Novo Nordisk bekommt ausgerechnet von der US-Politik Unterstützung – und das in einem Jahr, das für den Konzern an der Börse bislang äußerst schmerzhaft verläuft. Ein neuer Gesetzesvorstoß in Washington zielt auf Nachahmerprodukte von GLP‑1‑Medikamenten ab und könnte die Erlöse mit dem Blockbuster Wegovy stabilisieren. Gleichzeitig erhöht Konkurrent Eli Lilly mit starken Studiendaten den Druck im milliardenschweren Adipositasmarkt.
US-Gesetz zielt auf „grauen Markt“
Auslöser der Kurserholung am Donnerstag war die Vorstellung des „SAFE Drugs Act“ im US-Repräsentantenhaus. Die parteiübergreifende Initiative der Abgeordneten Rudy Yakym (Republikaner) und Andre Carson (Demokrat) soll eine derzeit genutzte Regelung für Compounding-Apotheken deutlich einschränken.
Diese Apotheken stellen bislang in großem Umfang nicht genehmigte Nachbauten von zugelassenen GLP‑1‑Präparaten her – darunter auch Kopien von Novo Nordisks Wegovy. Schätzungen zufolge greifen inzwischen über eine Million US-Patienten auf diese günstigeren Alternativen zurück. Das setzt die Margen und Marktanteile der Patentinhaber spürbar unter Druck.
Kommt das Gesetz wie vorgeschlagen durch den Kongress, würde dieser „graue Markt“ deutlich beschnitten. Die Folge wäre eine stärkere Lenkung der Nachfrage zurück zu den Originalprodukten, wovon Novo Nordisk mit Wegovy klar profitieren dürfte. Genau diese Aussicht verschaffte der Aktie nach einer langen Schwächephase etwas Entlastung.
Konkurrenzdruck durch Eli Lilly bleibt hoch
Ganz ohne Gegenwind verlief die Erholung jedoch nicht. Am selben Tag legte Eli Lilly Phase‑3‑Daten zu seinem nächsten Adipositaspräparat Retatrutid vor. In der TRIUMPH‑4‑Studie erreichten Patienten mit der höchsten Dosis über 68 Wochen eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von 28,7 Prozent – ein Wert, der die bisher gängigen Benchmarks im Markt übertrifft.
Während die Lilly-Aktie daraufhin um knapp 3 Prozent zulegte, behauptete Novo Nordisk seine Gewinne. Das legt nahe, dass Investoren kurzfristig den möglichen Schutz der bestehenden Wegovy-Umsätze durch das US-Gesetz höher gewichten als die mittel- bis langfristige Bedrohung durch Lillys Pipeline. Der Wettbewerbsdruck im Duopol um moderne Adipositastherapien bleibt aber klar spürbar.
Flankierend meldete Novo Nordisk eine strategische Kooperation mit der indischen Health-Tech-Firma Healthify. Ziel ist es, die Therapietreue von Adipositaspatienten zu verbessern – ein Baustein, um den kommerziellen Erfolg der Medikamente abzusichern und Behandlungsabbrüche zu reduzieren.
Analystenseitig ergibt sich ein gemischtes Bild:
– Berenberg hält an einem Kaufvotum fest und sieht das Kursziel bei 62 US‑Dollar.
– Ein Analyst auf der Plattform Seeking Alpha stufte den Titel hingegen auf „Hold“ ab und verwies auf strukturelle Herausforderungen.
– Die Bank SEB rechnet für das kommende Jahr sogar mit negativem organischen Wachstum.
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Ein schwieriges Jahr für Novo Nordisk
Trotz der freundlichen Reaktion auf die Gesetzesinitiative bleibt 2025 für Novo Nordisk ein hartes Börsenjahr. Auf Eurobasis liegt die Aktie seit Jahresanfang rund 50 Prozent im Minus. Der Schlusskurs von gestern bei 42,83 Euro bewegt sich nur knapp über dem 52‑Wochen-Tief von 39,05 Euro; vom Hoch bei 104,08 Euro im Dezember 2024 ist der Titel weit entfernt.
Der massive Vertrauensverlust hängt vor allem mit wiederholten Prognosesenkungen zusammen. Im Q3-Bericht vom 5. November 2025 kappte das Management bereits zum vierten Mal in diesem Jahr den Ausblick und stellte nur noch ein operatives Gewinnwachstum von 4 bis 7 Prozent in Aussicht. Aus einer lange als Wachstumsstar gehandelten Pharmaaktie ist damit aus Marktsicht ein reiferer Wert mit begrenzter Dynamik geworden, der sich in einem engen Duopol behaupten und gleichzeitig mit Angebotsengpässen umgehen muss.
Diese Neubewertung spiegelt sich in der Bewertung wider: Das Papier wird aktuell zu einem Forward-KGV von rund 13,7 gehandelt – ein im historischen Vergleich niedriger Multiplikator für einen Konzern, der jahrelang überdurchschnittliches Wachstum liefern konnte.
Ausblick: Gesetzgebung als Kurstreiber
Welche Faktoren dürften den Kurs in den nächsten Monaten am stärksten beeinflussen? Entscheidend wird vor allem der Fortgang des SAFE Drugs Act sein. Je konkreter sich abzeichnet, dass der Gesetzentwurf den Kongress passiert, desto stärker könnte der Markt die potenzielle Stabilisierung der Wegovy-Umsätze in den USA einpreisen.
Charttechnisch wirkt der Bereich knapp über 40 Euro als erste Unterstützungszone; zugleich notiert die Aktie mit rund 19 Prozent Abstand unter ihrem 200‑Tage-Durchschnitt, was den übergeordnet schwachen Trend unterstreicht. Mit einem 14‑Tage-RSI von 34,8 nähert sich der Titel dem überverkauften Bereich, ohne ihn klar zu erreichen.
Auf fundamentaler Seite bleibt das Bild zwiespältig:
– Der durchschnittliche Analysten-Konsens sieht das Kursziel bei 54,25 US‑Dollar, was ein moderates Aufwärtspotenzial von rund 8 Prozent signalisiert.
– Gleichzeitig vergibt Zacks Investment Research aktuell den Rang 5 („Strong Sell“) und liegt damit deutlich unter dem sonst überwiegend positiven Analystenbild.
Da bis Ende 2025 keine größeren Zahlenvorlagen anstehen, dürften vor allem Nachrichten zu regulatorischen Weichenstellungen, neue Studiendaten von Wettbewerbern und Hinweise auf die tatsächliche Marktentwicklung von GLP‑1‑Therapien über die kurzfristige Kursrichtung entscheiden.
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