ASML steht fundamental so stark da wie selten zuvor – und dennoch rutscht der Kurs heute spürbar ab. Auslöser sind heikle China-Schlagzeilen und wachsender Regulierungssdruck, die plötzlich Zweifel an der vermeintlich unangreifbaren Marktposition aufkommen lassen. Parallel zeichnet CEO Christophe Fouquet ein sehr optimistisches Bild eines jahrzehntelangen KI-Booms, während Analysten sich so uneins zeigen wie lange nicht. Wie passt dieser Mix aus geopolitischem Risiko, KI-Euphorie und Analysten-Streit zusammen?
China-Risiko überlagert starke Position
Der unmittelbare Auslöser für die aktuelle Schwäche ist ein Bericht des niederländischen TV-Magazins „Nieuwsuur“. Demnach sollen ASML-Komponenten an eine Tochter des chinesischen Staatskonzerns China Electronics Technology Group geliefert worden sein, die Verbindungen zum Militär haben soll.
ASML betonte umgehend, dass sämtliche Exporte im Einklang mit geltendem Recht stehen. Trotzdem reagiert der Markt sensibel: Investoren fürchten verschärfte Exportkontrollen und zusätzliche Restriktionen für Geschäfte mit China – einem Schlüsselmarkt für die Niederländer.
Damit rücken mögliche regulatorische Risiken stärker in den Vordergrund als die operative Stärke des Unternehmens. Die Sorge: Sollten westliche Behörden den Druck erhöhen, könnte ein wesentlicher Wachstumstreiber für ASML zumindest teilweise wegbrechen.
CEO Fouquet: KI-Boom statt Blase
Inhaltlich zeichnet CEO Christophe Fouquet ein ganz anderes Bild. In einem ausführlichen Interview am 12. Dezember widersprach er klar der These einer KI-Blase. Seine Kernbotschaft: Die Nachfrage nach Rechenleistung für künstliche Intelligenz dürfte die Auftragsbücher für die nächsten 10 bis 15 Jahre füllen.
Ein zentraler Hebel dabei ist der Technologiewechsel auf High-NA-EUV-Systeme. Diese neue Lithografie-Generation soll Strukturen unter 2 Nanometern ermöglichen – nötig für die nächste Chip-Generation von Kunden wie Nvidia und Apple. Fouquet stellt damit klar: Wer die modernsten KI-Chips bauen will, kommt an ASML nicht vorbei.
Er verweist zudem auf die Sonderstellung im Markt: Im High-End-Lithografie-Segment hat ASML faktisch 100 Prozent Marktanteil. Der anhaltende Investitionswettlauf der großen Tech-Konzerne in KI-Infrastruktur stützt aus seiner Sicht die langfristige Umsatzplanung – trotz aller kurzfristigen Störgeräusche aus der Politik.
Analysten weit auseinander
Während das Management also von einem strukturellen „KI-Superzyklus“ spricht, ist die Analystenlandschaft auffallend gespalten.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei ASML?
- Bank of America hat ASML erst vor zwei Tagen zu einem „Top Pick“ für 2026 erklärt.
- Citi bekräftigte ein Kursziel von 1.200 Euro und sieht damit erhebliches Aufwärtspotenzial.
- UBS bleibt ebenfalls bei einer Kaufempfehlung.
Auf der anderen Seite treten vorsichtigere Stimmen auf die Bremse:
- Bernstein-Analyst David Dai bestätigte am 12. Dezember lediglich ein „Hold“-Votum mit einem Kursziel von 800 Euro – also klar unter dem aktuellen Niveau.
- Zacks Investment Research stufte die Aktie zudem von „Strong Buy“ auf „Hold“ herab.
Diese Spannbreite von 800 bis 1.200 Euro bei den Kurszielen spiegelt die Unsicherheit über Regulierung, Zyklik im Halbleitermarkt und die Frage wider, wie viel zukünftiges Wachstum im Kurs bereits eingepreist ist. Kurzfristig sorgt diese Gemengelage für zusätzliche Schwankungen.
Große Adressen kaufen zu
Trotz der heutigen Schwächephase nutzen einige institutionelle Investoren die jüngsten Rücksetzer, um Positionen aufzustocken. Daten aus dem zweiten Quartal 2025 zeigen deutliche Zukäufe:
- CIBC Asset Management erhöhte seine Beteiligung um 48,6 Prozent auf 41.564 Aktien.
- Diversify Advisory Services steigerte den Bestand um 43,1 Prozent.
Diese Bewegungen deuten darauf hin, dass langfristig orientierte Adressen die geopolitischen Risiken zwar sehen, ihnen aber die technologische Dominanz und die KI-Perspektive mehr Gewicht beimessen. Kurzfristige Schlagzeilen werden damit teilweise als Gelegenheit genutzt, Engagements auszubauen.
Technisches Bild und Bewertung
Charttechnisch bewegt sich die Aktie derzeit in der Nähe einer Unterstützungszone um 900 Euro. Mit einem aktuellen Kurs von 924 Euro liegt der Titel noch immer klar über dem 200-Tage-Durchschnitt und verbucht seit Jahresbeginn ein Plus von gut 35 Prozent – die übergeordnete Aufwärtsbewegung ist also intakt, auch wenn das jüngste Scheitern an der Marke von 1.000 Euro eine Verschnaufpause signalisiert.
Fundamental bleibt die Bewertung anspruchsvoll: Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis im hohen 30er-Bereich reflektiert die nahezu monopolartige Marktstellung und den erwarteten KI-Sonderzyklus, lässt aber wenig Spielraum für Enttäuschungen bei Regulierung oder Wachstumsdynamik.
Fazit: Kurzfristige Sorgen, langfristige Story
Unterm Strich prallen bei ASML derzeit zwei Welten aufeinander: Politische Risiken im China-Geschäft und mögliche neue Exportauflagen treffen auf eine strukturell starke KI-Nachfrage, technologische Führerschaft und einen faktischen Monopolstatus im High-End-Lithografiesegment. Die Spannungen in der Analystenlandschaft und die erhöhte Tagesvolatilität sind eine direkte Folge dieser Gemengelage.
Entscheidend für die nächsten Monate wird sein, ob aus dem aktuellen Medienbericht tatsächliche regulatorische Schritte folgen und wie stark sie das China-Geschäft beschneiden. Bleiben harte Eingriffe aus, dürfte vor allem die langfristige KI-Story und die Einführung der High-NA-EUV-Technologie den Ton für die weitere Kursentwicklung angeben.
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