Die Woche endet mit einem geopolitischen Paukenschlag, der die Finanzmärkte zunächst kalt ließ, nun aber zunehmend nervös macht: Donald Trumps 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs landet auf den Tischen europäischer Regierungschefs – und sorgt für Alarmstimmung. Während in Johannesburg beim G20-Gipfel hinter verschlossenen Türen um Gegenvorschläge gerungen wird, offenbart sich eine tiefere Wahrheit: Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Sicherheitspolitik, Energiemärkten und Handelsbeziehungen sind enger denn je. Gleichzeitig zeigen sich in Deutschland erste Risse im Konsens über Infrastrukturinvestitionen, während die Klimakonferenz in Belém im Streit über fossile Brennstoffe feststeckt. Ein Samstag, an dem deutlich wird: 2026 könnte das Jahr werden, in dem Europa seine wirtschaftliche Zukunft neu definieren muss.
Trumps Friedensplan: Wenn Diplomatie zur Wirtschaftsfrage wird
Die Details des 28-Punkte-Plans lesen sich wie eine Kapitulation auf Raten: Die Ukraine soll auf Nato-Mitgliedschaft verzichten, besetzte Gebiete faktisch an Russland abtreten und ihre Armee auf 600.000 Mann reduzieren. Im Gegenzug verspricht Washington vage „Sicherheitsgarantien“ – und verlangt dafür Bezahlung. 100 Milliarden Dollar beschlagnahmtes russisches Staatsvermögen sollen in den Wiederaufbau fließen, wobei die USA 50 Prozent möglicher Gewinne einstreichen. Die EU soll weitere 100 Milliarden beisteuern.
Für die europäische Wirtschaft geht es um mehr als Geopolitik. Seit Februar 2022 haben EU-Staaten bereits über 187 Milliarden Euro für Ukraine-Unterstützung ausgegeben – Geld, das in Haushalten fehlt, die ohnehin unter Zinslast und Investitionsstau ächzen. Bundeskanzler Friedrich Merz telefonierte am Freitag als erster europäischer Regierungschef mit Trump, weitere Abstimmungen auf „Beraterebene“ sind geplant. Am Samstagnachmittag wollen Merz, Macron und andere Staats- und Regierungschefs in Johannesburg eigene Vorschläge erarbeiten.
Die Märkte reagieren bislang verhalten – noch. Doch die Implikationen sind gewaltig: Ein Frieden zu russischen Bedingungen würde die Glaubwürdigkeit westlicher Sicherheitsgarantien erschüttern und könnte Verteidigungsausgaben europäischer Staaten weiter in die Höhe treiben. Gleichzeitig würde eine Wiedereingliederung Russlands in die Weltwirtschaft – wie im Trump-Plan vorgesehen – Energiemärkte und Rohstoffpreise fundamental verändern. Putin bezeichnete den Plan als „Basis“ für Verhandlungen, fordert aber Nachbesserungen. Selenskyj steht unter enormem Druck: Bis Donnerstag soll er grundsätzlich zustimmen, sonst droht Washington mit dem Entzug militärischer Unterstützung.
G20 ohne Amerika: Südafrika trotzt dem Boykott
Während Trump fernblieb – er wirft Südafrika unbegründet Diskriminierung weißer Minderheiten vor –, verabschiedete die G20-Runde dennoch eine gemeinsame Schlusserklärung. Ungewöhnlich früh, bereits in der ersten Arbeitssitzung, wurde das 30-seitige Dokument angenommen. Russland wird darin nicht namentlich erwähnt, doch die Formulierungen sind unmissverständlich: Alle Staaten müssten „von der Androhung oder Anwendung von Gewalt zur Erlangung von Gebietsansprüchen“ absehen.
Südafrikas Präsident Ramaphosa betonte, die G20 könne sich nicht „von einem einzelnen Land aufhalten lassen“. Die Symbolik ist beachtlich: Erstmals findet der Gipfel auf afrikanischem Boden statt – und erstmals seit Langem ohne US-Präsidenten. Für europäische Unternehmen mit Afrika-Ambitionen könnte das neue Chancen eröffnen, während Washington seine Soft Power im globalen Süden weiter erodieren lässt.
Klimagipfel in der Sackgasse: Von der Leyens riskante Rhetorik
In Belém eskaliert derweil der Streit über die Zukunft fossiler Energien. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sorgte mit einer Äußerung für Irritationen, die ihre bisherige Klimapolitik konterkariert: „Wir bekämpfen nicht fossile Energieträger. Wir bekämpfen die Emissionen.“ Die Aussage, getätigt am Rande des G20-Gipfels, löste scharfe Kritik aus. Greenpeace-Chef Martin Kaiser konstatierte, von der Leyen habe „ihren Kompass verloren“.
Die Weltklimakonferenz ging in die Verlängerung, weil sich keine Einigung über einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle abzeichnet. Deutschland und Dutzende weitere Staaten fordern klare Ziele, ärmere Länder und Ölstaaten blockieren. Für Europas Industrie bedeutet diese Unsicherheit Planungschaos: Investitionsentscheidungen in Milliardenhöhe hängen davon ab, ob und wann fossile Energien auslaufen. Das Global Carbon Project prognostiziert für 2025 einen weiteren Anstieg der CO₂-Emissionen um 1,1 Prozent – auf Rekordniveau.
Parallel fordern Entwicklungsländer eine Verdreifachung der Klimahilfen auf 120 Milliarden Dollar jährlich bis 2030. Der tatsächliche Bedarf liegt laut UN bei 310 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird größer, nicht kleiner.
Deutsches Verkehrsforum kritisiert Infrastruktur-Fonds
Während in Belém um Klimaziele gestritten wird, formiert sich in Deutschland Kritik an der Umsetzung des 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK). Das Deutsche Verkehrsforum – ein Zusammenschluss von 170 Unternehmen, darunter Fraport, Mercedes-Benz und der BDI – bemängelt in einem Strategiepapier, dass „nur jede dritte Milliarde“ tatsächlich zusätzlich in die Verkehrswege fließe.
Co-Geschäftsführer Florian Eck fordert eine Investitionszusage über zehn Jahre statt jährlicher Planungen. Zudem müsse die Infrastruktur auf Verteidigungsszenarien vorbereitet werden: „Ziel muss es sein, auf wichtigen Achsen parallele Strecken zu haben.“ Das Forum rechnet mit einem Investitionsbedarf von 250 Milliarden Euro allein bis 2030. Die Kritik trifft die Bundesregierung in einer Phase, in der CSU-Chef Markus Söder bereits „Tempo, Tempo, Tempo“ einfordert und vor einem Koalitionsbruch warnt.
Die Debatte offenbart ein strukturelles Problem: Deutschland diskutiert seit Jahren über Infrastrukturmängel, doch die Umsetzung bleibt holprig. Für Unternehmen bedeutet das Standortnachteile – während andere EU-Staaten wie Dänemark oder die Niederlande längst langfristige Finanzierungsstrukturen etabliert haben.
Anzeige: Um Ihr Portfolio zukunftssicher aufzustellen und von den technologischen Umwälzungen zu profitieren, die gerade die Industrie revolutionieren, habe ich eine umfassende Analyse zur Robotik-Revolution durchgeführt. Während Deutschland um Infrastrukturinvestitionen ringt, setzen führende Unternehmen bereits auf intelligente Automatisierung – ein Markt, der bis 2030 auf 200 Milliarden Dollar anwachsen soll. In meinem kostenlosen Webinar zeige ich Ihnen einen Robotik-Champion, der durch die Verschmelzung von KI und Robotik ein Gewinnpotenzial von bis zu +2.722 % bieten könnte. Sie lernen konkret, welches Unternehmen vom Boom bei kollaborativen Robotern und autonomen Systemen profitiert, warum dieser Markt jetzt denselben Ausgangspunkt hat wie KI vor zwei Jahren, und wie Sie diese historische Chance nutzen können. Ich erkläre Ihnen die fünf entscheidenden Kriterien, nach denen ich Tech-Aktien auswähle, und warum dieser spezielle Robotik-Titel sowohl vom KI-Boom als auch von der Automatisierungswelle profitiert. Details zur Robotik-Revolution und dem +2.722 %-Champion
Pieper-Insolvenz: Wenn Parfümerien die Luft ausgeht
Abseits der großen geopolitischen Bühne zeigt die Insolvenz der Parfümeriekette Pieper, wie fragil selbst etablierte Geschäftsmodelle geworden sind. Das 1931 gegründete Unternehmen mit über 140 Filialen – Deutschlands größte inhabergeführte Parfümeriekette – hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Die Coronakrise hinterließ tiefe Spuren, trotz zwischenzeitlicher Erholung.
Interessant ist der Zeitpunkt: Im Geschäftsjahr 2022/23 rechnete die Geschäftsführung noch mit einem „leicht positiven Ergebnis“ und sah „keine wesentlichen Risiken“ für den Bestand. Zwei Jahre später ist die Realität eine andere. Der stationäre Einzelhandel kämpft mit gestiegenen Energiekosten, schwächelndem Konsum und dem strukturellen Wandel zum Online-Shopping. Piepers Geschäftsführer Oliver Pieper spricht von einer „Sanierung in Eigenverwaltung“ – die Shops bleiben vorerst geöffnet.
Für die Branche ist der Fall ein Warnsignal: Selbst Nischenanbieter mit langer Tradition sind nicht vor Verwerfungen gefeit, wenn Kostenstrukturen und Konsumverhalten auseinanderdriften.
Ausblick: Eine Woche der Entscheidungen
Die kommenden Tage werden zeigen, ob Europas Regierungen einen eigenen Vermittlungsvorschlag für die Ukraine präsentieren können – und ob Trump bereit ist, von seinen Maximalforderungen abzurücken. Parallel dürfte die Fed-Sitzung am Mittwoch Hinweise liefern, ob die US-Notenbank im Dezember eine weitere Zinspause einlegt. Bank of America prognostiziert bereits, es werde „keine weiteren Zinssenkungen unter Powell“ geben – eine Einschätzung, die europäische Währungshüter unter Druck setzen könnte.
In Deutschland richtet sich der Blick auf die Haushaltsdebatte: Kann die Koalition die Infrastrukturmilliarden so organisieren, dass sie tatsächlich ankommen? Und in Belém läuft die Zeit ab: Ohne Einigung bei der Klimakonferenz droht ein Glaubwürdigkeitsverlust, der Investoren verunsichern dürfte.
Eine Gewissheit bleibt: Die Verflechtung von Geopolitik, Klimapolitik und Wirtschaftsinteressen wird 2026 weiter zunehmen. Wer als Investor oder Unternehmer Erfolg haben will, muss künftig nicht nur Bilanzen lesen – sondern auch geopolitische Landkarten.
Einen ruhigen Samstagabend und einen erholsamen Sonntag wünscht Ihnen
Eduard Altmann
