Der 80-Dollar-Sprint, die Krypto-Eiszeit und das Schweigen des ID. Buzz

Edelmetalle wie Silber erreichen Rekordstände, während Kapital aus Krypto-ETFs abfließt. Die deutsche Autoindustrie kämpft mit Rückschlägen.

Kurz zusammengefasst:
  • Silber nähert sich historischer 80-Dollar-Marke
  • Bitcoin-ETFs verzeichnen massive Abflüsse
  • Volkswagen stoppt ID. Buzz Export in die USA
  • S&P 500 trotzdem auf Rekordniveau

Liebe Leserinnen und Leser,

während Berlin an diesem Samstag unter einer gefährlichen Schicht aus Blitzeis ächzt und den Verkehr lahmlegt, erleben wir an den Finanzmärkten eine Wetterlage, die gegensätzlicher kaum sein könnte. Die Metapher der „Extreme“, oft überstrapaziert, trifft an diesem Wochenende den Nagel auf den Kopf.

Wer glaubte, die Märkte würden zwischen den Jahren in einen Dämmerschlaf verfallen, sieht sich eines Besseren belehrt. Wir beobachten eine historische Divergenz: Während das Kapital panikartig aus den digitalen Versprechen flieht, sucht es Zuflucht in der ältesten Währung der Welt. Die „Santa Claus Rally“ findet statt – doch sie verteilt ihre Geschenke 2025 mit brutaler Selektivität.

Hier ist die Bilanz eines Samstags, der die Weichen für 2026 stellt.

Die Flucht in das Physische: Ein 40-Prozent-Signal

Der Blick auf die Rohstoff-Ticker gleicht heute einer Offenbarung. Gold hat die Marke von 4.500 US-Dollar nicht nur getestet, sondern förmlich pulverisiert. Mit einem aktuellen Kurs von 4.533 US-Dollar markiert das Edelmetall ein neues Allzeithoch. Doch die wahre tektonische Verschiebung ereignet sich im Schatten des großen Bruders.

Silber, das wir gestern noch beim Durchbrechen der 75-Dollar-Marke beobachteten, kennt kein Halten mehr. Das Metall kratzt heute an der 80-Dollar-Schwelle (aktuell rund 79,25 US-Dollar). Ein Monatsplus von über 40 Prozent ist keine normale Marktbewegung mehr; es ist ein Misstrauensvotum gegen Papierwerte und ein Indikator für industrielle Knappheit, getrieben von Solar- und Elektroniknachfrage.

Die Analyse: Die Märkte preisen hier eine neue Realität ein. Es ist die Wette gegen Geldentwertung und geopolitische Stabilität. Investoren tauschen digitale Versprechen gegen physische Bestände – eine Entwicklung, die sich über das Wochenende dramatisch beschleunigt hat.

Krypto: Der Winter kehrt zurück

Der Kontrast zur Edelmetall-Hausse könnte schärfer nicht sein. Bitcoin, oft als „digitales Gold“ gepriesen, versagt in diesen Tagen als Korrelat zur Krisenabsicherung. Der Kurs dümpelt heute bei rund 87.500 US-Dollar – ein weiter Weg vom Oktober-Rekord jenseits der 126.000 Dollar.

Der „Fear & Greed Index“ ist auf 23 gefallen: Extreme Angst. Besonders die institutionellen Anleger ziehen die Reißleine; allein in der vergangenen Woche flossen netto 584 Millionen US-Dollar aus den ETFs ab. Die These, Bitcoin sei der sichere Hafen des 21. Jahrhunderts, erhält in diesen letzten Tagen des Jahres Risse. Das Kapital verhält sich aktuell wie bei einem hochriskanten Tech-Wert: Bei Unsicherheit wird verkauft.

Anzeige: Genau in solchen Phasen extremer Angst entstehen historisch betrachtet die größten Einstiegschancen. Tech-Experte Bernd Wünsche hat für sein „Projekt Krypto-Millionär 2.0″ sechs konkrete Krypto-Werte identifiziert, die er für den kommenden Zyklus als besonders aussichtsreich erachtet – von etablierten Infrastruktur-Projekten bis hin zu Krypto-Aktien, die als „Schaufelverkäufer“ vom gesamten Markt profitieren. Die Auswahl umfasst sowohl defensive Basiswerte als auch Highspeed-Blockchains mit Vervielfachungspotenzial. Das Angebot ist nur noch bis zum 28. Dezember verfügbar. Zum Krypto-Millionär-Report von Bernd Wünsche

Wall Street: Rekorde und Risse

Trotz des dünnen Handelsvolumens gelang dem S&P 500 zum Wochenausklang ein neues Intraday-Rekordhoch (+0,2 %). Doch der breite Markt täuscht über die Nervosität unter der Oberfläche hinweg.

Während die KI-Story die Indizes stützt, sehen wir bei den spekulativen Wachstumswerten massive Gewinnmitnahmen. Rocket Lab und Rigetti Computing verloren im späten Handel über 8 Prozent. Das Smart Money nimmt Gewinne vom Tisch.

Einen strategischen Lichtblick für 2026 liefert hingegen Novo Nordisk. Die FDA-Zulassung für die Wegovy-Pille, die kurz vor den Feiertagen eintraf, könnte den US-Marktstart im Januar zum Gamechanger machen. Hier wird nicht auf Hoffnung gewettet, sondern auf cashflow-wirksame Fakten.

Deutschland: Der Realitätsschock

Während die US-Wirtschaft im dritten Quartal mit robusten 4,3 Prozent wuchs, holt uns hierzulande die ökonomische Tristesse ein. Clemens Fuest vom ifo Institut warnte jüngst eindringlich vor einer „Dauerstagnation“. Wir verwalten den Status quo, statt ihn aufzubrechen.

Zwei Meldungen aus der Autoindustrie illustrieren das Dilemma sinnbildlich:
1. Volkswagen stoppt den Export des ID. Buzz in die USA. Der E-Bulli, als emotionaler Sympathieträger für den US-Markt konzipiert, scheitert an der dortigen Nachfrageschwäche und fehlenden Subventionen. Ein bitterer Rückzug.
2. Mercedes-Benz muss weitere 150 Millionen Dollar zahlen, um US-Diesel-Ermittlungen beizulegen. Die Altlasten der Verbrenner-Ära binden Liquidität, die für die Transformation fehlt.

Einzig Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller sorgt für einen Hoffnungsschimmer: Die Aussicht auf stabile oder sinkende Strompreise ab 2026 ist zumindest ein Signal der Planungssicherheit, auf das die Industrie händeringend wartet.

Quintessenz

Das Jahr 2025 verabschiedet sich mit einer klaren Rotation: Raus aus der digitalen Volatilität, rein in die physische Substanz. Die Liquidität ist vorhanden, aber sie ist wählerisch geworden.

Für den Standort Deutschland bleibt der Befund zum Jahresende ernüchternd, doch Börse handelt bekanntlich die Zukunft. Die Stabilisierung der Energiepreise und die Innovationskraft im Pharmasektor zeigen, dass 2026 Chancen bereithält – vorausgesetzt, man blickt über die vereisten Straßen Berlins hinaus auf das große Ganze.

Ich wünsche Ihnen einen sicheren und erholsamen Rest des Wochenendes.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

Neueste News

Alle News