Amazon steht zum Jahresende 2025 zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite der Rückruf bei der Robotaxi-Tochter Zoox, auf der anderen eine deutlich verschärfte Fokussierung auf künstliche Intelligenz. Während der Markt genau hinschaut, wie sicher Amazons autonome Fahrzeuge sind, stellt der Konzern sein Management für die nächste KI-Ausbauphase neu auf. Wie ist dieses Spannungsfeld einzuordnen?
Zoox-Rückruf ohne Unfallfolgen
Zoox ruft 332 selbstfahrende Robotaxis zurück, nachdem ein Softwarefehler entdeckt wurde. Laut der US-Verkehrsbehörde NHTSA konnte die betroffene Software dazu führen, dass Fahrzeuge gelbe Mittellinien überqueren und in der Nähe von Kreuzungen vor den Gegenverkehr geraten.
Der Auslöser war ein Vorfall Ende August: Ein Robotaxi machte einen zu weiten Rechtsabbieger und kam kurz vor dem Gegenverkehr zum Stehen. In der Folge identifizierte Zoox 62 Situationen, in denen Fahrzeuge unnötig die Fahrspurbegrenzung überquerten.
Wichtig für Anleger: Das Unternehmen hat den Fehler nach eigenen Angaben per Software-Update bereits behoben, und es kam zu keinen Unfällen oder Kollisionen. Zoox spricht davon, man habe Fahrmanöver erkannt, „die zwar bei menschlichen Fahrern häufig sind, unseren Standards aber nicht genügen“.
Drittes Software-Thema in diesem Jahr
Der aktuelle Schritt ist der dritte Software-Rückruf von Zoox im Jahr 2025. Im Mai wurden 270 Fahrzeuge zurückgerufen, nachdem es im April zu einem Unfall mit einem unbesetzten Robotaxi in Las Vegas gekommen war. Bereits zuvor hatte Zoox eine Rückrufaktion wegen unerwartet starken Bremsmanövern umgesetzt; eine daraufhin eingeleitete NHTSA-Untersuchung zu 258 Fahrzeugen wurde im April geschlossen.
Die Branche steht generell stärker unter Aufsicht. Auch Alphabets Waymo musste im Dezember Fahrzeuge zurückrufen, nachdem Behörden aus Texas mindestens 19 Fälle gemeldet hatten, in denen Robotaxis Schulbusse unerlaubt überholt hatten. Für Amazon heißt das: Der regulatorische Druck auf das autonome Fahren steigt, und jeder Fehler wird genau dokumentiert.
Führungskräftewechsel für den KI-Schub
Parallel treibt Amazon den Umbau seiner KI-Organisation voran. CEO Andy Jassy kündigte am 16. Dezember eine umfangreiche Neuordnung an, um zentrale KI-Aktivitäten zu bündeln.
Peter DeSantis, langjähriger Manager im Konzern, übernimmt eine neue Einheit, die mehrere Schlüsselbereiche umfasst:
– Großmodelle wie die Nova-Familie
– Eigene Chips (Graviton, Trainium, Nitro)
– Aktivitäten im Bereich Quantencomputing
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Gleichzeitig verlässt Rohit Prasad das Unternehmen zum Jahresende 2025. Er war maßgeblich an Amazons Nova-Modellen und der AGI-Organisation beteiligt und hatte zuvor Alexa von einem frühen Konzept zu einem Massenprodukt entwickelt. Die Neuaufstellung signalisiert, dass Amazon KI, eigene Halbleiter und neue Rechentechnologien strategisch noch enger verzahnen will.
Zahlen und Analystenstimmung
Operativ kann Amazon starke Daten für das dritte Quartal 2025 vorweisen. Im Oktober meldete der Konzern:
- Umsatz: 180,2 Mrd. US-Dollar, +13 % gegenüber dem Vorjahr
- AWS-Umsatz: 33 Mrd. US-Dollar, +20,2 %
- Operatives Ergebnis: 17,4 Mrd. US-Dollar – belastet durch Sonderaufwendungen von 4,3 Mrd. US-Dollar (darunter 2,5 Mrd. US-Dollar FTC-Vergleich und 1,8 Mrd. US-Dollar Abfindungen); bereinigt wären es 21,7 Mrd. US-Dollar gewesen
- Nettogewinn: 21,2 Mrd. US-Dollar, inklusive eines Vorsteuerertrags von 9,5 Mrd. US-Dollar aus der Beteiligung an Anthropic
- AWS-Auftragsbestand: 200 Mrd. US-Dollar, was für mehrere Jahre Umsatzsichtbarkeit sorgt
An der Wall Street bleibt die Haltung klar positiv. Laut TipRanks lautet das Konsensrating von 45 Analysten „Strong Buy“ – 44 stufen die Aktie mit „Kaufen“ ein, nur eine mit „Halten“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwa 296 US-Dollar und impliziert rund 30 % Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Niveau.
Daten von MarketWatch mit 73 beobachtenden Analysten zeigen ein ähnliches Bild: 60 „Buy“- und 10 „Overweight“-Einschätzungen stützen die optimistische Grundtendenz. Auch StockAnalysis meldet auf Basis von 46 Analysten ein „Strong Buy“ mit einem Kursziel im Bereich von 284,70 US-Dollar.
Mehrere große Häuser – darunter BMO Capital, TD Cowen, Wedbush, Truist, J.P. Morgan und Evercore ISI – führen Amazon als „Top-Pick“ für 2026. BMO hob sein Kursziel zuletzt auf 304 US-Dollar an. Bank of America verweist zudem auf eine solide Performance im Weihnachtsgeschäft 2025.
Kursbild: Unter Druck, aber stabilisiert
Die Aktie notiert mit 196,90 Euro auf dem Niveau des gestrigen Schlusskurses. Damit liegt sie seit Jahresbeginn rund 8 % im Minus und knapp 16 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 233,20 Euro, hat sich aber deutlich vom Jahrestief bei 151,78 Euro erholt. Der RSI von 66,8 signalisiert ein bereits gut gelaufenes Papier, aber noch keinen klaren Überkauf.
Ausblick: KI-Offensive trotz Zoox-Bremse
Der Zoox-Rückruf ist für Amazons autonome Fahrpläne ein Rückschlag und unterstreicht, wie sensibel der Bereich Robotaxis regulatorisch geworden ist. Für den Gesamtkonzern ist das Thema aktuell aber eher ein Reputations- und weniger ein Ergebnisrisiko, zumal die Korrektur softwareseitig erfolgt und ohne Unfälle blieb.
Wichtiger für 2026 sind andere Stellhebel: Der Markt wartet auf die Zahlen zum vierten Quartal, die Amazon für den 29. Januar 2026 angekündigt hat. Der Konzern stellt für Q4 einen Umsatzkorridor von 206 bis 213 Mrd. US-Dollar in Aussicht, was einem Wachstum von 10 bis 13 % entspräche, sowie ein operatives Ergebnis zwischen 21 und 26 Mrd. US-Dollar. Im Fokus stehen dabei insbesondere der weitere Ausbau der KI-Infrastruktur bei AWS, die Integration neuer KI-Tools in Handel und Werbung, die Fortschritte bei der Leo-Satellitenkonstellation und die Wirkung der für 2025 geplanten Investitionen von rund 125 Mrd. US-Dollar auf Wachstum und Profitabilität.
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