MicroStrategy steht vor einem strukturellen Wendepunkt. Der Indexanbieter MSCI prüft, das Unternehmen als „Digital Asset Treasury“ (DAT) zu klassifizieren – mit potenziell milliardenschweren Folgen. Im Kern geht es um die Frage, ob MicroStrategy künftig noch als Softwarefirma durchgeht oder eher als börsennotierter Bitcoin-Treasury-Fonds gesehen wird.
Drohender Rauswurf aus MSCI-Indizes
Auslöser der aktuellen Diskussion ist ein Konsultationspapier von MSCI. Vorgesehen ist, Unternehmen aus wichtigen globalen Indizes zu entfernen, wenn digitale Vermögenswerte mehr als 50 % ihrer Bilanzsumme ausmachen. Genau hier rückt MicroStrategy in den Mittelpunkt.
Berechnungen von JP Morgan zufolge könnte eine tatsächliche Umsetzung dieser Regel zu abrupten Umschichtungen führen. Allein aus passiven Indexfonds würden demnach rund 2,8 Milliarden US-Dollar abfließen, weil diese die Aktie bei einer Index-Exklusion zwangsweise verkaufen müssten. Sollte MSCI mit seinem Ansatz Schule machen und andere Anbieter wie Nasdaq 100 oder Russell nachziehen, schätzen die Analysten die kumulierten Abflüsse auf bis zu 8,8 bis 9 Milliarden US-Dollar.
Zwar entging MicroStrategy bei der jüngsten Anpassung des Nasdaq 100 zum 22. Dezember knapp einem Rauswurf. Doch die Entscheidung von MSCI, die am 15. Januar 2026 fallen soll, bleibt ein erhebliches Risiko für den Titel.
Vom Bitcoin-Proxy zum ETF-Zeitalter
Über Jahre diente MicroStrategy vielen Investoren als Stellvertreter für ein Engagement in Bitcoin – insbesondere institutionellen Anlegern, die direkte Krypto-Exposures meiden mussten. Diese Rolle bröckelt nun deutlich.
Neue Daten vom 20. Dezember zeigen, dass institutionelles Kapital bereits in großem Stil umgeschichtet wurde: Rund 5,38 Milliarden US-Dollar sind demnach aus DAT-klassifizierten Aktien in regulierte Spot-Bitcoin-ETFs abgeflossen. Vor allem Produkte wie BlackRocks IBIT, der inzwischen 100 Milliarden US-Dollar verwaltet, ziehen Gelder an. Der Markt scheint MicroStrategy also zunehmend durch „reine“ Bitcoin-Vehikel zu ersetzen.
Trotz dieses Gegenwinds hält das Unternehmen an seiner aggressiven Bitcoin-Strategie fest. Innerhalb einer Woche wurden für knapp 1 Milliarde US-Dollar über 10.000 BTC zugekauft. Gleichzeitig belasten der Kursrückgang bei Bitcoin – von einem Oktober-Hoch um 126.000 US-Dollar auf aktuell rund 88.000 US-Dollar – sowie die Indexunsicherheit die Aktie deutlich.
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Am Freitag schloss das Papier bei 140,95 Euro, was einem Tagesplus von 4,41 % entspricht. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt der Rückgang jedoch bei mehr als 55 %, seit Jahresbeginn summiert sich das Minus auf gut 51 %. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch von 391,80 Euro beträgt rund 64 % – die lange Korrektur ist klar erkennbar.
Finanzpolster und Geschäftsmodell-Debatte
Parallel zur Bitcoin-Offensive versucht MicroStrategy, seine finanzielle Basis zu stabilisieren. Berichten zufolge hat das Unternehmen eine Reserve von 1,44 Milliarden US-Dollar für Schuldendienst und Dividenden aufgebaut. Das signalisiert, dass man Anleihegläubiger und Dividendeninvestoren trotz hoher Kursschwankungen und Krypto-Exposure beruhigen will.
Strategisch steht damit das gesamte „Corporate Treasury“-Modell auf dem Prüfstand. Kritiker argumentieren, MicroStrategy gleiche mittlerweile eher einer gehebelten Bitcoin-Holding als einem operativen Softwarehaus. Die MSCI-Pläne orientieren sich hier an der Behandlung nicht-operativer Investmentvehikel – ein Hinweis, dass Indizes solche Konstrukte künftig bewusst ausgrenzen könnten.
Gleichzeitig schwindet die sogenannte „Bitcoin-Proxy-Prämie“. Mit Spot-ETFs erhalten Anleger heute direkten Zugang zu Bitcoin, ohne Unternehmensrisiko oder operative Komplexität. Für MicroStrategy bedeutet das: Der Bewertungsaufschlag muss stärker durch zwei Faktoren gerechtfertigt werden – mehr Bitcoin pro Aktie (Accretion) und wachsende Softwareerlöse. Im dritten Quartal setzte die Software-Sparte 128,7 Millionen US-Dollar um, ein Plus von 10,87 % im Jahresvergleich. Dennoch bleibt die Marktbewertung klar vom Krypto-Vermögen und der Bereitschaft der Anleger abhängig, für die gehebelte Struktur einen Aufschlag zu zahlen.
Technisch spiegelt sich der Druck im Chart wider. Die Aktie notiert deutlich unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 180,87 Euro und fast 50 % unter dem 200-Tage-Durchschnitt von 280,56 Euro. Ein RSI von 84,2 signalisiert zugleich einen kurzfristig überkauften Bereich nach der jüngsten Erholung, was die Schwankungsanfälligkeit weiter erhöht.
Entscheidung im Januar
Mit Blick nach vorn rückt der 15. Januar 2026 als Schlüsseldatum in den Vordergrund. An diesem Tag will MSCI seine Entscheidung zur Behandlung von Unternehmen mit hohem Digital-Asset-Anteil bekannt geben. Eine Bestätigung der geplanten Ausschlusskriterien könnte kurzfristig erhebliche Umschichtungen auslösen und die ohnehin hohe, auf Jahresbasis mit gut 62 % bezifferte Volatilität der Aktie weiter verstärken. Für MicroStrategy bleibt damit klar: Die Kombination aus Indexentscheidung, Bitcoin-Entwicklung und der Akzeptanz des eigenen Treasury-Modells wird die Kursrichtung in den kommenden Monaten maßgeblich bestimmen.
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