Der Medizintechnik-Konzern aus Erlangen steht vor der größten Transformation seiner Geschichte: Siemens gibt die Kontrolle auf, eine komplette Sparte könnte verkauft werden – und US-Zölle belasten das Geschäft mit 400 Millionen Euro jährlich. Gleichzeitig verspricht CEO Bernd Montag zweistelliges Gewinnwachstum. Wie passt das zusammen?
Siemens zieht sich zurück – Ende einer Ära
Die Trennung kommt einem Paukenschlag gleich. Siemens will seine 67-prozentige Beteiligung auf maximal 37 Prozent reduzieren, mittelfristig sogar unter 20 Prozent sinken lassen. Das bedeutet: Ein Aktienpaket im Wert von rund 33,5 Milliarden Euro wechselt den Besitzer – durch direkte Ausschüttung an Siemens-Aktionäre.
Für Siemens Healthineers könnte die neue Unabhängigkeit zum Befreiungsschlag werden. Der deutlich erhöhte Streubesitz macht das Unternehmen eigenständiger und flexibler. Doch kann der Konzern ohne den mächtigen Mutterkonzern im Rücken seine ambitionierten Ziele erreichen?
Drei Segmente, ein Problemkind
Das Management strukturiert radikal um. Aus vier werden drei Bereiche: Imaging, Precision Therapy und Diagnostics. Die neue Strategie „Elevating Health Globally“ setzt auf aggressive Expansion:
- Imaging und Precision Therapy: 6-9% jährliches Umsatzwachstum bis 2030
- Konzernebene: 5-7% Wachstum pro Jahr angestrebt
- Gewinn je Aktie: Zweistellige Steigerungsraten geplant
- Dividende: Erhöhung auf 1,00 Euro je Aktie vorgeschlagen
Doch ein Detail lässt aufhorchen: Die Diagnostics-Sparte könnte bis 2030 verkauft oder abgespalten werden. CEO Montag formuliert es diplomatisch – die Sparte werde „künftig ihre eigene Strategie verfolgen“. Klartext: Das Segment passt nicht mehr ins Konzept. Käufergespräche laufen zwar noch nicht, doch die Weichen sind gestellt.
Zoll-Schock aus Washington
400 Millionen Euro – so hoch beziffert CFO Jochen Schmitz die jährliche Belastung durch US-Zölle. Bis 2028 soll diese Summe vollständig durch Produktivitätssteigerungen und Preiserhöhungen aufgefangen werden. Ein ambitioniertes Versprechen angesichts des schwachen ersten Quartals 2026, für das ein Umsatzwachstum unterhalb der Jahresprognose von 5-6% erwartet wird.
Zusätzlicher Gegenwind kommt vom starken Euro, der die Wettbewerbsfähigkeit belastet. Die Aktie spürt den Druck bereits deutlich: Mit einem Minus von 16,8 Prozent seit Jahresanfang notiert sie bei 42,93 Euro – weit entfernt vom 52-Wochen-Hoch bei 57,78 Euro.
Analysten bleiben optimistisch
Die Deutsche Bank hält trotz der Herausforderungen an ihrer Kaufempfehlung fest, senkte das Kursziel allerdings leicht von 62 auf 61 Euro. Analyst Falko Friedrichs sieht Potenzial in der neuen Eigenständigkeit und den Mittelfristzielen.
Die Bewertung zeigt: Der Markt traut dem Konzern noch nicht. Mit einem KGV von 22,2 liegt Siemens Healthineers deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 27,9. Der Free Cash Flow von 2,7 Milliarden Euro bei 23,4 Milliarden Euro Umsatz unterstreicht jedoch die solide operative Stärke der rund 74.000 Mitarbeiter.
Die intensive Roadshow durch Nordamerika – von Boston über Chicago bis New York und Toronto – zeigt, wie ernst es das Management mit der Kapitalmarkt-Offensive meint. Am 5. Februar 2026 folgen die nächsten Quartalszahlen. Dann wird sich zeigen, ob der radikale Umbau erste Früchte trägt.
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