Die Wolken über Mountain View verdichten sich spürbar. Der Internet-Gigant Alphabet sieht sich nicht nur mit einer kostspieligen Überarbeitung seiner internen Regelwerke konfrontiert, sondern muss sich auch an einer immer breiter werdenden Kartellfront zur Wehr setzen. Für Anleger stellt sich die drängende Frage: Welche Auswirkungen haben diese Beben für den Kurs und die Zukunft des Unternehmens?
Halbe Milliarde für eine saubere Weste?
Zunächst einmal muss Alphabet tief in die Tasche greifen: Ein Vergleich in einer Aktionärsklage wird den Konzern voraussichtlich eine runde halbe Milliarde US-Dollar kosten, die über zehn Jahre in die Neuausrichtung der Compliance-Strukturen fließen sollen. Dieser Schritt, der Ende letzter Woche bekannt wurde, ist die direkte Folge von Vorwürfen, das Management habe seine Pflichten verletzt und das Unternehmen erheblichen Kartellrisiken ausgesetzt – insbesondere in den Bereichen Suche, Anzeigentechnologie (Ad Tech), Android und dem Vertrieb von Apps. Um künftig Regelverstößen besser vorzubeugen, plant Alphabet nun weitreichende interne Umbauten. Dazu gehören die Einrichtung eines eigenständigen Ausschusses im Verwaltungsrat, der ausschließlich für Risiko und Compliance zuständig sein soll – eine Aufgabe, die bisher beim Prüfungs- und Compliance-Ausschuss lag. Zusätzlich soll ein neues Gremium auf Managementebene, direkt unterstellt an CEO Sundar Pichai, sowie ein weiteres Komitee aus Produktmanagern und internen Experten die Einhaltung von Vorschriften sicherstellen. Hinzu könnten noch Anwaltskosten von bis zu 80 Millionen US-Dollar kommen.
Der juristische Abwehrkampf eskaliert
Doch mit finanziellen Aufwendungen für bessere Kontrollmechanismen allein ist es nicht getan. Fast zeitgleich kündigte Google, die wichtigste Tochter von Alphabet, an, gegen eine Kartellentscheidung eines US-Bundesrichters Berufung einzulegen. Richter Amit Mehta hatte im August zuvor bereits geurteilt, dass Google seine marktbeherrschende Stellung im Suchmaschinengeschäft illegal ausgenutzt habe. Zwar waren seine jüngsten Vorschläge zur Wiederherstellung des Wettbewerbs weniger einschneidend als die Forderungen der Kartellwächter des US-Justizministeriums und einer Koalition von Bundesstaaten. Diese verlangen unter anderem, dass Google seinen Chrome-Browser verkauft, wertvolle Suchdaten mit Konkurrenten teilt und die milliardenschweren Zahlungen an Apple und andere Smartphone-Hersteller einstellt, die sicherstellen, dass Google als Standardsuchmaschine voreingestellt ist. Es ist ein Kampf an vielen Fronten, denn bereits im April urteilte ein anderer Bundesrichter, Google habe zwei Märkte für Online-Werbetechnologien illegal dominiert, woraufhin das Justizministerium den Verkauf von Teilen des Google Ad Managers forderte.
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Wackelt der Milliarden-Deal mit Apple?
Besonders brisant sind die Forderungen bezüglich der Zahlungen an Apple. Schätzungen zufolge überweist Google jährlich über 20 Milliarden US-Dollar an den iPhone-Hersteller, um die begehrte Standardpositionierung seiner Suchmaschine zu sichern. Sollten die Kartellwächter sich hier durchsetzen, wäre das nicht nur ein empfindlicher Schlag für Apples Service-Sparte, sondern würde auch das Geschäftsmodell von Google empfindlich treffen. Die Sorge der Wettbewerbshüter ist klar: Googles Monopol im Suchgeschäft könnte dem Konzern einen unfairen Vorteil bei der Entwicklung und Verbreitung von Produkten im Bereich der Künstlichen Intelligenz, wie etwa Gemini, verschaffen.
KI: Lichtblick oder nächste Baustelle?
Während der Konzern juristisch ums Überleben kämpft, versucht er gleichzeitig, im Zukunftsfeld Künstliche Intelligenz Akzente zu setzen. So unterstützt Google.org, der philanthropische Arm des Unternehmens, zusammen mit der Asiatischen Entwicklungsbank einen 15 Millionen US-Dollar schweren "AI Opportunity Fund" in der Asien-Pazifik-Region. Dieser Fonds soll Arbeitskräfte, die von den durch KI ausgelösten Umbrüchen betroffen sind, für die neuen Anforderungen qualifizieren. Doch auch hier wächst der Druck: Wettbewerber wie Meta Platforms kündigten just an, bis Ende nächsten Jahres die Erstellung und Ausrichtung von Werbung vollständig mithilfe von KI-Tools automatisieren zu wollen. Eine Marke könnte dann lediglich ein Produktbild und ein Budget bereitstellen, und Metas KI würde die komplette Anzeige generieren und die Zielgruppenansprache auf Instagram und Facebook steuern. Während Google also noch mit Altlasten und Kartellverfahren ringt, prescht die Konkurrenz voran. Für Alphabet steht damit weit mehr auf dem Spiel als nur hohe Geldstrafen.
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