden Zinsen und einem stetigen Zustrom von Kapital aus dem Ausland zu verdanken.

Letzterer ist in den vergangenen Monaten fast zum Erliegen gekommen, denn auf Präsident Erdogans Anweisung bekämpfte die türkische Notenbank die hohe Inflation im Land nicht mit höheren, sondern mit niedrigeren Zinsen. Die Kapitalmärkte reagierten geschockt. Der Wert der türkischen Lira fiel wie ein Stein und in der Spitze mussten über 8.500 Lira für einen US-Dollar auf den Tisch gelegt werden.

Am 19. November zog die Notenbank, vermutlich mit Billigung des Präsidenten, die Reißleine. Seitdem wird auch in der Türkei die Inflation wieder auf klassische Weise mit höheren Zinsen bekämpft. Der Referenzsatz wurde dramatisch von 14,75 auf 19,50 Prozent angehoben und der Devisenmarkt reagierte erleichtert. Bis auf 7.500 Lira sank der Dollarkurs daraufhin ab.

Ist die Krise damit vorbei? Wenn die türkische Notenbank ihren scharfen Zinskurs beibehalten darf, könnte das Schlimmste bereits hinter den Türken liegen. Kehrt Recep Erdogan jedoch wieder zu seiner unkonventionellen Zinspolitik zurück, bevor das Vertrauen der internationalen Anleger wiederhergestellt ist, könnte es für alle Seiten ein böses Erwachen geben.

Zunächst überwiegt allerdings die Erleichterung über den Zinsschritt der Notenbank. Die türkische Lira hat deshalb gute Chancen, sich in den kommenden Wochen weiter zu stabilisieren und gegenüber Dollar und Euro an Wert zu gewinnen. Das unberechenbare Damoklesschwert Recep Erdogan bleibt den Märkten allerdings bis auf Weiteres erhalten.

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