Der E-Commerce-Riese Amazon hat sämtliche Kursgewinne des Jahres 2025 ausgelöscht – und das innerhalb weniger Handelstage. Auslöser war eine vernichtende Analyse der Investmentbank Rothschild, die fundamentale Zweifel an der Profitabilität der milliardenschweren KI-Investitionen des Konzerns äußert. Erstmals seit einem Monat notiert die Aktie wieder im Minus für das laufende Jahr. Wird Amazons KI-Vision zum teuren Albtraum?
Rothschild stellt die KI-Rechnung infrage
Am 18. November vollzog Rothschild & Co Redburn einen seltenen Schritt: Die Bank stufte Amazon von „Buy“ auf „Neutral“ herab – und lieferte eine Begründung, die aufhorchen lässt. Analyst Alex Haissl warnt, dass Investoren die Renditen aus Amazons KI-Ausgaben massiv überschätzen. Die rosigen Zeiten der „Cloud 1.0“-Ökonomie seien vorbei.
„Wir stufen Amazon und Microsoft schweren Herzens herab“, schrieb Haissl. „Doch nach gründlicher Prüfung sehen wir keinen glaubwürdigen Weg zurück zur Profitabilität der Cloud-Anfangszeit.“
Die Kritik wiegt schwer, denn sie trifft den Kern von Amazons Wachstumsstrategie. Haissl identifiziert drei verheerende Probleme:
- KI-Infrastruktur kostet 40 Milliarden Dollar pro Gigawatt Leistung, generiert aber nur 10 Milliarden Dollar Umsatz
- KI-Chips müssen alle drei Jahre ersetzt werden – deutlich häufiger als klassische Cloud-Hardware
- Amazon hat kaum Preissetzungsmacht gegenüber den massiven Hardware-Kosten
Die Aktie stürzte am Tag der Abstufung um 4,4 Prozent ab. Vom Anfang-November-Hoch bei 254 Dollar hat der Titel mittlerweile 13 Prozent verloren.
Massenentlassungen trotz KI-Offensive – ein Widerspruch?
Parallel zur KI-Aufrüstung läuft bei Amazon eine der größten Umstrukturierungen der Unternehmensgeschichte. Im Oktober kündigte der Konzern den Abbau von 14.000 Stellen an – fast 40 Prozent davon in Schlüsselstaaten waren Engineering-Positionen.
Der Widerspruch ist offensichtlich: CEO Andy Jassy will Amazon zum „größten Startup der Welt“ machen und betont, dass diese KI-Generation „die transformativste Technologie seit dem Internet“ sei. Gleichzeitig werden genau jene Entwickler entlassen, die diese Vision umsetzen sollen. Besonders hart getroffen: Die Videospiel-Sparte, Teams für visuelle Suche und Werbeverkauf.
15 Milliarden Dollar frisches Kapital – trotz aller Kritik
Einen Tag vor der Rothschild-Abstufung platzierte Amazon eine Anleihe über 15 Milliarden Dollar – die erste US-Dollar-Emission seit drei Jahren. Der Erlös ist für den weiteren KI-Ausbau bestimmt. Die Botschaft ist klar: Amazon hält an der Strategie fest, koste es, was es wolle.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Amazon?
Anfang November hatte der Konzern einen siebenjährigen Cloud-Deal mit OpenAI über 38 Milliarden Dollar abgeschlossen. Das Versprechen: Zugang zu hunderttausenden Nvidia-Grafikprozessoren über die AWS-Infrastruktur. Kurzfristig katapultierte die Nachricht Amazons Börsenwert um fast 140 Milliarden Dollar nach oben.
Doch die Euphorie ist verflogen. Gemeinsam mit Microsoft, Meta, Alphabet und Apple steht Amazon für geschätzte 349 Milliarden Dollar Investitionsausgaben in diesem Jahr – ein Großteil fließt in KI. Die zentrale Frage: Wann zahlt sich das aus?
AWS wächst stark – aber reicht das?
Im dritten Quartal legte die AWS-Sparte um 20,2 Prozent auf 33 Milliarden Dollar zu – das schnellste Wachstum seit 2022. CEO Jassy zeigte sich euphorisch und betonte die starke Nachfrage nach KI- und klassischen Cloud-Services.
Analyst Haissl von Rothschild bleibt skeptisch: AWS habe sich „wie erwartet beschleunigt“, doch der Spielraum für weitere positive Überraschungen sei begrenzt. Anders als bei den hochmargigen Cloud-Diensten der ersten Generation erfordern KI-Workloads deutlich teurere Infrastruktur bei potenziell niedrigeren Renditen.
Morgan Stanley-Analyst Brian Nowak sieht das optimistischer: Er hält ein AWS-Wachstum von 25 Prozent im Jahr 2026 für möglich – sofern die KI-Adoption sich weiter beschleunigt. Doch genau diese Bedingung steht im Raum.
Am Scheideweg: Beweis oder Absturz
Amazon steht exemplarisch für eine Branche am Wendepunkt. Während die Tech-Giganten weiter Milliarden in KI pumpen, fordern Investoren zunehmend klare Antworten: Wann kommt die Profitabilität? Wann rechtfertigen die Renditen die enormen Ausgaben?
Der nächste große Test kommt Ende Januar 2026 mit dem Quartalsbericht für das Schlussquartal. Dann werden die AWS-Wachstumszahlen und vor allem die Kommentare des Managements zu KI-Renditen im Fokus stehen. Auch eine aktualisierte Ausgabenplanung für 2026 wird erwartet.
Bis dahin bleibt Amazon im Zentrum einer Wall-Street-Debatte, die weit über einen einzelnen Konzern hinausreicht: Wird KI das Versprechen einlösen – oder entpuppt sich der Hype als das teuerste Missverständnis der Tech-Geschichte?
Amazon-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Amazon-Analyse vom 23. November liefert die Antwort:
Die neusten Amazon-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Amazon-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 23. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Amazon: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...