Amazon richtet sein KI-Geschäft neu aus und setzt zugleich zu einem möglichen Großdeal mit OpenAI an. Beides zielt klar auf eines ab: mehr Kontrolle über die eigene Technologie- und Hardwarebasis im Wettlauf um generative KI. Für Anleger stellt sich damit vor allem die Frage, ob Amazon seine Position im KI-Ökosystem gegenüber Microsoft und NVIDIA spürbar stärken kann.
Neuordnung der KI-Sparte
Auslöser für die veränderte Stimmung rund um die Aktie ist eine umfassende Umstrukturierung der KI-Aktivitäten. CEO Andy Jassy bündelt die Bereiche Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI), eigene Chipentwicklung und Quantencomputing in einer neuen Einheit. Die Leitung übernimmt Peter DeSantis, langjähriger Amazon-Manager und Schlüsselperson bei AWS.
Im Gegenzug verlässt Rohit Prasad, bisheriger AGI-Chef und frühere Leiter der Alexa-Sparte, das Unternehmen bis Ende 2025. Jassy bezeichnet den Schritt als notwendig an einem „kritischen Wendepunkt“ im Wettbewerb um generative KI. Kernidee der Neuaufstellung ist eine engere Verzahnung der Nova-Grundmodelle mit der hauseigenen Chipfamilie rund um Trainium und Graviton. Amazon setzt damit stärker auf eine vertikale Integration – von den Modellen bis zur Hardware.
Geplante Milliardenbeteiligung an OpenAI
Parallel dazu sorgten Berichte über weit fortgeschrittene Gespräche mit OpenAI für Aufmerksamkeit. Amazon soll demnach über eine Investition von rund 10 Milliarden US-Dollar verhandeln, die OpenAI mit mehr als 500 Milliarden US-Dollar bewerten würde.
Der zentrale Hebel aus Sicht des Marktes: OpenAI würde sich im Rahmen der angedachten Vereinbarung verpflichten, Amazons Trainium-Chips sowohl für das Training als auch für die Nutzung (Inference) seiner Modelle einzusetzen. Damit würde OpenAI seine starke Abhängigkeit von NVIDIA-Hardware reduzieren und Amazons Chipdesigns einen wichtigen Praxisbeweis liefern. Strategisch wäre dies zugleich ein direkter Gegenangriff auf Microsofts bisherige Exklusivposition rund um die fortgeschrittensten OpenAI-Modelle.
Strategische Einordnung und Zahlenbild
Die interne Neuordnung markiert das Ende der stärker verbraucherorientierten „Alexa-Phase“ von Amazons KI-Strategie. Künftig rücken Unternehmensanwendungen, generative KI-Dienste und Infrastruktur in den Vordergrund. Die Bündelung von Modellentwicklung, Chipinfrastruktur und Zukunftstechnologien wie Quantencomputing unter einer Führung soll Effizienzgewinne bringen – ähnlich wie es AWS im Cloud-Geschäft gelungen ist.
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Auch operativ hat Amazon Rückenwind. Im dritten Quartal 2025 steigerte der Konzern seinen Umsatz auf 180,17 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 13,4 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders wichtig für die KI-Story: AWS legte um 20 % auf 33 Milliarden US-Dollar zu, was Analysten als Signal für wieder anziehendes Wachstum im Cloud-Kerngeschäft werten.
An der Börse spiegelt sich das in einem Kurs, der sich im oberen Bereich der 52-Wochen-Spanne bewegt. In Euro gerechnet schloss die Aktie heute bei 193,48 Euro und liegt damit rund 17 % unter dem Jahreshoch, aber deutlich über dem 52-Wochen-Tief – ein Bild solider, aber nicht überzogener Erwartungen.
Analysten sehen weiteres Potenzial
Die jüngsten Analystenkommentare stützen die positive Einschätzung der neuen KI-Strategie. Cowen setzte Amazon auf die Liste der „Top Picks“ für 2026 und nannte ein Kursziel von 300 US-Dollar mit Verweis auf beschleunigtes Wachstum bei AWS. Wells Fargo bestätigte ein „Buy“-Votum mit einem Ziel von 295 US-Dollar. Truist Securities rechnet für 2026 mit einem jährlichen Zuwachs der Aktie von 10,5 %.
Damit verdichtet sich das Bild einer Aktie, bei der vor allem die KI- und Cloud-Fantasie den Ton angibt:
- Neuordnung der KI-Sparte unter Peter DeSantis zur stärkeren Vertikalisierung
- Geplante Milliardenbeteiligung an OpenAI mit Fokus auf Trainium-Chips
- Deutliches Wachstum bei AWS im dritten Quartal 2025
- Positive Analystenstimmen mit Kurszielen klar über dem aktuellen Niveau
Ausblick: Zwei Hebel für 2026
In den kommenden Monaten werden zwei Faktoren besonders wichtig sein: Zum einen, ob der angekündigte Umbau der KI-Organisation unter DeSantis tatsächlich zu einer schnelleren Einführung und besseren Skalierung der Nova-Modelle führt. Zum anderen, ob die Gespräche mit OpenAI in ein verbindliches Abkommen münden, das Trainium als ernstzunehmende Alternative zu NVIDIA-Hardware etabliert.
Konkrete Orientierungspunkte liefern die erwarteten Zahlen für das vierte Quartal, die Amazon am 5. Februar 2026 vorlegen will. Dann wird sich zeigen, ob das starke Wachstum bei AWS anhält – und ob die neue KI-Strategie bereits erste Spuren im Geschäft hinterlässt.
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