Amazon schaltet beim Ausbau seiner KI-Infrastruktur gleich mehrere Gänge hoch. Milliardeninvestitionen in Indien, neue Rechenzentren in den USA und Rekordausgaben bei AWS zeigen, wohin die Reise geht: Cloud und künstliche Intelligenz stehen im Zentrum der Strategie. Für Anleger stellt sich damit vor allem eine Frage: Tragen die massiven Ausgaben die Gewinnstory – oder drücken sie langfristig auf die Marge?
Milliardenplan für Indien
Am 10. Dezember hat Amazon angekündigt, bis 2030 mehr als 35 Milliarden Dollar in alle Geschäftsbereiche in Indien zu investieren. Diese Summe kommt zu knapp 40 Milliarden Dollar hinzu, die bereits in den vergangenen Jahren in den Markt geflossen sind. Laut einer Studie von Keystone Strategy positioniert sich Amazon damit als größter ausländischer Investor in Indien.
Der Plan ruht auf drei klar definierten Säulen:
- KI-getriebene Digitalisierung von 15 Millionen kleinen Unternehmen
- Exportoffensive mit kumulierten E-Commerce-Ausfuhren von 80 Milliarden Dollar
- Beschäftigungseffekte mit insgesamt 3,8 Millionen direkten, indirekten und saisonalen Jobs bis 2030
Brisant ist auch das Timing: Kurz zuvor hatte Microsoft eigene Pläne für KI-Infrastruktur in Indien mit einem Volumen von 17,5 Milliarden Dollar vorgestellt. Der Wettbewerb der Hyperscaler um den Zukunftsmarkt Asien verschärft sich damit sichtbar.
AWS skaliert auf Rekordniveau
Noch deutlicher wird Amazons KI-Fokus beim Blick auf die Cloud-Sparte AWS. Im dritten Quartal 2025 legten die AWS-Umsätze auf 33 Milliarden Dollar zu, ein Plus von 20,2 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist das höchste Wachstumstempo seit 2022 und ein klares Signal, dass die Nachfrage nach Cloud- und KI-Diensten wieder anzieht.
Für das Gesamtjahr 2025 hat der Konzern 125 Milliarden Dollar an Investitionsausgaben eingeplant, der Großteil fließt in Infrastruktur für AWS. Die Dimensionen sind historisch:
- Capex Q3: 34,2 Milliarden Dollar an Cash-Investitionen
- Neue Kraftwerksleistung: 3,8 Gigawatt zusätzliche Kapazität in zwölf Monaten – die größte Expansion in der Cloud-Geschichte
- Globaler Footprint: 38 Regionen mit 120 Verfügbarkeitszonen
- Vertragsbestand: 200 Milliarden Dollar an zugesagten Infrastrukturverträgen
Ende November kam ein weiteres Großprojekt dazu: 15 Milliarden Dollar für neue Rechenzentren in Nord-Indiana. Dort sollen 2,4 Gigawatt zusätzliche Kapazität entstehen und 1.100 hochqualifizierte Jobs geschaffen werden. Ergänzt wird dies durch das KI-Supercomputer-Projekt „Rainier“ mit knapp 500.000 Trainium2-Chips, das bereits in Betrieb ist.
Zahlen übertreffen Erwartungen
Die aggressive Ausbauoffensive schlägt sich bislang nicht negativ in den Ergebnissen nieder – im Gegenteil. Im Oktober meldete Amazon für das dritte Quartal 2025 einen Gewinn je Aktie von 1,95 Dollar und lag damit deutlich über der Konsensschätzung von 1,57 Dollar. Der Umsatz kletterte auf 180,17 Milliarden Dollar und übertraf die erwarteten 177,53 Milliarden Dollar; im Jahresvergleich entspricht das einem Wachstum von 13,4 %.
Besonders wichtig: AWS trägt spürbar zur Profitabilität bei. Das operative Ergebnis der Cloud-Sparte lag bei 11,4 Milliarden Dollar. Der Konzern erzielte eine operative Marge von 11,4 % und eine Nettomarge von 10,5 %. Das zeigt, dass die hohen Infrastrukturinvestitionen aktuell von einem profitablen Kerngeschäft abgefedert werden.
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Analysten klar positiv
Trotz der hohen Ausgaben bleibt der Blick der Wall Street überwiegend freundlich. Auf Basis von Daten vom 13. Dezember 2025 wird die Aktie im Konsens mit „Moderate Buy“ eingestuft. Das durchschnittliche Analystenkursziel liegt bei 295,43 Dollar.
Zu den jüngsten Einschätzungen gehören:
- JPMorgan Chase: „Buy“ bestätigt, Kursziel 305 Dollar
- Morgan Stanley: „Overweight“ bekräftigt, Kursziel auf 315 Dollar angehoben
- KeyCorp: „Overweight“ bestätigt
- BNP Paribas Exane: Neuaufnahme mit „Outperform“
Bewertungsseitig hat sich der Titel normalisiert: Das vorausschauende KGV liegt bei etwa 32 und damit in der Nähe des S&P‑500-Durchschnitts von 31. In der Vergangenheit wurde Amazon häufig mit einem Multiplikator von über 50 gehandelt – die Prämie ist also spürbar geschrumpft.
Gemischte Signale von Institutionellen
Ein Blick auf die jüngsten Meldungen zu Großinvestoren zeigt ein gemischtes Bild. Der Hedgefonds 683 Capital Management ist im zweiten Quartal neu eingestiegen und hat 28.000 Aktien im Wert von rund 6,14 Millionen Dollar erworben. Parallel dazu nutzten Insider die Kursentwicklung für Verkäufe.
Insgesamt wurden im letzten Quartal 82.234 Aktien im Gegenwert von etwa 19,08 Millionen Dollar von Insidern veräußert, darunter 17.768 Aktien durch CEO Matthew Garman. Dennoch halten Führungskräfte und andere Insidern weiterhin rund 9,7 % des Unternehmens – ein vergleichsweise hoher Wert, der die Eigentümerbindung unterstreicht.
Konkurrenzdruck im Hyperscale-Sektor
Amazon agiert nicht im luftleeren Raum. Microsoft und Alphabet (Google) fahren mit vergleichbaren Strategien auf: Microsoft plant für das Geschäftsjahr 2025 Infrastrukturinvestitionen von 80 Milliarden Dollar, Google hat seine Capex-Prognose für 2025 zuletzt auf 91 bis 93 Milliarden Dollar erhöht. Alle drei Konzerne stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen: knappe Kapazitäten, lange Ausbauzeiten und hoher Konkurrenzdruck um KI-Ressourcen.
Einen wichtigen Vorteil sieht Amazon in seiner vertikalen Integration. Der Konzern entwickelt eigene Chips, Server und Netzarchitekturen, um Leistung, Sicherheit und Effizienz für rechenintensive KI-Anwendungen zu optimieren. Die Kapazität soll bis 2027 nochmals verdoppelt werden, die Investitionen 2026 sogar über dem ohnehin hohen Niveau von 2025 liegen.
Kursentwicklung und Ausblick
An der Börse spiegelt sich der massive Investitionszyklus aktuell in einer moderaten Konsolidierung wider. Die Aktie schloss am Freitag bei 192,76 Euro und liegt damit rund 17 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber weiterhin klar über dem Jahrestief. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Rückgang von etwas mehr als 10 %.
Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob AWS das hohe Tempo beim Umsatz- und Ergebniswachstum halten kann und inwiefern sich die KI-Investitionen in steigende Margen und stabile Cashflows übersetzen. Klare Wegmarken liefern dabei die kommenden Quartalsberichte sowie weitere Großprojekte im KI- und Cloud-Bereich, die Aufschluss über die tatsächliche Auslastung der neuen Infrastruktur geben.
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