Es ist wieder so weit – trotz der nahezu
70.000 Covid-19-Toten, trotz drohender dritter Welle wegen der
Verbreitung ansteckenderer Virus-Mutanten und trotz des
andauernden Arbeitsverbots für Millionen Menschen, scheint in der
öffentlichen Wahrnehmung das Lieblingsthema der Deutschen das
Jammern über die schleppend verlaufende Impfkampagne abzulösen –
der Urlaub! Der Osterurlaub scheint sich zwar bereits in Luft
aufzulösen, aber die Hoffnungen ruhen nun auf dem Sommer. Der jäh
gestartete Frühling verstärkt die Hoffnungen auf ein zusätzliches
natürliches Abebben der Virus-Pandemie, sorgt aber nicht nur auf
gefährlichen Weihern und Teichen für dünnes Eis.
Nicht nur viele in kleinen Wohnungen
eingepferchte Familien oder vereinsamte Singles freuen sich
verständlicherweise auf den Sommer, auch die Unternehmen, wie der
sehr viel besser als erwartet ausgefallene ifo Geschäftsklimaindex
beweist. Trotz wieder steigender Fallzahlen und der Gefahr, dass
Lockerungen aufgrund der ansteckenderen britischen
Covid-19-Variante immer weiter in die Zukunft verschoben werden
müssen, blicken die 9.000 befragten Unternehmen wieder
optimistischer in die nahe Zukunft. Allerdings zeigt sich ein
gespaltenes Bild. Während die brummende Industrie ihren
Erholungspfad fortsetzen kann (wie auch der Export-ifo-Index
zeigt), leidet der Dienstleistungssektor naturgemäß so lange
weiter, wie die Lockdown-Maßnahmen anhalten. Und dies wird so
lange so bleiben, wie die Impfkampagne nicht auf breite Füße
gestellt werden kann.
Da ist es natürlich kontraproduktiv, wenn ein Drittel der
Bevölkerung sich gar nicht impfen lassen will oder ein verfügbarer
Impfstoff wie jener von AstraZeneca, der nachweislich auch sehr
gut wirkt, breit abgelehnt wird. Die Wirtschaftsbereiche mit
vielen Menschen, die derzeit einem Quasi-Arbeitsverbot
unterliegen, werden so lange geschlossen bleiben, wie breite
Bevölkerungsschichten nicht geimpft sind. Man wird nicht
umhinkommen, stringentere Anreize zu setzen, die die
Impfbereitschaft erhöhen. Als Beispiel dient der soeben
eingeführte grüne Pass in Israel, der die Voraussetzung zur
Teilnahme am öffentlichen Leben bildet.
Griechenland als touristisch geprägtes Land
fordert bereits einen einheitlichen EU-Impfpass, der Reisen wieder
ermöglichen soll. Natürlich kann das als Impflicht durch die
Hintertür angesehen werden. Es bleibt aber keine Alternative. Die
Aktienmärkte haben sehr viele positive Entwicklungen
vorweggenommen und bewegen sich auf dünnem Eis. Deshalb schauen
sie derzeit mit Argusaugen auf die Entwicklung der Pandemie und
die Impffortschritte. Hier sind sehr gute Nachrichten von der
Wirksamkeit der Impfstoffe zu vermelden. Es müssen sich nur noch
genügend Menschen impfen lassen, sobald ausreichend Impfstoff zur
Verfügung steht. Ansonsten werden die Wachstumsprognosen für das
Jahr 2021 sukzessive zurückgenommen werden.
Die Luft wird für die Aktienmärkte jedoch auch im positiven Falle
dünner, denn die breite Öffnung der Wirtschaft dürfte dazu führen,
dass sich der Konsumstau, der sich die letzten Monate gebildet
hat, in kurzer Zeit auflösen wird und zu steigenden Preisen führen
kann. Diese kommen zu den Basiseffekten aus Ölpreis-, Energie- und
Rohstoffpreiserhöhungen hinzu. Erste Schätzungen gehen davon aus,
dass die Inflationsrate in Deutschland auf bis zu 3,50 % steigen
könnte. Dies führt automatisch zu steigenden langfristigen
Renditen an den Rentenmärkten. Die EZB-Präsidentin Lagarde hat auf
diese Aussicht sofort reagiert und den Finanzmärkten mitgeteilt,
dass die EZB die Entwicklung der langfristigen Renditen genau
beobachtet, hat diese also gewarnt, nicht gegen die EZB zu
spekulieren. Die US-Fed hat bereits kommuniziert, dass ein
kurzfristiges Überschießen der Inflation keine Abkehr von der
restriktiven Geldpolitik zur Folge hat. Aus diesem Grund dürften
die Aktienmärkte diesen Inflations- und Renditeanstieg zunächst
verkraften.
www.ellwanger-geiger.de/privatbank
Hinweise:
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Michael Beck, Leiter Portfolio Management, Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG |
Michael Beck ist Leiter des Portfolio Managements bei ELLWANGER & GEIGER Privatbankiers. Das Stuttgarter Bankhaus ist spezialisiert auf die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden sowie auf Immobilien im privaten und gewerblichen Bereich. Als Kapitalmarkt-Experte schätzt Michael Beck in der wöchentlichen Marktmeinung aus Stuttgart aktuelle Entwicklung und Chancen an den Aktienmärkten ein.
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