Infineon beschleunigt seine Transformation gleich an zwei Fronten: Der Konzern erreicht sein zentrales Nachhaltigkeitsziel früher als geplant und hebt zugleich die Prognose für das KI-Geschäft deutlich an. Während die Aktie zuletzt etwas nachgab, rückt damit die Frage in den Vordergrund, wie tragfähig die Kombination aus grüner Produktion und wachstumsstarkem AI-Segment für die weitere Entwicklung ist.
Zum Wochenschluss schloss der DAX-Titel bei 36,19 Euro, ein Minus von 1,44 Prozent zum Vortag. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt die Aktie dennoch rund 9 Prozent im Plus und notiert etwa 6,7 Prozent unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 38,80 Euro.
Nachhaltigkeitsziele vor der Zeit erreicht
Infineon betreibt seit Kurzem alle weltweiten Produktionsstandorte vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Das Unternehmen macht damit auf dem Weg zur geplanten CO₂‑Neutralität bis 2030 einen großen Sprung.
Wesentliche Eckdaten:
- Jährliche Einsparung von rund 975.150 Tonnen CO₂‑Äquivalenten
- Zwischenziel für 2025: Reduktion der Scope‑1- und Scope‑2‑Emissionen um 70 Prozent gegenüber 2019
- Tatsächlich erreicht: Über 80 Prozent Reduktion bei gleichzeitiger Verdopplung des Umsatzes seit 2019
Die Klimaziele wurden bereits im Mai 2025 von der Science Based Targets initiative (SBTi) validiert. Möglich wird der Schritt durch langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements) für Wind- und Solarkapazitäten in Deutschland und Spanien.
Damit verbindet Infineon Kostensicherheit bei Energie mittelfristig mit einer klaren Positionierung als nachhaltiger Zulieferer für Branchen wie Automobil, Industrie und erneuerbare Energien – ein Argument, das bei vielen Großkunden zunehmend an Gewicht gewinnt.
Insiderverkauf und Analystenbild
Am 9. Dezember verzeichnete die BaFin eine Insidertransaktion: Vorstand Alexander Gorski veräußerte 1.302 Aktien zu je 37,11 Euro. Das Volumen lag bei rund 48.300 Euro. Der Umfang ist im Verhältnis zur Marktkapitalisierung des Konzerns gering, dennoch werden solche Bewegungen von Marktteilnehmern aufmerksam registriert.
Auf der Analystenseite zeigt sich ein überwiegend konstruktives, aber nicht einheitliches Bild:
- UBS AG: Buy (28. November 2025)
- Jefferies: Buy (27. November 2025)
- JP Morgan: Neutral (1. Dezember 2025)
- Bernstein Research: Outperform (18. November 2025)
Die Mischung aus Kaufempfehlungen und einer neutralen Einstufung unterstreicht, dass Chancen im Wachstums- und KI-Bereich den zyklischen Risiken im klassischen Halbleitergeschäft gegenüberstehen.
KI als neuer Wachstumspfeiler
Besonders offensiv zeigt sich der Konzern im AI-Segment. Infineon liefert vor allem Stromversorgungslösungen für KI-Rechenzentren – also Bauteile, ohne die GPUs und spezialisierte Beschleuniger ihre Leistung nicht stabil abrufen können.
Für das Geschäftsjahr 2026 erwartet das Management:
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- Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro mit Lösungen für KI-Rechenzentren
- Das entspricht einer Anhebung der bisherigen Prognose um 50 Prozent
CEO Jochen Hanebeck sieht den adressierbaren Markt für Infineon im KI-Bereich bis Ende des Jahrzehnts bei 8 bis 12 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich ein erhebliches Wachstumspotenzial, falls der Ausbau großer Rechenzentren in diesem Tempo weitergeht und Infineon seine Position in der Lieferkette behauptet.
Geschäftsjahr 2025: Solide, aber leicht rückläufig
Das zum 30. September 2025 beendete Geschäftsjahr verlief weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Nach dem Boom der Vorjahre zeigten sich zyklische Bremsspuren:
- Umsatz: 14,662 Milliarden Euro (minus 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr)
- Segmentergebnis: 2,560 Milliarden Euro
- Segmentergebnismarge: 17,5 Prozent
- Bereinigtes Ergebnis je Aktie: 1,39 Euro
- Mitarbeiterzahl: rund 57.000 weltweit
Die Zahlen deuten auf ein profitables, aber konjunktursensibles Geschäft hin. Infineon muss rückläufige Volumina in einzelnen Endmärkten aktuell mit Effizienz und margenstärkeren Segmenten wie dem KI-Geschäft ausbalancieren.
Schwächerer Start in das neue Geschäftsjahr
Für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2026 kalkuliert der Konzern mit einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorquartal:
- Erwarteter Umsatz: etwa 3,6 Milliarden Euro
- Das entspricht rund 9 Prozent weniger als im vorherigen Quartal
Die Segmentergebnismarge soll im mittleren bis oberen Zehn-Prozent-Bereich liegen. Das Management verweist vor allem auf vorsichtige Bestellungen der Kunden aus der Automobil- und Industrieelektronik. Nach dem starken Investitionszyklus der vergangenen Jahre fallen Lageranpassungen und Zurückhaltung beim Neugeschäft nun stärker ins Gewicht.
Charttechnisch liegt der aktuelle Kurs von 36,19 Euro leicht über den mittelfristigen Durchschnittslinien: Der Abstand zum 50‑Tage-Durchschnitt von 34,60 Euro beträgt rund 4,6 Prozent, zur 200‑Tage-Linie bei 33,90 Euro etwa 6,8 Prozent. Mit einem RSI von 46,3 befindet sich die Aktie im neutralen Bereich, von überkauften oder überverkauften Extremen ist sie derzeit entfernt.
SiC-Ausbau in Dresden und Malaysia
Parallel zur KI-Offensive treibt Infineon seine Aktivitäten bei Siliziumkarbid (SiC) voran. Die Standorte Dresden und Kulim (Malaysia) werden mit zusätzlichen Kapazitäten ausgestattet.
SiC-Halbleiter gelten als Schlüsseltechnologie für:
- Elektrofahrzeuge mit höherer Reichweite und effizienteren Antrieben
- Anlagen für erneuerbare Energien wie Photovoltaik- und Windparks
- Lösungen zur Stabilisierung und Steuerung moderner Stromnetze
Mit dem Ausbau positioniert sich der Konzern in einem Wachstumssegment, das eng mit Dekarbonisierung und Elektrifizierung verknüpft ist – und damit gut zur eigenen Nachhaltigkeitsstrategie passt.
Fazit: Zwischen zyklischer Delle und strukturellem Rückenwind
Infineon steht aktuell zwischen einem spürbar schwächeren Start ins Geschäftsjahr 2026 und mehreren strukturellen Wachstumstreibern. Kurzfristig belasten die vorsichtige Nachfrage in Auto- und Industrieanwendungen sowie die prognostizierte Umsatzdelle im ersten Quartal. Mittelfristig sprechen der frühzeitig erreichte Umstieg auf 100 Prozent grünen Strom, die deutliche Anhebung der KI-Umsatzprognose und der Ausbau der SiC-Kapazitäten für ein Geschäftsmodell, das auf zentrale Technologie- und Nachhaltigkeitstrends einzahlt.
Ob sich diese langfristigen Treiber im Kurs voll durchsetzen, dürfte maßgeblich davon abhängen, ob der Konzern im weiteren Jahresverlauf die avisierte Erholung nach dem schwachen ersten Quartal liefert und das KI- sowie SiC-Geschäft wie geplant wächst.
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