von Prof. Dr. Max
Otte
Am gestrigen
Montag erklärte sich die EU dazu bereit, den Fluggesellschaften
sieben Monate Zeit einzuräumen, um sich nach dem Brexit an die
Kontroll- und Eigentumsregeln der Union anzupassen.
Alle in der EU
agierenden Fluggesellschaften müssen ihre Beteiligungsstruktur bis
zum 27. Oktober 2019 anpassen, sodass der Großteil der Aktien
weiterhin von Aktionären innerhalb der Europäischen Union
kontrolliert wird, sobald alle britischen Investoren nicht mehr
als
solche gezählt werden. Wenn eine Fluggesellschaft dies nicht
erreichen sollte, verliert sie den Status einer europäischen
Fluggesellschaft und alle damit verbundenen Vorteile, wie
beispielsweise den Zugang zu den europäischen Flugrouten.
Der neue
Rechtsrahmen dürfte sowohl britische Fluggesellschaften wie
British
Airways, Mitglied der IAG International Airlines Group, und
easyJet
als auch andere wie Ryanair betreffen.
Nach dem derzeit
in Brüssel erarbeiteten Gesetz müssen die Fluggesellschaften den
Regulierungsbehörden auch ihre Roadmap zum EU Air Operator's
Certificate (AOC) innerhalb von zwei Wochen nach Verabschiedung
des
Gesetzes vorlegen.
„In dieser
Roadmap sind die Maßnahmen, die darauf abzielen, die vollständige
Einhaltung der Eigentums- und Kontrollanforderungen der EU
spätestens
ab dem 27. Oktober 2019 zu gewährleisten, vollständig und präzise
darzulegen. Hat das Luftfahrtunternehmen innerhalb der Frist von
zwei
Wochen keinen Plan vorgelegt, so widerruft die zuständige
Genehmigungsbehörde die Betriebsgenehmigung“, heißt es in dem
Gesetzesentwurf.
Die meisten
Fluggesellschaften, darunter easyJet, Ryanair und Wizz Air, haben
bereits Tochtergesellschaften mit AOCs aus der EU oder dem
Vereinigten Königreich gegründet, um die Verkehrsrechte in beiden
Ländern nach Brexit zu erhalten. Das Vereinigte Königreich wird
die
EU voraussichtlich am 29. März 2019 verlassen.
Auch ohne Brexit profitiert die Lufthansa von der Marktkonsolidierung
„Der
Luftverkehr hat sein maximales Wachstum erreicht“ – dies sagte
Lufthansa-Chef Carsten Spohr vor einigen Wochen in einem
Interview.
Damit meinte er aber nicht, dass sein Konzern in den nächsten
Jahren
nicht mehr wachsen würde. Er meinte damit nur, dass eben das
globale
Wachstum in dieser Branche bei seinem Maximum ist. In den USA hat
eine Marktkonsolidierung bereits vor Jahren stattgefunden. In
Europa
steht diese Entwicklung noch am Anfang. Lufthansa (WKN: 823212)
wird
ein großer Profiteur der Marktkonsolidierung sein.
Mein Team und
ich
halten Lufthansa für einen derzeit spannenden Zykliker. Auch die
Dividende ist interessant. In den letzten zehn Jahren wurde diese
zwar auch dreimal ausgesetzt (2009, 2012 und 2014), aber ausgehend
von der bisherigen Prognose für die nächste Ausschüttung für das
Geschäftsjahr 2018 würde die Aktie aktuell eine Dividendenrendite
von 3,8 Prozent bieten.
Starke Marktposition
Mit einem
Jahresumsatz von 35,7 Mrd. EUR und 142 Millionen beförderten
Passagieren ist die Lufthansa-Gruppe die größte Fluggesellschaft
Europas. Auch die Auslastung, in der Branche bezeichnet als
Sitzladefaktor, ist mit über 80 Prozent mit am höchsten. Doch
nicht
nur als Personenbeförderer macht Lufthansa eine gute Figur. Mit
der
Tochter Lufthansa Cargo ist der Konzern auch ein in Europa
führender
Spezialist im Luftfrachtgeschäft.
Und wussten Sie,
dass die Lufthansa-Gruppe auch die weltweite Nr. 1 im Wartungs-
und
Reparaturgeschäft ist? Dieser Geschäftsbereich ist in der
Tochtergesellschaft Lufthansa-Technik zusammengefasst. Und
tatsächlich führt dieses Unternehmen seine Dienste nicht nur für
die konzerneigenen Fluggesellschaften durch, sondern auch andere
Airlines lassen ihre Flotte über Lufthansa-Technik warten.
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Gemessen am
Umsatzanteil ist das Passagier-Geschäft das größte. Auf diesen
Bereich, der sich nochmals in das Premiumgeschäft (die sogenannten
Netzwerk Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian) und das
Niedrigpreissegment (Eurowings und Germanwings) aufteilt,
entfallen
drei Viertel aller Umsätze. Das Wartungsgeschäft ist mit 10
Prozent
Umsatzanteil das zweitgrößte Segment. Die operative Ergebnismarge
ist hier mit 12 Prozent identisch wie beim Hauptsegment. Noch
betreibt Lufthansa auch das Cateringunternehmen LSG. Vom Umsatz
her
ist dies zwar gleich auf mit dem Logistikgeschäft, da hier die
Marge
aber nur bei sehr schwachen 2 Prozent liegt, überlegt das
Management
seit einiger Zeit, sich davon zu trennen.
Noch bietet sich für Lufthansa interessantes Entwicklungspotenzial
Während in den
USA die Konsolidierung der Branche schon so weit fortgeschritten
ist,
dass die größten Airlines dort 70 Prozent der Marktanteile für
sich beanspruchen, machen die größten Fluggesellschaften in Europa
noch nur 40 bis 50 Prozent der Branche aus. Hohe Öl- und damit
auch
Kerosinpreise machen den kleineren Anbietern zu schaffen. Früher
oder später wird der europäische Markt hier weiter konsolidieren.
Lufthansa wird dabei klarer Gewinner sein. Dies hat nicht zuletzt
auch der Fall Air Berlin gezeigt. Mit der Übernahme und
Integration
in das Segment Eurowings konnte der Marktanteil weiter ausgebaut
werden.
Stabile Bilanz
Die Wartung der
Flotte ist sehr kapitalintensiv. Das liegt in der Natur des
Geschäfts. So betragen die Sachinvestitionen im Schnitt rund 60
Prozent des operativen Cashflows. Auch die Eigenkapitalquote ist
mit
29 Prozent nicht gerade die höchste. Doch diese war in der
Vergangenheit auch schon viel tiefer und Lufthansa hat in den
letzten
drei Jahren viel daran gesetzt, diese Quote wieder kontinuierlich
zu
erhöhen.
Insgesamt macht
die Bilanz für einen Zykliker einen recht stabilen Eindruck. Das
Verhältnis Nettoschulden zu Free Cashflow von derzeit 2,9 halten
wir
für vertretbar. Ein Abschreibungsrisiko auf den Buchwert besteht
nicht. Der Goodwill liegt bei niedrigen 713 Mio. EUR. Dies sind
weniger als 10 Prozent des Eigenkapitals.
Unseren
ausführlichen Königstest hat die Lufthansa bestanden.
Auf gute
Investments,
Ihr
Max Otte
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Max Otte |
Prof. Dr. Max Otte ist Value Investor, Entwickler der Königsanalyse® und Gründer der Institut für Vermögensentwicklung GmbH (IFVE). Durch sein 2006 geschriebenes Buch „Der Crash kommt“ wurde Max Otte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. 3 Mal bereits wurde er von den Lesern des Magazins „Börse Online“ zum Börsianer des Jahres gewählt. Der PI Global Value Fund wird von Max Otte genauso beraten wie der Max Otte Vermögensbildungsfonds sowie seit Oktober 2016 der Max Otte Multiple Opportunities Fund. Im letzten Jahr gehörte sein Max Otte Vermögensbildungsfonds laut Morningstar zu den 2% Besten seiner Vergleichsgruppe.
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