AMD Aktie: AI-Dämpfer

Die AMD-Aktie gerät durch Sektorverkäufe, geopolitische Spannungen und Nachfragezweifel bei KI-Investitionen unter Druck, trotz starkem operativem Wachstum und ambitionierten Zielen.

Kurz zusammengefasst:
  • Sektorweite Verkäufe nach verhaltenem Broadcom-Ausblick
  • China-Geschäft durch Nvidia-Exporte unter Druck
  • Oracle-Zweifel belasten Nachfrageerwartungen
  • Hohe Bewertung trotz starker operativer Zahlen

Die AI-Euphorie an der Börse bekommt einen ersten Kratzer – und AMD steht mitten im Feuer. Nach starken Monaten geraten die Erwartungen an das Wachstum im Bereich KI-Infrastruktur plötzlich ins Wanken. Auslöser sind schwächer aufgenommene Signale von Broadcom und Oracle sowie neue geopolitische Unsicherheit rund um das China-Geschäft. Wie stark trifft das AMDs bislang sehr ambitionierte AI-Story?

Sektor-Selloff trifft Highflyer

Am Freitag kam es im Halbleitersektor zu einem deutlichen Stimmungsumschwung. AMD geriet spürbar unter Druck, nachdem die Aktie im Wochenverlauf bereits nachgegeben hatte. Auf Wochensicht steht ein Rückgang von gut 4 %, im 30-Tage-Vergleich summieren sich die Verluste auf fast 20 %. Gleichzeitig liegt die Aktie seit Jahresbeginn immer noch deutlich im Plus, was zeigt, wie weit der Kurs zuvor gelaufen ist.

Der direkte Auslöser: Broadcom präsentierte nach US-Börsenschluss am Donnerstag Quartalszahlen. Zwar übertraf der Konzern die Analystenerwartungen, doch der Ausblick auf das weitere Jahr fiel verhaltener aus als erhofft. Genau hier liegt der Nerv der Anleger – Zweifel, ob die extrem hohen Investitionen in AI-Rechenzentren in diesem Tempo weitergehen können, flammten wieder auf.

Die Folge war ein Abverkauf quer durch den AI-Halbleiterkomplex. Broadcom selbst wurde hart getroffen, auch Nvidia und Intel gaben spürbar nach. AMD reihte sich in diese Bewegung ein – ein klarer Hinweis darauf, dass es aktuell weniger um unternehmensspezifische Themen als um den gesamten AI-Infrastrukturtrend geht.

Geopolitik bremst China-Fantasie

Parallel belasten neue Entwicklungen im US‑China‑Handelskonflikt die mittelfristigen Hoffnungen auf Marktanteilsgewinne in Asien. Die US-Regierung erlaubt Nvidia wieder, H200‑Chips nach China zu liefern – allerdings mit einer Abgabe von 15 % auf diese Exporte. Damit schrumpft das Zeitfenster, in dem AMD mit seinen MI308‑Beschleunigern als Alternative hätte glänzen können.

CEO Lisa Su betonte auf einer Wired‑Konferenz in San Francisco, dass AMD über Lizenzen verfügt, um MI308‑Chips nach China zu liefern, und bereit ist, die 15‑%‑Gebühr zu zahlen. Der MI308 ist eine abgespeckte Variante der Instinct‑MI300X‑Serie, zugeschnitten auf die US‑Exportregeln.

Dennoch sehen Analysten ein Problem: Wenn Nvidia wieder Zugang zum chinesischen Markt hat, könnten große Cloudanbieter wie Alibaba und Tencent bevorzugt beim etablierten CUDA‑Ökosystem bleiben, statt stärker auf AMDs ROCm‑Softwarestack zu setzen. Damit wird aus einem möglichen Vorteil für AMD eher ein intensiverer Wettbewerb um die gleichen Kunden.

Oracle schwächt die AI-Nachfrage-Story

Zusätzlichen Druck auf die AI-Fantasie brachte Oracle in dieser Woche. Der Software- und Cloudkonzern legte Quartalszahlen vor, die an der Börse schlecht ankamen. Die Aktie verlor rund 11 %, unter anderem wegen Sorgen um eine Art „Capex‑Verdauung“ – also die Frage, ob die hohen Investitionen in Infrastruktur vorerst an ihre Grenzen stoßen.

Für AMD ist das heikel. Oracle zählt zu den prominentesten Kunden für MI300‑AI‑Chips und setzt diese in großen Clustern für rechenintensive KI‑Workloads ein. Wenn ausgerechnet einer der größten Käufer seine Investitionspläne drosseln muss oder langsamer vorgeht, trifft das unmittelbar die Erwartungen an AMDs künftiges AI‑Umsatzwachstum.

Forbes‑Analysten hoben hervor, dass der Druck auf Oracle ein Signal sein könnte, dass selbst große Cloud- und Softwareanbieter ihre AI-Ausgaben genauer abwägen. Für AMD kommt diese Unsicherheit zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen sich als ernstzunehmende Alternative zu Nvidia im Beschleunigermarkt etablieren will.

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Fundamentale Lage: Starkes Wachstum, hoher Anspruch

Trotz der kurzfristigen Gegenwinde ist AMD operativ gut unterwegs. Die jüngsten Zahlen zeigen ein Unternehmen im kräftigen Wachstum:

  • Q3 2025 Umsatz: Rekordwert von 9,2 Mrd. US‑Dollar, +36 % gegenüber dem Vorjahr
  • Non‑GAAP‑Gewinn je Aktie: 1,20 US‑Dollar, über den Analystenschätzungen
  • Prognose für Q4 2025: rund 9,6 Mrd. US‑Dollar Umsatz

Auch auf der strategischen Seite hat AMD in den vergangenen Monaten wichtige Pflöcke eingeschlagen:

  • Eine groß angelegte GPU‑Vereinbarung mit OpenAI über eine 6‑Gigawatt‑AI‑Infrastruktur
  • Ausbau der Partnerschaft mit HPE rund um die rack‑skalierbare AI‑Architektur „Helios“
  • Oracle Cloud Infrastructure als erster Hyperscaler mit AMD Instinct MI355X‑GPUs im Einsatz

Auf dem Financial Analyst Day im November 2025 steckte AMD die Latte noch höher. Das Management peilt innerhalb von fünf Jahren Data‑Center‑Umsätze von 100 Mrd. US‑Dollar jährlich an. Der Gewinn je Aktie soll sich in drei bis fünf Jahren auf rund 20 US‑Dollar mehr als verdreifachen, für das Gesamtgeschäft wird ein Wachstum von 35 % pro Jahr in Aussicht gestellt. Das ist extrem ambitioniert – und erklärt, warum die Börse inzwischen sehr genau auf mögliche Bremsspuren bei AI‑Investitionen schaut.

Bewertung, Softwarelücke und CPU-Stärke

An der Börse wird AMD derzeit mit einem hohen Multiple gehandelt. Auf Basis der erwarteten Gewinne für 2025 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei rund 58. Der Markt preist damit deutlich überdurchschnittliches Wachstum vor allem im AI‑Geschäft ein. Die Analystenseite bleibt überwiegend positiv: 28 Kaufempfehlungen und 9 Halteempfehlungen münden in ein Konsensrating „Strong Buy“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 284,16 US‑Dollar und signalisiert aus aktueller Sicht deutliches Aufwärtspotenzial.

Gleichzeitig bleiben strukturelle Herausforderungen. Ein zentraler Punkt ist die Softwareebene: AMDs ROCm‑Plattform holt zwar auf – die Downloads sind im Jahresvergleich etwa um den Faktor zehn gestiegen – doch die Dominanz von Nvidias CUDA‑Ökosystem ist weiterhin deutlich. Für viele Kunden zählt nicht nur die reine Hardwareleistung, sondern auch der Reifegrad der Software und die Verfügbarkeit von Tools und Bibliotheken.

Ein stabilisierender Faktor ist die starke Position im Server‑CPU‑Geschäft. Mit den EPYC‑Prozessoren hat AMD seinen Marktanteil im Serversegment auf etwa 40 % der Umsätze ausgebaut. Diese Säule macht das Unternehmen weniger abhängig von kurzfristigen Schwankungen im reinen AI‑Beschleunigergeschäft.

Technisches Bild und Volatilität

Charttechnisch zeigt sich der jüngste Rücksetzer klar. Die Aktie notiert aktuell rund 10 % unter ihrem 50‑Tage‑Durchschnitt, was auf nachlassende Dynamik nach dem schnellen Anstieg der Vormonate hindeutet. Gleichzeitig liegt der Kurs noch deutlich über der 200‑Tage‑Linie und damit in einem langfristig intakten Aufwärtstrend. Die annualisierte 30‑Tage‑Volatilität von gut 50 % unterstreicht, wie nervös der Markt bei AI‑Titeln inzwischen reagiert.

Ausblick: Wichtige Termine und Knackpunkte

Für die nächsten Monate zeichnen sich mehrere Wegmarken ab, an denen sich AMD an seinen eigenen Versprechen messen lassen muss:

  • Die Q4‑Zahlen werden Ende Januar oder Anfang Februar 2026 erwartet und sollen zeigen, ob das hohe Wachstumstempo in Rechenzentren und AI‑Chips gehalten werden kann.
  • Für 2026 ist der Launch der MI400‑Serie geplant, inklusive Varianten für wissenschaftliche Anwendungen und generative KI – ein entscheidender Test, wie wettbewerbsfähig AMD gegenüber der nächsten Nvidia‑Generation aufgestellt ist.
  • Ebenfalls für das dritte Quartal 2026 wird die Verfügbarkeit der „Helios“‑Rack‑Scale‑Plattform angepeilt, die im Verbund mit großen Cloudpartnern ein wichtiger Umsatztreiber werden soll.

Der aktuelle Rücksetzer verdeutlicht, dass die AI‑Story an der Börse nicht geradlinig verläuft. Bei AMD treffen hohe Bewertung, ambitionierte Wachstumsziele und echte operative Fortschritte auf makroökonomische Unsicherheit, geopolitische Risiken und starken Wettbewerb – genau diese Mischung dürfte die Kursentwicklung in den kommenden Quartalen prägen.

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