Gefahr durch „Carry-Trades“?

Eine Zinsanhebung der Bank of Japan würde das lukrative Carry-Trade-Geschäft verteuern und Kapital aus den Aktienmärkten abziehen, was zu Kursrückgängen führen könnte.

Kurz zusammengefasst:
  • Entscheidung der Bank of Japan am Freitag erwartet
  • Carry-Trades könnten an Attraktivität verlieren
  • Kapitalabflüsse würden Aktienmärkte belasten
  • EZB-Leitzins voraussichtlich unverändert

Bei so genannten „Carry Trades“ nutzt man einen günstigen Zins, um sich dort zu verschulden und das Kapital dann in einer höher verzinsten Anlage zu investieren. Seit vielen Jahren ist der Leitzins in Japan bei rund null Prozent gelegen, so dass sich hier die Aufnahme von Kapital in großem Stil angeboten hat. Dieses Geld ist dann in westliche Anleihe- und Aktienmärkte geflossen, ein Gewinn wurde bereits erzielt, wenn die Rendite nur knapp über den Kapitalkosten lag. Es ist offensichtlich, dass dies eine lukrative und auch viel genutzte Art der Anlage war. Seit 2024 hat sich die Bank of Japan aber etwas von der „Nullzins-Politik“ verabschiedet, die seit rund 20 Jahren zu beobachten war. Zuletzt gab es Anfang des Jahres eine Zinsanhebung von 0,25 auf 0,5 Prozent. Nun könnte sich die Bank of Japan aber weiter von den niedrigen Zinsen verabschieden und damit das beliebte Anlagemodell der „Carry Trades“ zunehmend weniger lukrativ machen!

Augen auf Freitag gerichtet!

Am Freitag wird die Bank of Japan das Ergebnis ihrer turnusmäßigen Sitzung veröffentlichen. Sollte der japanische Leitzins dabei angehoben werden, verschlechtern sich damit auch die Konditionen der „Carry Trades“. Welches Ausmaß das haben kann, hat sich Anfang August des vergangenen Jahres gezeigt, als die BoJ den Leitzins von 0,05 auf 0,25 Prozent angehoben hat. Der japanische Nikkei 225 verlor dabei innerhalb von wenigen Tagen rund 20 Prozent seines Wertes, der DAX brach immerhin noch um rund acht Prozent ein. Da die Rally an den Aktienmärkten auch liquiditätsgetrieben ist, würde ein weiteres Anheben des japanischen Leitzinses einen Kapitalabfluss zur Folge haben. Dies würde sich dann belastend auf den Aktienmarkt auswirken. Dabei dürften vor allem die Titel leiden, die aufgrund großer Hoffnungen zuletzt steil nach oben gestiegen und entsprechend hoch bewertet sind!

Keine Leitzinsänderung in Europa?

Eine Überraschung wäre, wenn die Europäische Zentralbank am Donnerstag eine Leitzinsänderung verkünden würde. So ist im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation in Europa eine Leitzinsanhebung ebenso unwahrscheinlich, wie eine Leitzinssenkung unter Berücksichtigung der Inflation. Sollte aber sowohl die EZB als auch die Bank of Japan den Leitzins in dieser Woche unverändert lassen, könnte die aktuell freundliche Tendenz am Aktienmarkt durchaus bis zum Jahreswechsel weiter anhalten!


Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate-Trader
http://www.hebelzertifikate-trader.de

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