Die Woche endet mit einem bemerkenswerten Kontrast: Während die Halbleiterindustrie bis 2032 mit Investitionen von über 340 Milliarden Dollar in eine technologische Zukunft plant, offenbart ein deutsches Sondergutachten, wie vier Lebensmittelriesen still und leise ihre Marktmacht auf Kosten von Verbrauchern und Landwirten ausbauen. Zwei Welten, zwei Geschwindigkeiten – doch beide erzählen vom gleichen Phänomen: der Konzentration wirtschaftlicher Macht in immer weniger Händen.
Die 344-Milliarden-Dollar-Wette auf Chips und KI
Die Halbleiterbranche erlebt ihren vielleicht dramatischsten Expansionszyklus seit Jahrzehnten. Laut MarketsandMarkets wird der globale Markt für Halbleiterfertigungsanlagen von 166 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 344 Milliarden bis 2032 wachsen – eine jährliche Wachstumsrate von elf Prozent. Was diese Zahlen verschleiern: Der eigentliche Treiber ist nicht bloß Nachfrage, sondern ein technologisches Wettrüsten um Nanometer.
Die Transition zu 5-, 3- und bald 2-Nanometer-Nodes verschlingt Unsummen. Depositionsanlagen – jene Maschinen, die atomdünne Schichten auf Wafer auftragen – verzeichnen das stärkste Wachstum im Segment. Besonders die Atomic Layer Deposition (ALD) wird unverzichtbar für Gate-All-Around-Transistoren und 3D-NAND-Speicher. Was früher eine Spezialanwendung war, ist heute Grundvoraussetzung für jeden fortgeschrittenen Chip.
Interessant: Die USA zeigen das höchste regionale Wachstum. Der CHIPS Act wirkt – nicht nur durch direkte Subventionen, sondern durch die Ansiedlung von TSMC, Samsung und Intel auf amerikanischem Boden. Europa hinkt hinterher, trotz eigener Chip-Act-Ambitionen. Die Frage ist nicht mehr, ob Europa aufholen kann, sondern ob es überhaupt noch relevant bleibt in einer Industrie, die sich gerade neu sortiert.
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Edeka, Rewe, Lidl, Aldi: Die unsichtbare Machtkonzentration
Während Halbleiterfabriken Schlagzeilen machen, vollzieht sich in deutschen Supermärkten eine stillere, aber nicht minder folgenreiche Machtverschiebung. Die Monopolkommission legte heute ein Sondergutachten vor, das aufhorchen lässt: Vier Handelsketten – Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Aldi – kontrollieren rund 85 Prozent des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Seit 2020 sind die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel um 37 Prozent gestiegen. Die Gewinnmargen der Händler? Ebenfalls gestiegen.
Die Kommission kritisiert nicht nur die Marktkonzentration, sondern auch die vertikale Integration: Handelsketten betreiben zunehmend eigene Produktionsstätten und bauen Eigenmarken aus. Das verschiebt die Verhandlungsmacht dramatisch zulasten der Landwirte. Die Schere zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen öffnet sich weiter. Milcherzeugnisse im Supermarkt verteuerten sich deutlich stärker als die Erzeugerpreise – die Differenz landet in den Kassen der Zwischenhändler.
Die Branchenverbände wehren sich. Der BVLH-Präsident Björn Fromm spricht von einem „Trugschluss“, dass höhere Preise zu höheren Gewinnen führten. Die Margen lägen bei nur ein bis drei Prozent. Doch die Kommission hält dagegen: Kostensenkungen würden nicht an Kunden weitergegeben, und die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka 2016 – damals von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel abgesegnet – habe den Wettbewerb nachhaltig geschädigt.
Die Forderung: strengere Fusionskontrollen und eine Preisbeobachtungsstelle nach französischem Vorbild. Verbraucherschützer drängen auf Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ob die Politik reagiert, ist offen – zumal die Handelsriesen erheblichen politischen Einfluss besitzen.
Klimagipfel in Belém: Deutschland kämpft für fossilen Ausstiegsplan
Während in Deutschland über Lebensmittelpreise gestritten wird, ringt die Weltklimakonferenz in Belém um ein ambitioniertes Abschlussdokument. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und über 30 weitere Staaten fordern in einem Brandbrief einen klaren Fahrplan zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. Bundesumweltminister Carsten Schneider stellte klar: „So kann der Text nicht bleiben.“
Der aktuelle Entwurf enttäuscht. Ein konkreter Ausstiegsplan aus Öl, Gas und Kohle fehlt, ebenso Maßnahmen gegen Entwaldung. Kolumbien und die Niederlande luden für April 2026 zu einer Folgekonferenz nach Santa Marta ein, um den fossilen Ausstieg voranzutreiben – ein Zeichen, dass viele Staaten die COP30 bereits als gescheitert betrachten.
Die Blockierer sind bekannt: Saudi-Arabien und andere Ölstaaten nutzen ihre Vetomacht. China und Indien zeigen sich zurückhaltend. Die USA unter Donald Trump? Nicht einmal vertreten. Umweltschützer warnen vor einem „politischen Fehlschlag“. Greenpeace-Chef Martin Kaiser: „In den kommenden Stunden geht es ums Ganze.“ Die Konferenz sollte offiziell um 22 Uhr MEZ enden – Verlängerungen sind wahrscheinlich, echte Durchbrüche nicht.
Russland, Ukraine und der 28-Punkte-Plan: Europas Unbehagen
Ein US-Friedensplan für die Ukraine sorgt für Verstimmung in Europa. Das 28-Punkte-Papier, das Reuters vorliegt, verlangt von Kiew erhebliche Zugeständnisse: dauerhafte Gebietsabtretungen, Verzicht auf NATO-Mitgliedschaft, Begrenzung der Streitkräfte auf 600.000 Soldaten. Russland würde Sanktionserleichterungen erhalten, wieder in die G8 aufgenommen und an einem Investmentfonds mit Zugriff auf eingefrorene russische Vermögenswerte beteiligt.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien reagierten prompt. Bundeskanzler Friedrich Merz, Präsident Emmanuel Macron und Premier Keir Starmer telefonierten mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Botschaft: Jede Vereinbarung, die Europa oder die NATO betrifft, bedarf europäischer Zustimmung. Die Kontaktlinie zwischen den Truppen müsse Ausgangspunkt einer Verständigung sein.
Die ukrainische Botschafterin in den USA, Olha Stefanischyna, schloss Grenzverschiebungen kategorisch aus. Moskau wiederum behauptet, den Plan nicht offiziell erhalten zu haben – trotz inhaltlicher Übereinstimmung mit russischen Forderungen. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte, Russland sei offen für Verhandlungen, werde aber militärischen Druck aufrechterhalten, um Selenskyj zu „überzeugen“.
Europa fürchtet, dass die USA die Ukraine zu einem schlechten Deal drängen. EU-Ratspräsident António Costa formulierte Europas Gegenposition knapp: zwei Punkte statt 28 – Russland schwächen, Ukraine stärken. Ob das reicht, um Washingtons Momentum zu bremsen, ist fraglich.
Bundesrat stoppt Krankenkassen-Sparpaket
In Berlin scheiterte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) mit ihrem Versuch, die Krankenkassenbeiträge 2026 zu stabilisieren. Der Bundesrat schickte ein vom Bundestag beschlossenes Sparpaket in den Vermittlungsausschuss. Die Länder lehnen Ausgabenbremsen für Kliniken ab, die 1,8 der insgesamt zwei Milliarden Euro Einsparungen ausmachen sollten.
Die Ablehnung war parteiübergreifend. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) monierte einseitige Belastungen der Krankenhäuser. Hessens Ministerin Diana Stolz (CDU) warnte vor dauerhafter finanzieller Schwächung. Niedersachsens Andreas Philippi (SPD) kritisierte, den Kliniken werde ein kürzlich beschlossener Inflationsausgleich teilweise wieder genommen.
Warken hatte zuvor versprochen, die Beiträge stabil zu halten. Nun drohen Anhebungen, da viele Kassen ihre Reserven auf Mindestwerte auffüllen müssen. Kanzler Merz hatte Stabilität zugesagt – doch ohne Sparpaket fehlt die Finanzierungsgrundlage. Die Grünen sprachen von einem „Misstrauensvotum“ gegen die Ministerin. Für Millionen Versicherte bleibt unklar, ob die Zusatzbeiträge zum Jahreswechsel steigen.
Die Woche endet mit offenen Fragen: Wird Europa im Halbleiter-Wettrüsten abgehängt? Kommt die Preisbeobachtungsstelle für Lebensmittel? Scheitert die Klimakonferenz? Und kann Europa Washingtons Ukraine-Plan verhindern? Die Antworten werden die kommenden Wochen prägen – wirtschaftlich wie politisch.
Einen besonnenen Start ins Wochenende wünscht Ihnen
Eduard Altmann
Freitag, 21. November 2025
