Ethereum geht die letzten Tage des Jahres 2025 mit angezogener Handbremse an. Während der Kurs seit Wochen in einer engen Spanne festhängt, passiert im Hintergrund enorm viel: ETF-Gelder fließen ab, die On-Chain-Aktivität erreicht Rekorde, und Institutionelle verschieben große Summen. Die zentrale Frage lautet: Wie lange kann diese Diskrepanz zwischen Fundamentaldaten und Kurs noch anhalten?
Ruhiger Kurs, große Diskrepanz
Der Ether-Kurs bewegt sich aktuell nur leicht unterhalb der Marke von 3.000 US‑Dollar und liegt rund 37 % unter seinem Rekordstand vom August 2025. Seit etwa sechs Wochen pendelt ETH grob zwischen 2.800 und 3.300 US‑Dollar, ohne klaren Trend nach oben oder unten. Die heutige Tagesbewegung von knapp minus 0,4 % passt ins Bild eines ruhigeren Weihnachtsmarkts, der von geringen Umsätzen geprägt ist.
Auffällig ist der Blick auf den technischen Rahmen: Der Kurs notiert rund 4,5 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt, der RSI liegt mit 42 Punkten im neutralen bis leicht schwächeren Bereich. Die 30‑Tage-Volatilität ist mit gut 51 % zwar hoch, aber für eine große Kryptowährung nicht außergewöhnlich.
ETF-Abflüsse dämpfen Stimmung
Ein wesentlicher Bremsklotz bleibt der ETF-Bereich. Spot-ETFs auf Ethereum verzeichnen im Dezember deutliche Mittelabflüsse. Allein am 24. Dezember flossen laut SoSoValue rund 57 Mio. US‑Dollar netto ab, da Anleger vor den Feiertagen Risiko reduzierten.
Wichtige Punkte im Überblick:
- Grayscale ETHE verzeichnete Abflüsse von 33,78 Mio. US‑Dollar, kumulierte Nettoabflüsse liegen inzwischen bei über 5,08 Mrd. US‑Dollar
- Der Grayscale Ethereum Mini Trust ETF sticht positiv heraus mit Zuflüssen von 3,33 Mio. US‑Dollar und kumulierten Zuflüssen von 1,506 Mrd. US‑Dollar
- Im Dezember summieren sich die Abflüsse bereits auf mehr als 560 Mio. US‑Dollar, nach 1,42 Mrd. US‑Dollar im November
Diese kontinuierlichen Abflüsse drücken auf das Sentiment im institutionellen Segment. Einige Marktbeobachter verweisen zwar auf übliche Rebalancings und steuerliche Optimierungen zum Jahresende, das Gesamtbild bleibt aber: Per Saldo fließt derzeit mehr Kapital aus ETH-ETFs ab, als hineingeht.
On-Chain-Daten: Starke Nutzung, gemischte Signale
Parallel dazu zeigen die On-Chain-Daten ein deutlich robusteres Bild als der Kurs vermuten lässt.
Netzwerk wächst weiter
Mehrere Kennzahlen deuten auf eine intensive Nutzung des Ethereum-Netzwerks hin:
- Die Zahl neuer Wallets erreichte am 2. Dezember mit 197.380 und am 15. Dezember mit 195.460 zwei der höchsten Werte der vergangenen Monate
- Auf Layer 1 verarbeitete Ethereum am 22. Dezember 2025 rund 1,91 Mio. Transaktionen – ein neuer Rekordwert
- Die Netzwerkaktivität liegt laut Santiment im Schnitt etwa 25 % über dem Niveau vom November
Diese Daten sprechen für eine anhaltend hohe Nachfrage nach Blockspace und Anwendungen auf Ethereum – von DeFi bis hin zu anderen Smart-Contract-Usecases.
Mehr ETH an Börsen
Auf der anderen Seite gibt es Signale, die auf potenziell steigenden Verkaufsdruck hindeuten. In der Weihnachtswoche sind die ETH-Bestände auf zentralen Börsen von 16,2 auf 16,6 Mio. ETH gestiegen. Rund 400.000 ETH wurden zusätzlich auf Handelsplattformen transferiert, darunter eine einzelne Transaktion eines langjährigen Großhalters („OG Whale“) über 100.000 ETH an Binance.
Solche Bewegungen werden am Markt häufig als Vorbereitung möglicher Verkäufe interpretiert, auch wenn sie nicht zwangsläufig sofort zu Abgaben führen müssen.
US-Anleger verkaufen mit Rabatt
Ein weiterer Belastungsfaktor: Die sogenannte Coinbase Premium ist deutlich ins Negative gerutscht und liegt derzeit bei rund -0,08 – dem tiefsten Stand seit einem Monat. Dieser Indikator misst den Preisunterschied zwischen ETH/USD auf Coinbase Pro und ETH/USDT auf Binance.
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Ein negativer Wert signalisiert, dass US-Investoren auf Coinbase eher zu niedrigeren Preisen verkaufen als internationale Anleger auf Binance bereit sind zu zahlen. Das unterstreicht die aktuell zurückhaltende Haltung US‑amerikanischer Marktteilnehmer gegenüber Ethereum.
Institutionelle Käufe – aber (noch) nicht genug
Völlig einseitig ist das Bild jedoch nicht. Mehrere größere Adressen aus dem institutionellen Umfeld haben zuletzt spürbar zugekauft und damit zumindest einen Teil des Angebots aufgenommen:
- BitMine Immersion Technologies kaufte in dieser Woche 67.886 ETH und überschritt damit die Marke von 4 Mio. ETH im eigenen Bestand
- Trend Research erwarb 46.379 ETH
- BlackRock bewegte insgesamt 428 Mio. US‑Dollar in Bitcoin und Ethereum, was die fortgesetzte Präsenz großer Vermögensverwalter im Kryptobereich unterstreicht
Trotz dieser Käufe bleibt der Saldo klar: Die Menge an ETH, die in Richtung Börsen fließt, übersteigt aktuell die Volumina dieser institutionellen Zukäufe. Das erklärt, warum der Kurs trotz starker On-Chain-Nutzung nicht in einen nachhaltigen Aufwärtstrend übergeht.
DeFi-Dominanz als Stabilitätsanker
Im DeFi-Sektor bleibt Ethereum die Nummer eins. Mehr als 68,2 % des „reinen“ DeFi-Total-Value-Locked (TVL) laufen über Ethereum. Über 69,3 Mrd. US‑Dollar sind in Smart Contracts auf dem Netzwerk gebunden – mehr als die DeFi-Summen von Solana, Tron, Binance Smart Chain, Bitcoin, Avalanche und allen anderen Chains zusammen.
Diese Dominanz untermauert die Rolle Ethereums als zentrale Abwicklungsschicht für dezentrale Finanzanwendungen. Für viele Marktteilnehmer ist das ein Kernargument, warum Ethereum fundamental deutlich breiter abgesichert ist als viele Wettbewerber.
„Fusaka“-Upgrade: Rückenwind für Layer-2
Auf Protokollebene hat Ethereum im Dezember ebenfalls nachgelegt. Am 3. Dezember 2025 wurde das „Fusaka“-Upgrade aktiviert – die zweite große Code-Anpassung des Jahres.
Die wichtigsten Änderungen:
- PeerDAS: Validatoren müssen nur noch kleine Datenausschnitte statt kompletter „Blobs“ prüfen, was Rechenaufwand und Kosten senkt
- Verkle Trees: Neue Datenstrukturen machen den Zustand des Netzwerks kompakter und beschleunigen die Verifizierung
- Block Gas Limit: Anhebung auf 60 Mio., wodurch mehr Rechenoperationen pro Block möglich werden
In der Summe zielen diese Anpassungen darauf ab, die Kosten und die Skalierbarkeit vor allem für Layer‑2‑Lösungen drastisch zu verbessern. Günstigere und effizientere Transaktionen auf L2 können mittelfristig zusätzliche Nutzung auf Ethereum ziehen – auch wenn sich der Effekt im Kurs oft erst zeitverzögert widerspiegelt.
Technisches Bild und Risikofaktoren
Charttechnisch bleibt der Bereich zwischen 2.800 und 3.300 US‑Dollar die maßgebliche Handelsspanne. Wichtige Marken auf der Unterseite sind die Tiefs vom 21. November bei rund 2.621 US‑Dollar und der Unterstützungsbereich zwischen 2.500 und 2.700 US‑Dollar aus dem Juni. Auf der Oberseite gelten 3.500 US‑Dollar sowie der Bereich 4.000 bis 4.200 US‑Dollar als zentrale Widerstände, bevor das Allzeithoch bei knapp 4.954 US‑Dollar wieder in Reichweite käme.
Ein zusätzlicher Risikofaktor ist die weiterhin erhöhte Hebelung im Markt. Die Estimated Leverage Ratio für Ethereum bewegt sich um 0,72 bis 0,76 – Niveaus, die in der Vergangenheit häufig vor größeren Liquidationswellen lagen. Schon kleinere Kursbewegungen können in einem solchen Umfeld verstärkt werden, wenn Zwangsliquidationen ausgelöst werden.
Jahresendfazit: Starke Nutzung, gedeckelter Kurs
Zum Jahresende 2025 steht Ethereum zwischen zwei Welten: Auf der einen Seite Rekordwerte bei Transaktionen, ein kräftiges Wachstum neuer Wallets, eine dominante Stellung im DeFi und ein technisch weiter optimiertes Protokoll. Auf der anderen Seite drücken ETF-Abflüsse, steigende Börsenbestände, eine negative Coinbase Premium und hohe Hebelung auf das kurzfristige Kurspotenzial.
Kurzfristig spricht vieles dafür, dass die Handelsspanne zwischen 2.800 und 3.300 US‑Dollar den Rahmen vorgibt, innerhalb dessen Trader agieren. Entscheidend für eine nachhaltige Trendwende nach oben wäre im neuen Jahr vor allem eine Rückkehr positiver Kapitalströme in ETFs und eine Entspannung bei den Hebelpositionen, damit die robuste Nutzung des Netzwerks sich auch im Preisverlauf stärker niederschlagen kann.
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