Die Nerven liegen blank, doch hinter den Kulissen wird weiter zugegriffen. Während viele Privatanleger nach dem Rücksetzer der vergangenen Tage die Flinte ins Korn werfen, stocken große Adressen ihre Bestände deutlich auf. Im Zentrum steht eine einfache Frage: Ist der aktuelle Bereich unter 90.000 Dollar eher Ausverkauf oder Einstiegschance für Langfrist-Investoren?
Technische Lage und Marktstimmung
Bitcoin pendelt heute um die Marke von 87.769 US‑Dollar und liegt damit deutlich unter dem Zyklushoch von 126.000 Dollar aus diesem Quartal. Auf Wochensicht hat der Kurs spürbar nachgegeben, auf 30‑Tage-Sicht summiert sich das Minus auf rund 5 %. Vom 52‑Wochen-Hoch notiert Bitcoin knapp 30 % entfernt, während die Distanz zum Tief der vergangenen zwölf Monate nur gut 3 % beträgt – der Markt hat also viel Höhe abgegeben, ohne klar nach unten durchzubrechen.
Charttechnisch arbeitet Bitcoin an einer Stabilisierung knapp über zentralen Unterstützungszonen. Im kurzfristigen Bild drückt der Kurs unter seinem 50‑Tage-Durchschnitt von 94.448 Dollar, was den Abwärtstrend der letzten Wochen bestätigt. Der RSI von 38 signalisiert bereits eine angeschlagene, aber noch nicht extrem überverkaufte Marktlage.
Parallel dazu hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt. Der vielbeachtete Crypto Fear & Greed Index ist in die Zone „Extreme Fear“ gefallen. Das spiegelt sich auch on-chain wider: Rund 6,7 Millionen BTC – etwa 23,7 % des zirkulierenden Angebots – liegen aktuell im Minus. Ein Großteil davon wird kurzfristig gehalten und wurde nahe den Niveaus über 100.000 Dollar gekauft. Diese Anleger sitzen nun auf Buchverlusten und verstärken bei Erholungen den Verkaufsdruck.
Institutionelle Signale: Optimismus trifft Skepsis
Während die technischen Indikatoren eher Zurückhaltung signalisieren, zeigt der Blick auf Institute und große Marktteilnehmer ein deutlich differenzierteres Bild.
Citigroup hat heute eine neue Bitcoin-Studie vorgelegt. Die Bank sieht ihren Basiscase für die kommenden zwölf Monate bei 143.000 Dollar. Als Treiber nennt Citi vor allem zwei Punkte:
- mehr regulatorische Klarheit in den USA,
- anhaltende Zuflüsse in Spot-Bitcoin-ETFs.
In einem optimistischen Szenario halten die Analysten sogar Kurse bis 189.000 Dollar für möglich, während sie auf der Unterseite ein „Validierungsniveau“ bei 78.500 Dollar definieren – also einen Bereich, ab dem ihre Annahmen kritisch würden.
Deutlich weniger euphorisch äußert sich Fidelity. Jurien Timmer, Global Macro Director des Hauses, warnt, dass die jüngste Hausse bereits ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Aus seiner Sicht ist ein mögliches „Krypto-Winter“-Szenario mit bis zu einem Jahr andauernder Schwächephase nicht vom Tisch. Diese Einschätzung setzt einen Kontrapunkt zu den optimistischen Kurszielen von Citi.
Parallel dazu bleibt MicroStrategy seiner aggressiven Bitcoin-Strategie treu. Das Unternehmen hat weitere 10.645 BTC für rund 980 Millionen Dollar erworben, zu einem Durchschnittspreis von 92.098 Dollar pro Coin. Die Gesamtbestände steigen damit auf 671.268 BTC. Ungeachtet der jüngsten Schwäche interpretiert das Management die aktuellen Kurse offensichtlich als Gelegenheit zum Ausbau der Position.
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ETF-Flows und On-Chain-Druck
Auch die Ströme in den Spot-Bitcoin-ETFs zeigen, wie nervös der Markt derzeit ist. Früh in der Woche überwogen zunächst Abflüsse von zusammen mehr als 338 Millionen Dollar – ein Zeichen dafür, dass Teile der institutionellen Anleger Gewinne mitgenommen oder Engagements reduziert haben.
Zur Wochenmitte drehte das Bild jedoch: Am Mittwoch wurden laut Berichten über 450 Millionen Dollar frisches Kapital in die Produkte geschoben, angeführt von den ETFs von Fidelity (FBTC) und BlackRock (IBIT). Dieses Hin und Her bei den Zuflüssen passt zur gespaltenen Stimmung: Ein Teil des Marktes reduziert Risiko, andere nutzen Rücksetzer gezielt zum Aufbau.
Die Belastung auf der Blockchain-Ebene bleibt dennoch spürbar. Dass 23,7 % des Angebots im Minus notieren, ist der höchste Wert dieser Art im laufenden Zyklus. Rund 10 % dieser „unter Wasser“ liegenden Coins gehören langfristigen Haltern, der größere Rest eher kurzfristigen Spekulanten. Gerade letztere reagieren erfahrungsgemäß sensibler auf weitere Rückschläge und können bei erneuten Kursrutschen zusätzlichen Druck aufbauen.
Regulatorische Weichenstellung in den USA
Ein wichtiger Faktor im Hintergrund ist die politische Entwicklung in Washington. Am Donnerstag hat der US‑Senat Mike Selig als neuen Chairman der Derivateaufsicht CFTC bestätigt. Selig gilt als kryptofreundlich und bringt Erfahrung als früherer Counsel der SEC‑Crypto-Task-Force mit. Marktbeobachter verbinden damit die Hoffnung auf klarere und technologieoffene Regeln für digitale Assets.
Konkreter wird es Anfang 2026: Dann soll der sogenannte CLARITY Act in einem Markup-Termin beraten werden. Das Gesetzesvorhaben soll die Zuständigkeiten von SEC und CFTC im Umgang mit digitalen Vermögenswerten eindeutig definieren. Diese Bewegung deckt sich mit der Citi-These, dass regulatorische Klarheit im nächsten Jahr ein wesentlicher Kurstreiber werden könnte.
Gleichzeitig spitzt sich der Konflikt zwischen Krypto-Unternehmen und US‑Bundesstaaten zu. Coinbase hat heute Klagen gegen Michigan, Illinois und Connecticut eingereicht. Der Börsenbetreiber wehrt sich gegen Beschränkungen von Prognosemärkten und argumentiert, dass diese Produkte unter die Bundesaufsicht der CFTC fallen und nicht unter einzelstaatliche Glücksspielgesetze. Das Verfahren dürfte erheblichen Einfluss darauf haben, wie innovative Krypto-Produkte künftig eingestuft und reguliert werden.
Fazit: Zwischen Schmerz und Aufbau
Zum Wochenschluss steht Bitcoin in einem Spannungsfeld aus hohen Buchverlusten, gedrückter Stimmung und gleichzeitig markanten Aufbaukäufen großer Adressen. Technisch ist der Markt angeschlagen, aber nicht kaputt; die Distanz zum 52‑Wochen-Tief bleibt überschaubar, während die Lücke zum Hoch beträchtlich ist.
Für die kommenden Monate dürften drei Faktoren entscheidend sein: die weitere Entwicklung der ETF-Zuflüsse, der Umgang kurzfristiger Anleger mit ihren Verlustpositionen und die Fortschritte beim CLARITY Act sowie unter dem neuen CFTC‑Chairman Selig. In der Summe deuten die aggressiven Käufe von MicroStrategy und die ambitionierten Ziele von Citigroup darauf hin, dass ein Teil der institutionellen Investoren das aktuelle Niveau unter 90.000 Dollar eher als Akkumulationszone interpretiert, während kurzfristig orientierte Marktteilnehmer weiter unter Druck stehen.
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