Nvidias 20-Milliarden-Geschenk, der Inferenz-Krieg und die deutsche Zins-Rechnung

Nvidia übernimmt KI-Technologie von Groq, während die US-Wirtschaft boomt und Deutschland steigende Zwangsversteigerungen verzeichnet. Der Kontrast zwischen den Märkten ist deutlich.

Kurz zusammengefasst:
  • Nvidia übernimmt Vermögenswerte von Groq für 20 Milliarden Dollar
  • US-Wirtschaft wächst überraschend stark mit 4,3 Prozent
  • Deutschland verzeichnet 15 Prozent mehr Zwangsversteigerungen
  • Bitcoin hält sich bei rund 87.000 US-Dollar

Liebe Leserinnen und Leser,

wer glaubte, am ersten Weihnachtsfeiertag ruhe der Kapitalismus, wurde soeben eines Besseren belehrt. Während hierzulande die Republik im kollektiven „Weihnachtsfrieden“ verharrt und die Bildschirme dunkel bleiben, wurde im Silicon Valley Tinte getrocknet, die die Machtbalance der KI-Welt neu justiert.

Es ist ein faszinierendes Paradoxon dieses 25. Dezember: Die technologische Elite in Kalifornien drückt das Gaspedal radikal durch, während uns aus den deutschen Amtsgerichten Signale erreichen, die den Gänsebraten schwer im Magen liegen lassen dürften.

Werfen wir einen Blick auf die Geschenke, die nicht unter dem Baum lagen, sondern direkt in den Bilanzen landeten.

Der Gigant hat noch Hunger

Es ist der wohl spektakulärste Deal des Jahresendes. Nvidia hat eine Vereinbarung getroffen, Vermögenswerte des KI-Chip-Startups Groq für rund 20 Milliarden US-Dollar zu übernehmen.

Lassen Sie uns diese Summe und die Struktur einordnen: Jensen Huang kauft hier nicht einfach einen Wettbewerber, er entkernt ihn strategisch. Groq bleibt zwar unter dem bisherigen CFO Simon Edwards als unabhängiges Unternehmen bestehen, doch Nvidia sichert sich das Herzstück: die hochspezialisierte LPU-Technologie (Language Processing Unit) und – fast noch wichtiger – das Team um Gründer Jonathan Ross.

Die Analyse: Nvidia flutet das Umland. Indem sich der Konzern die Inferenz-Technologie (die Anwendung von KI, nicht nur das Training) einverleibt, schließt er eine der wenigen offenen Flanken gegenüber Herausforderern wie AMD. Dass Analysten bereits kartellrechtliche Bedenken anmelden, dürfte in Santa Clara eingepreist sein. Mit über 60 Milliarden Dollar Cash in der Hinterhand sendet Huang ein klares Signal für 2026: Der KI-Boom geht nicht in die Konsolidierung, er geht in die totale vertikale Integration.

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Transatlantische Diskrepanz

Gestern berichteten wir über das starke US-Wachstum. Die Bestätigung des US-BIP für das dritte Quartal mit 4,3 Prozent (weit über den geschätzten 3,3 Prozent) und der überraschende Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf 214.000 sorgten an der Wall Street für eine „Santa Rally“ in letzter Sekunde. Dow Jones und S&P 500 markierten an Heiligabend neue Rekordstände.

Doch der Blick über den Atlantik zurück in die Heimat offenbart heute Morgen einen bitteren Kontrast. Eine aktuelle Auswertung der dts Nachrichtenagentur zeigt: Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland nimmt rasant zu. Rund 3.250 Termine sind aktuell angesetzt – ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der Kontext: Während die US-Wirtschaft trotz einer Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent durch Tech-Investitionen heißläuft, frisst sich das Zinsniveau in Deutschland nun zeitverzögert durch die Bilanzen der Immobilienbesitzer. Die „Soft Landing“-Party findet in New York statt; in den deutschen Amtsgerichten herrscht Katerstimmung.

Krypto: Die Stille der Wale

An den Krypto-Märkten herrscht heute eine trügerische Ruhe. Bitcoin verteidigt am Weihnachtstag tapfer die Linie bei etwa 87.000 US-Dollar (ca. 74.500 Euro), nachdem US-Spot-ETFs am 24. Dezember noch Nettoabflüsse von über 175 Millionen Dollar verzeichneten. Die Privatanleger scheinen Gewinne mitzunehmen, um die Festtage zu finanzieren.

Doch unter der Oberfläche brodelt es. Während Ethereum weiter unter der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Dollar notiert, beobachten wir massive Akkumulation durch sogenannte „Wale“. Ein einzelner Großinvestor hat gestern ETH im Wert von über 100 Millionen Dollar gekauft; seit November summiert sich dessen Position auf 1,6 Milliarden Dollar.

Auch politisch bleibt die Asset-Klasse aufgeladen: Die Trump Media & Technology Group (DJT) positioniert sich zunehmend als Krypto-Vehikel und bewegte am 23. Dezember rund 2.000 Bitcoin. Wenn das „Smart Money“ kauft, während der Preis stagniert, ist das oft die Ruhe vor dem Sturm.

Unternehmens-Radar: Lebenslust und Warnsignale

Zwei Entwicklungen verdienen zum Jahresende Beachtung, da sie exemplarisch für die Rückkehr der Risikofreude stehen – und ihre Grenzen aufzeigen:

  1. Carnival Corporation (CCL): Der Kreuzfahrtriese ist zurück. Die Gewinnerwartungen wurden geschlagen (EPS 0,34 USD vs. 0,25 USD), die Dividende kehrt zurück. Milestone Asset Management hat hier im dritten Quartal massiv aufgestockt. Die Botschaft: Der Erlebniskonsum lebt, allen Rezessionsunkenrufen zum Trotz.
  2. Robinhood (HOOD): Die Aktie ist 2025 um über 220 Prozent gestiegen. Der aggressive Vorstoß nach Indonesien zeigt, dass der Neobroker nun global expandiert.

Aber Vorsicht vor blinder Euphorie: Wenn Insider bei High-Flyern wie Vistra (VST) Aktien im Wert von über 100 Millionen Dollar abstoßen, sollten Anleger wachsam bleiben. Insiderverkäufe in dieser Dimension sind selten ein Signal für weiteres Aufwärtspotenzial.

Quintessenz

Der 25. Dezember 2025 zeigt uns eine Weltwirtschaft in zwei Geschwindigkeiten. Die USA rasen mit KI-Milliarden und Konsumlaune ins neue Jahr, während Europa die Zinslasten der Vergangenheit verdaut. Für uns Anleger bedeutet das: Der Blick über den Atlantik bleibt unverzichtbar, doch die Selektion wird 2026 entscheidend sein. Nicht jedes Tech-Unternehmen wird ein Nvidia sein, und nicht jede Immobilie ist ein Sanierungsfall.

Genießen Sie den heutigen Feiertag. Die Börsen mögen ruhen, aber das Geld schläft bekanntlich nie – wie Jensen Huang heute eindrucksvoll bewiesen hat.

Ich wünsche Ihnen weiterhin frohe Festtage.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

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