und ihr langes Leben
Wenn die Sonne wieder scheint
Seit einigen Wochen geben deutsche Solar-Aktien Kaufsignale. Solar?
War das nicht jene Zombie-Branche, die seit Jahren
schlagzeilenträchtig um ihr Überleben kämpft? Die Geschichte der
Branche ist wechselhaft und obwohl man sich mit Nachhaltigem
beschäftigt, war das ursprüngliche Geschäftsmodell genau das nicht
nachhaltig. Die seinerzeit erzeugte Scheinblüte beruhte im
Wesentlichen auf staatlichen Subventionen und ließ ausgerechnet im
sonnenarmen Deutschland die Solardächer wie die Pilze aus dem Boden
sprießen. Auch andere witterten das Geschäft und insbesondere in
China wurden gewaltige (Über-)Kapazitäten für die Produktion von
Solarmodulen aufgebaut. Als sich die Solarlobby zunehmend einer
Diskussion über Sinn und Unsinn der exorbitanten Förderungen
ausgesetzt sah, kippten erst die Aktien, dann die Stimmung und
letztlich die ganze Branche. Dem Riesenrausch folgte der Riesenkater
und einstige High-Flyer verloren weit über 90% ihres Wertes, wenn
sie denn überhaupt überlebten. Die Musterbranche grünen
Wirtschaftens war hart auf dem Boden der ökonomischen Realität
aufgeschlagen. Soweit die Geschichte.
Der DAXSubsector Renewable Energies umfasst alle Titel des deutschen
Prime-All-Share-Index, die mit Erneuerbaren Energien zu tun haben
das Thema Solarenergie bildete hier traditionell den Löwenanteil.
Obwohl die Branche derzeit medial nicht gerade auf der Sonnenseite
steht, entwickelt der Subsector frisches Leben (vgl. Abb.): Zum
einen wurde der seit 2007 intakte Abwärtstrend (blaue Linie) jüngst
nach oben durchbrochen, zum anderen und das erscheint uns an
dieser Stelle sogar noch wesentlicher bildete sich im Relativchart
zum Prime-All-Share-Index (jeweils Performanceindex) im Jahr 2013
ein offensichtlich tragfähiger Boden heraus. Was ist der Hintergrund
dieser Entwicklung?
Michael Kollenda, Vorstand der Münchner SALUTARIS Capital Management
AG spricht in diesem Zusammenhang von Solar 2.0 und verweist
darauf, dass die Branche inzwischen erwachsen geworden sei. Nach der
Bereinigung der Exzesse der vorangegangenen Jahre steht nun nicht
mehr die Subvention im Vordergrund, sondern das wirtschaftlich
tragfähige Konzept. Zum Standortfaktor Nr. 1 für Solarinstallationen
wird wer hätte es gedacht? nicht mehr das üppig fließende
Staatsgeld, sondern die Sonneneinstrahlung. Deutschland hat hier
vergleichsweise wenig zu bieten. Phoenix Solar*, einer der
Überlebenden des Solarcrashs, hat nun unter der neuen Leitung von
Dr. Bernd Köhler die Zeichen der Zeit richtig gedeutet. Nach einem
radikalen Sanierungskurs, der, so Kollenda, praktisch zur
Schließung des gesamten angestammten Deutschlandgeschäfts führte,
wurde die Tätigkeit auf drei vielversprechende Regionen
ausgerichtet: USA, Mittlerer Osten, Singapur. Die ersten Abschlüsse
von Großprojekten scheinen der Mannschaft um Köhler ebenso Recht zu
geben, wie der bereits deutlich angestiegene Aktienkurs. Skeptischer
zeigt sich Kollenda dagegen beim ehemaligen Branchenführer
Solarworld, der nur durch Zugeständnisse seiner Anleihegläubiger
überhaupt überleben konnte. Zwar hat sich der Kurs in nur acht
Handelstagen mehr als verdoppelt, darin sieht Kollenda aber einen
klassischen Short Squeeze, denn es gab nur wenige, die darauf
gesetzt hatten, dass Unternehmensgründer Frank Asbeck die Kurve
bekommt. Auch Kollenda glaubt nicht daran, dass angesichts der
drückenden chinesischen Konkurrenz die Produktion von Solarmodulen
in Deutschland noch zu einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte
werden kann.
Jagd auf Griechen-Banken
Noch so ein Thema, das kaum mehr ein Anleger auf dem Radar hatte,
sind griechische Bankaktien. Vielleicht wird sich manch einer sogar
verwundert die Augen reiben, dass es nach der Malaise der
vergangenen Jahre überhaupt noch griechische Banken gibt. Es gibt
sie. Das ist u.a. auch dem US-Hedgefonds-Manager John Paulson
aufgefallen. Er soll sich in dem Sektor stark engagiert haben.
Namentlich wurden Piraeus Bank und Alpha Bank in Zeitungsartikeln
erwähnt. Die Institute befänden sich auf gutem Weg und verfügten
mittlerweile auch über eine ordentliche Kapitalausstattung. Der Kurs
der Alpha Bank zog auf diese Meldung hin zwar unter riesigen
Umsätzen an und stoppte dann erst einmal (vgl. Abb.). Das wäre nicht
ungewöhnlich, dass sich eine Bewegung erst einmal entlädt, sobald
die Argumente dafür auf dem Tisch liegen danach wäre dann erst
einmal ein Durchatmen angesagt. Die Börse vergütet ohnehin eher die
Übernahme von Risiken und Unsicherheiten, als das Nachvollziehen von
Zeitungsberichten. Auch muss man sich bei solchen Meldungen immer
fragen, ob diese nicht bewusst an die Presse lanciert wurden, um ein
paar Käufer anzulocken. Außerdem bleibt das Thema Griechenland ein
hochsensibles und -politisches. Wir haben uns bekanntlich schon
einmal mit Griechenland-Anleihen und auch mit griechischen
Bankaktien die Finger verbrannt. Unabhängig von all diesen
Erwägungen sagt aber ein Chart oft mehr als tausend Worte, denn
hinter diesem Bild steckt echtes Commitment in Form entsprechender
Käufe und Verkäufe der Marktteilnehmer. Das Marktverhalten zeigt
eine deutliche Abschwächung und Auffächerung des mehrjährigen
Abwärtstrends während der letzten Monate. Ein neuer Aufschwung ist
diese Stabilisierung freilich noch nicht, dennoch sollte man den
Sektor einmal im Hinterkopf behalten, denn wohl keine Branche kann
sich auf die mächtigen Freunde in der Politik so sehr verlassen, wie
das Bankwesen oder war es umgekehrt?!
Zu den Märkten
Abseits der beiden beschriebenen Spezialsituationen braut sich
jenseits des Atlantiks Ungemach zusammen. Der weltweit noch immer
taktangebende Dow-Jones-30-Industrial-Average (DJIA) befindet sich
in einer prekären Lage: Schon saisonal gelten die Monate September
und Oktober als Leidensmonate für Aktionäre. Während wir den
September noch gut überstanden haben, hat sich in dieser Phase eine
bedrohliche Formation herausgebildet: Drei eng beieinander liegende
Allzeithochs, auf die jeweils markante Kursrückgänge erfolgten,
offenbaren eine innere Schwäche des Marktes. Die Standarderwartung
bei einem Allzeithoch ist nämlich auf einen weiteren kräftigen
Kursanstieg gerichtet. Als am 5.3.2013 das langjährige Allzeithoch
vom 11.10.2007 (14.198,10 Punkte) überwunden wurde, gelang das noch
leidlich: Der Index zog in den Folgewochen bis zum 22.5.2013 auf ein
neues Allzeithoch von 15.542,40 Punkten an, was einem Kursgewinn von
knapp 9,5% entsprach. Das war Gipfel Nummer 1. Gipfel Nr. 2 prägte
sich dann am 2.8.2013 bei 15.658,43 Punkten, nur ganze 0,7% höher
aus. Bei Gipfel Nr. 3 (18.9.2013 / 15.709,58 Punkte) stand dann
lediglich noch ein mageres Plus von 0,3% gegenüber Gipfel Nr. 2
auf dem Zähler. Danach ging es kontinuierlich bergab. Damit
qualifizieren sich die letzten beiden Allzeithochs als echte
Fehlsignale und weisen in die entgegengesetzte Richtung nach
unten! Inzwischen wurde auch der seit März 2009 gültige Abwärtstrend
gebrochen, was ebenfalls keinen Anlass zur Freude gibt. Dieser Trend
wurde im November 2012 schon einmal gebrochen, der Markt erholte
sich damals jedoch auf wundersame Weise Danke, Ben!
Aktuell sehen wir jedoch einen US-Notenbankchef auf Abruf und ein im
Haushaltsstreit noch immer vollkommen zerstrittenes
Polit-Establishment. Nicht dass wir Bernanke nicht mehr für
handlungsfähig halten vielleicht ist die Notenbank sogar die
einzig wirklich handlungsfähige Institution , aber möglicherweise
lässt man diesmal die Dinge ein bisschen weiter laufen, damit die
designierte Nachfolgerin Janet Yellen mit der Lösung einer
größeren Finanzkrise gleich einen ordentlichen Einstand hat. Für
mögliche Unfälle besteht also durchaus einiges Potenzial.
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Ralf Flierl, Smart Investor |
Ralf Flierl ist Chefredakteur der Anlegerpublikation "Smart Investor".
Kritisch, unvoreingenommen, unabhängig, antizyklisch, sophisticated,
non-Mainstream.... kurz: smart - das sind die Attribute des im Mai 2003
eingeführten "Smart Investor" . Weitere Informationen sowie die Möglichkeit,
das Magazin kostenlos zu testen, finden Sie unter www.smartinvestor.de.
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