Adobe greift tief in die Tasche: 1,9 Milliarden Dollar in bar für die Übernahme von Semrush – ein kleiner Spezialanbieter für Suchmaschinenoptimierung. Der Aufschlag? Satte 78 Prozent auf den letzten Schlusskurs. Während Adobe-Chef Shantanu Narayen von KI-Revolution und strategischem Durchbruch spricht, reagiert die Wall Street ernüchtert. Wells Fargo kappt prompt das Kursziel – und die Aktie dümpelt ohnehin nahe ihrem Jahrestief. Zahlt Adobe hier zu viel für zu wenig? Oder ist Semrush der fehlende Baustein im Kampf gegen Canva und die neue KI-Konkurrenz?
Warum ausgerechnet Semrush?
Auf den ersten Blick wirkt der Deal kurios: Adobe, der Gigant hinter Photoshop, Illustrator und dem gesamten Digital-Experience-Universum, kauft einen Anbieter von SEO-Tools. Doch dahinter steckt Kalkül. In einer Welt, in der ChatGPT, Google Gemini und andere KI-Chatbots zunehmend die klassische Google-Suche ersetzen, müssen Marken lernen, nicht nur für Suchmaschinen, sondern auch für große Sprachmodelle (LLMs) sichtbar zu sein. Semrush bringt genau diese Expertise mit – von Search Engine Optimization (SEO) bis hin zur sogenannten Generative Engine Optimization (GEO).
Adobe argumentiert: Zusammen mit den hauseigenen Tools wie Adobe Experience Manager und Adobe Analytics entsteht eine Komplettlösung, die Marketingexperten zeigt, wie ihre Marken über alle Kanäle hinweg wahrgenommen werden – klassische Websites, KI-Chatbots, Social Media. Eine verführerische Vision. Doch der Preis ist hoch.
Wells Fargo senkt Kursziel drastisch
Kaum war die Übernahme am 19. November bekannt, zog Wells Fargo-Analyst Michael Turrin die Notbremse. Sein neues Kursziel: 420 Dollar – runter von 470 Dollar. Die Begründung: Das Semrush-Geschäft soll Adobe zwar rund zwei Prozentpunkte mehr Wachstum bescheren, doch gleichzeitig droht ein Margen-Einbruch von etwa 60 Basispunkten. Für ein Unternehmen, das bislang mit beeindruckenden 89 Prozent Bruttogewinnmarge glänzt, ist das ein spürbarer Dämpfer.
Die Bewertung selbst wirkt ambitioniert: Rund vier Mal der Umsatz und etwa 25 Mal der Free Cashflow der kommenden zwölf Monate. Kein Schnäppchen – aber Adobe sitzt auf einem Cashberg und kann sich den Deal problemlos leisten, ohne neue Schulden aufzunehmen.
Druck von allen Seiten
Der Kauf kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Adobe steht massiv unter Druck: Die Aktie hat seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren und notiert nahe dem 52-Wochen-Tief. Anleger verlangen endlich Ergebnisse bei der Monetarisierung von KI-Funktionen – doch die lässt auf sich warten. Gleichzeitig macht Canva mit seinem kostenlosen Creative-System Boden gut und zieht vor allem jüngere Nutzer ab.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Adobe?
Der gescheiterte Figma-Deal 2023 – damals 20 Milliarden Dollar schwer – sitzt vielen noch in den Knochen. Regulierungsbehörden in Großbritannien und der EU hatten Adobe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal soll alles glatter laufen: Die Transaktion ist kleiner, weniger umstritten und soll bis Mitte 2026 über die Bühne gehen.
Analystenchor bleibt optimistisch – vorerst
Trotz Wells Fargos Kursziel-Kürzung bleibt die Mehrheit der Analysten bullish. 21 Experten vergeben im Schnitt ein „Buy“-Rating mit einem durchschnittlichen Kursziel von 451,76 Dollar – was einem Potenzial von über 40 Prozent entspricht. Die Frage ist nur: Wie lange hält diese Zuversicht?
Am 10. Dezember steht der nächste große Lackmustest an: die Q4-Zahlen für 2025. Erwartet wird ein Gewinn je Aktie von 4,39 Dollar – deutlich mehr als im Vorjahr. Dann wird sich zeigen, ob Adobe die Integration von Semrush überzeugend verkaufen kann – oder ob Zweifel an der Strategie weiter wachsen.
Gamechanger oder Geldverbrennung?
Adobe wettet darauf, dass die Kombination aus kreativer Software-Dominanz und Marketing-Optimierung der Schlüssel zum Erfolg in der KI-Ära ist. Die Idee: Marken brauchen künftig nicht nur starke Inhalte (Adobe Creative Cloud), sondern auch die Fähigkeit, diese Inhalte intelligent über alle Kanäle hinweg sichtbar zu machen (Semrush). Theoretisch ergibt das Sinn.
Praktisch bleibt die Frage, ob 1,9 Milliarden Dollar für ein Nischenprodukt gerechtfertigt sind – zumal die Margenschmerzen kurzfristig spürbar werden dürften. Für Adobe ist der Deal eine Wette auf die Zukunft. Für Anleger ist er ein Test: Glaubt man an die KI-Vision des Konzerns – oder fürchtet man, dass Adobe im Kampf gegen neue, agile Wettbewerber zu spät dran ist?
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