Alibaba Aktie: KI-Fantasie trifft Realität

Alibaba treibt seine KI-Strategie mit potenziellem Zugang zu Nvidias H200-Chips und starkem Wachstum der eigenen Cloud- und Qwen-Modelle voran. Die Aktie zeigt eine starke Jahresperformance.

Kurz zusammengefasst:
  • Potenzielle Lieferung von Nvidias H200-Chips ab 2026
  • Cloud-Umsatz wächst mit 34 Prozent stark
  • Qwen-App erreicht 10 Millionen Downloads in einer Woche
  • Aktie legt seit Jahresbeginn über 50 Prozent zu

Alibaba drängt sich mit Macht in die neue KI-Infrastruktur-Welle. Der chinesische E-Commerce- und Cloud-Konzern will sich Zugang zu Nvidias neuesten H200-Chips sichern und baut parallel sein eigenes KI-Ökosystem rund um die Qwen-Modelle rasant aus. Die spannende Frage: Wie gut gelingt der Spagat zwischen politisch heikler Chip-Abhängigkeit und eigenem Technologieaufbau?

Nvidia-H200: Politikwende eröffnet neue Chancen

Auslöser der neuen Dynamik ist ein politischer Kurswechsel in Washington. Die Trump-Regierung hat das unter Biden eingeführte Verbot für den Verkauf fortgeschrittener KI-Chips nach China wieder aufgehoben. Damit öffnet sich für Nvidia und chinesische Tech-Konzerne wie Alibaba ein Fenster, das vor wenigen Monaten noch geschlossen schien.

Alibaba

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Laut Reuters will Nvidia seine H200-KI-Chips ab vor dem chinesischen Neujahr Mitte Februar 2026 an Kunden in China liefern. Alibaba zählt zu den zentralen Interessenten. Die H200 gelten als potenzieller „Game-Changer“, weil sie etwa die sechsfache Rechenleistung der zuvor für China abgespeckten H20-Variante bieten sollen. Die ersten Lieferungen sollen 5.000 bis 10.000 Module umfassen – in Summe rund 40.000 bis 80.000 einzelne Chips.

Ganz ohne Haken kommt der Zugang allerdings nicht:

  • Auf H200-Exporte nach China wird eine Gebühr von 25 % fällig
  • Peking hat die Käufe bislang noch nicht offiziell genehmigt
  • Regierungsvertreter in China haben eilig Gespräche mit großen Tech-Konzernen geführt, um den Bedarf zu sondieren

Für Alibaba ist der mögliche H200-Zugang strategisch entscheidend: Mehr Rechenleistung bedeutet mehr Spielraum, um eigene KI-Modelle weiterzuentwickeln und KI-Dienste in der Cloud effizienter auszurollen. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hoch, weil politische Entscheidungen in Washington und Peking jederzeit nachjustiert werden können.

Cloudgeschäft bleibt Wachstumstreiber

Während die Chipfrage noch nicht final geklärt ist, liefert die Cloud-Sparte harte Zahlen. Im Quartal bis September 2025 wuchs der Cloud-Umsatz von Alibaba um 34 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark: KI-bezogene Cloud-Erlöse legten weiter mit dreistelligen Wachstumsraten zu und haben sich damit als zentrale Triebfeder etabliert.

Alibaba hat in den vergangenen zwölf Monaten rund 120 Milliarden Yuan an Investitionen vor allem in KI- und Cloud-Infrastruktur gesteckt. Diese hohen Ausgaben drücken zwar kurzfristig auf den freien Cashflow, zielen aber klar darauf ab, die Rolle als führender Anbieter von Enterprise-KI-Lösungen in China zu festigen. Für den Konzern ist die Cloud damit zunehmend das Herzstück der langfristigen Wachstumsstory – nicht mehr der klassische Onlinehandel.

Qwen-Ökosystem: Tempo bei Modellen und Anwendungen

Parallel zum Infrastruktur-Ausbau treibt Alibaba sein eigenes KI-Modell-Universum voran. Die Qwen-Modellfamilie erreicht in kurzer Zeit beachtliche Verbreitung.

Ein Beispiel ist die Qwen-App, die seit Mitte November 2025 im öffentlichen Beta-Betrieb läuft. Innerhalb von sieben Tagen nach Start verzeichnete sie 10 Millionen Downloads – ein Tempo, das laut Unternehmensangaben die Anfangsdynamik von Tools wie ChatGPT, Sora oder DeepSeek übertroffen hat. Das unterstreicht, wie hoch die Nachfrage nach lokal verfügbaren, chinesisch optimierten KI-Anwendungen ist.

Am 17. Dezember folgten zwei weitere Bausteine:

  • CosyVoice 3: ein quelloffenes, mehrsprachiges Sprachsynthese-Modell, trainiert auf über 1 Million Stunden Audiomaterial und ausgelegt auf neun Sprachen
  • Ein größeres Update für AgentScope, das Unternehmen helfen soll, KI-Agenten in Produktivumgebungen einzusetzen

Zudem hat Alibaba seine Karten- und Navigationsplattform Amap in die Qwen-App integriert. Damit fließen reale Orts- und Navigationsdaten direkt in KI-gestützte „Life Services“ ein – von Wegbeschreibungen bis hin zu Alltagsunterstützung im urbanen Umfeld.

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In der Summe kommt die Qwen-Modellfamilie inzwischen auf über 600 Millionen weltweite Downloads. Damit zählt sie zu den am weitesten verbreiteten offenen Sprachmodellen weltweit und verschafft Alibaba eine starke Ausgangsbasis im globalen Open-Source-KI-Ökosystem.

Kursentwicklung: Starke Jahresbilanz trotz Rücksetzer

An der Börse spiegelt sich der Fokus auf KI und Cloud bisher positiv wider, auch wenn die Stimmung zuletzt schwankte. Die Aktie hat sich seit Jahresbeginn um gut 55 % verteuert und liegt auch auf Zwölfmonatssicht mit knapp 57 % deutlich im Plus. Gleichzeitig notiert der Titel mit einem Schlusskurs von gestern 128,40 Euro rund 20 % unter seinem 52-Wochen-Hoch, was den vorherigen starken Lauf und die aktuelle Konsolidierung verdeutlicht.

Belastend wirkt das makroökonomische Umfeld in China. Schwächere Einzelhandelsdaten, insbesondere das mäßige Wachstum der Detailhandelsumsätze im November, haben die Erwartungen an die Konsumkraft gedämpft. Das schlägt auf stimmungsgetriebene Sektoren wie E-Commerce durch und erklärt einen Teil der jüngsten Volatilität.

Charttechnisch ist die Aktie trotz der Korrektur noch deutlich über ihrem 200-Tage-Durchschnitt von 119,43 Euro unterwegs. Gleichzeitig zeigt ein 14-Tage-RSI von 29,4 einen bereits stark abgekühlten, technisch überverkauften Zustand an, was nach dem Rückgang zumindest auf eine gewisse Entspannung im Verkaufsdruck hindeutet.

E-Commerce: Stabil, aber ohne großen Schub

Das traditionelle Kerngeschäft in China liefert wieder etwas verlässlichere Zahlen, ohne jedoch zu alter Dynamik zurückzukehren. Im Halbjahr bis September 2025 legten die Kundenerlöse aus dem China-E-Commerce (Customer Management Revenue) wieder um 10 % zu. Der Konzern führt dies vor allem auf bessere Nutzerbindung und höhere Aktivität bestehender Kunden zurück.

Wettbewerb bleibt dabei ein ständiger Begleiter. PDD Holdings, JD.com, Douyin und Meituan kämpfen mit aggressiven Preisaktionen, Discount-Plattformen und Schnelllieferangeboten um Marktanteile. Um gegenzuhalten, investiert Alibaba weiter in Quick-Commerce-Modelle und Rabattprogramme. Das stützt die Marktposition, geht aber zulasten der Margen.

Immerhin: E-Commerce ist für viele Investoren nicht mehr der alleinige Risikofaktor, wie noch vor einigen Jahren. Der Fokus verschiebt sich zunehmend darauf, wie gut Alibaba es schafft, Handel, Cloud und KI sinnvoll zu verzahnen.

Analysten klar positiv

Auf Analystenseite überwiegt klar der Optimismus. Von 50 erfassten Einschätzungen empfehlen 88 % die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Zwölf-Monats-Kursziel liegt bei rund 198 US-Dollar und signalisiert ausgehend vom aktuellen Niveau einen weiteren Aufwärtsspielraum von über 30 %.

Zuletzt bestätigte Citigroup Ende November ihr Kaufvotum und erhöhte das Kursziel auf 225 US-Dollar. Begründet wurde dies vor allem mit den Wachstumsaussichten im Cloud- und KI-Bereich und der Erwartung, dass diese Segmente mittelfristig höhere Bewertungen rechtfertigen könnten als das traditionelle Handelsgeschäft allein.

Fazit: KI-Infrastruktur als Taktgeber

Unterm Strich verschiebt sich der Schwerpunkt von Alibaba klar in Richtung KI-Infrastruktur und Cloud. Der mögliche Zugang zu Nvidias H200-Chips könnte die Rechenbasis deutlich stärken, bleibt aber von regulatorischen Entscheidungen in China abhängig. Gleichzeitig setzt der Konzern mit hohen Investitionen, dem schnellen Ausbau der Qwen-Modelle und neuen Enterprise-KI-Lösungen konsequent darauf, sich als zentraler Anbieter für KI-Anwendungen in China zu etablieren.

Die Aktie reflektiert diesen Strategiewechsel bereits mit einer starken Performance in den vergangenen zwölf Monaten, befindet sich nach dem Rücksetzer aber wieder in einer Phase der Neubewertung. Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob Cloud- und KI-Umsätze das moderat wachsende E-Commerce-Geschäft zunehmend überlagern und damit die aktuell eingepreiste Wachstumsstory untermauern.

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