Nike hat mit seinen jüngsten Quartalszahlen die Geduld vieler Investoren stark belastet. Zwar lagen Umsatz und Gewinn je Aktie leicht über den ohnehin niedrigen Erwartungen, doch die Schwächen im China-Geschäft und ein trüber Ausblick drücken deutlich auf die Stimmung. Im Kern geht es weniger um das vergangene Quartal als um die Frage, wie belastbar Nikes Wachstumsstory noch ist.
China als Problemzone
Am deutlichsten zeigen sich die Probleme in der Region Greater China, die jahrelang als wichtiger Wachstumstreiber galt. Dort brach der Umsatz im zweiten Quartal des Fiskaljahres 2026 um 17 Prozent auf 1,42 Milliarden US-Dollar ein.
Besonders schwach lief das digitale Geschäft: Die Nike-Direct-Umsätze in China stürzten um 36 Prozent ab. Das schlägt direkt auf die Profitabilität durch – das EBIT der Region halbierte sich nahezu und sank um 49 Prozent. Laut Bericht machen vor allem der harte Wettbewerb mit lokalen Anbietern und ein schwaches Konsumumfeld dem Konzern zu schaffen.
Margen geraten unter Druck
Auf Konzernebene legte der Umsatz zwar um 1 Prozent auf 12,43 Milliarden US-Dollar zu. Gleichzeitig verschlechterte sich jedoch die Ertragsseite deutlich. Die Bruttomarge fiel um 300 Basispunkte auf 40,6 Prozent.
Dafür nennt das Management zwei Hauptgründe:
- Zollkosten: Zölle belasten Nike derzeit mit rund 1,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
- Rabattaktionen: Hohe Lagerbestände zwangen das Unternehmen zu aggressiven Preisnachlässen.
Die Folge: Der Nettogewinn brach im Jahresvergleich um 32 Prozent auf 792 Millionen US-Dollar ein. Mit 0,53 US-Dollar je Aktie übertraf Nike zwar die Konsensschätzung von 0,38 US-Dollar, doch der deutliche Einbruch der Profitabilität bestimmt klar die Wahrnehmung an der Börse.
Im Kursbild spiegelt sich der Vertrauensverlust wider: Am Freitag schloss die Aktie rund 10 Prozent im Minus bei 50,28 Euro und liegt seit Jahresbeginn knapp 30 Prozent zurück. Damit notiert der Titel inzwischen deutlich unter dem 200-Tage-Durchschnitt.
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Enttäuschender Ausblick
Besonders kritisch sehen Marktteilnehmer die Prognose für das laufende dritte Quartal. Statt einer erhofften Erholung stellt Nike einen Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Zusätzlich rechnet das Management mit einer weiteren Margenverschlechterung um 175 bis 225 Basispunkte.
CEO Elliott Hill versuchte zu relativieren und sprach davon, Nike befinde sich in den „middle innings“ seines Comebacks – also in einer mittleren Phase des angestrebten Turnarounds. Die Formulierung macht jedoch deutlich, dass eine schnelle Trendwende nicht zu erwarten ist, was den Verkaufsdruck eher verstärkt hat.
Analysten werden vorsichtiger
Die Zahlenvorlage vom 19. Dezember 2025 führte umgehend zu einer Neubewertung durch mehrere Investmentbanken. Der Tenor: mehr Skepsis gegenüber einer schnellen Erholung.
- Bank of America: Kursziel von 84 auf 73 US-Dollar gesenkt
- Piper Sandler: Ziel von 84 auf 75 US-Dollar reduziert
- Barclays: Bewertung von 70 auf 64 US-Dollar gekürzt
- Stifel: Kursziel auf 65 US-Dollar gesenkt
Die Spanne der neuen Ziele liegt nun spürbar niedriger und spiegelt die Sorge wider, dass die Kombination aus China-Schwäche, Margendruck und verhaltenem Ausblick länger nachwirken könnte.
Nordamerika als Stütze – vorerst zu wenig
Einziger klarer Lichtblick ist das Nordamerika-Geschäft. In der Heimatregion legte der Umsatz um 9 Prozent auf 5,63 Milliarden US-Dollar zu. Besonders der Großhandelsbereich entwickelte sich robust und konnte Schwächen im Direktgeschäft (Nike Direct) teilweise ausgleichen.
Unterm Strich reicht diese regionale Stärke aber nicht aus, um die strukturellen Probleme in China und die Belastungen durch Zölle und Rabattaktionen zu kompensieren. Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob Nike im China-Geschäft wieder Tritt fasst und die Bruttomarge stabilisieren kann – erst dann dürfte sich auch der Druck auf die Aktie spürbar lösen.
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