Tokios Zins-Hammer, das Schweigen der Hexen und der Funke aus Idaho

Die Bank of Japan hebt den Leitzins auf ein 30-Jahres-Hoch an, während der deutsche DAX trotz Hexensabbat stabil bleibt. Microns KI-Chip-Boom treibt Siemens Energy an.

Kurz zusammengefasst:
  • Japan beendet Ära des billigen Geldes
  • DAX hält sich trotz Verfallstermin stabil
  • Microns KI-Chips bis 2026 ausverkauft
  • Siemens Energy profitiert von KI-Infrastruktur

Liebe Leserinnen und Leser,

während in Frankfurt die Händler heute Mittag auf die Sekundenzeiger starrten, um den großen Verfallstermin abzupassen, ereignete sich das eigentliche tektonische Beben fast 9.000 Kilometer weiter östlich. Es ist eine dieser Nachrichten, die in der Hektik des Tagesgeschäfts fast untergehen – 25 Basispunkte hier, ein Prozentpünktchen da –, die aber historisch gesehen das Ende einer ganzen Ära besiegeln.

Die Bank of Japan hat heute Morgen den Leitzins auf 0,75 Prozent angehoben. Das mag für unsere an höhere Niveaus gewöhnte Ohren fast homöopathisch klingen, markiert für Japan jedoch den höchsten Stand seit 30 Jahren. Die Epoche des „Gratis-Geldes“, die die globalen Märkte jahrzehntelang mit billiger Liquidität flutete, wird in Tokio nun endgültig zu Grabe getragen. Doch die Märkte? Die zucken kaum. Warum diese Gelassenheit trügerisch sein könnte und warum ausgerechnet ein Speicherchip-Hersteller aus dem ländlichen Idaho heute die Stimmung im deutschen DAX rettet, analysieren wir in dieser Ausgabe.

Der Hexensabbat: Die große Stille

Heute ist der dritte Freitag im Dezember, der sogenannte „Hexensabbat“ oder Triple Witching Day. An der Eurex verfielen zwischen 12:00 und 13:05 Uhr Optionen und Futures auf Indizes in Milliardenhöhe. Normalerweise ist dies das Rezept für wilde Kursausschläge und erratische Volatilität.

Doch der DAX zeigte sich heute von seiner stoischen Seite. Der deutsche Leitindex verteidigte die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten souverän und notierte am Nachmittag bei rund 24.196 Zählern kaum verändert. Wir erlebten das Phänomen des „Pinning“: Die Kurse wurden förmlich an den großen Optionsschwellen festgenagelt, die institutionellen Stillhalter hatten das Geschehen fest im Griff.

Der spannende Teil findet jedoch unter der ruhigen Oberfläche statt: Während der Gesamtmarkt stagnierte, rotiert das Kapital gewaltig. Adidas geriet unter die Räder (dazu gleich mehr), während Siemens Energy und Rheinmetall als Stützen des Index fungierten. Es zeigt sich einmal mehr: In diesem späten Stadium des Bullenmarktes (+20 % seit Jahresbeginn beim DAX) ist die individuelle Story der Aktie wichtiger als der makroökonomische Rückenwind.

Die KI-Infrastruktur: Wenn Idaho liefert, jubelt München

Die vielleicht wichtigste Nachricht für Technologie-Investoren kam in der vergangenen Nacht nicht aus dem Silicon Valley, sondern von Micron Technology. Der US-Speicherriese lieferte Zahlen, die selbst die optimistischsten Analysten überraschten: 13,6 Milliarden Dollar Umsatz im ersten Quartal 2026, ein Plus von über 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die entscheidende Information für Ihr Portfolio: Microns Produktion von HBM-Speicherchips (High Bandwidth Memory), dem Treibstoff für jede KI-Anwendung, ist bis ins Jahr 2026 hinein komplett ausverkauft.

Hier schließt sich der Kreis zu Deutschland und Siemens Energy. Die Aktie des Münchner Energietechnik-Konzerns kletterte heute auf über 120 Euro. Die Logik der Märkte ist bestechend simpel: Wo KI-Chips von Micron laufen, entstehen riesige Rechenzentren. Diese fressen Strom. Und die Infrastruktur dafür liefert unter anderem Siemens Energy. JPMorgan bestätigte heute passend dazu das „Overweight“-Rating mit einem Kursziel von 160 Euro. Wir sehen hier die klassische „Pick-and-Shovel“-Strategie in Reinkultur: Man muss nicht wissen, welche KI-Software am Ende gewinnt, solange man die Schaufeln (Chips) und die Energie für den Goldrausch liefert.

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Genau zu diesem Thema hat Tech-Analyst Bernd Wünsche eine umfassende Analyse durchgeführt, die über die bekannten Namen wie NVIDIA hinausgeht. In seinem aktuellen Webinar „Projekt Tech-Millionär“ identifiziert er vier Schlüsselunternehmen der KI-Infrastruktur – darunter CrowdStrike als KI-Sicherheits-Champion sowie drei weitere Werte aus den Bereichen KI-Steuerung, Datenplattformen und On-Device-Chips. Wünsche, der seit über 20 Jahren Tech-Aktien analysiert und mit seiner Tech-Aktien-Masterclass bereits Rheinmetall bei über 766 % Gewinn im Depot hat, zeigt konkret, welche Unternehmen vom KI-Superzyklus 2026 maximal profitieren könnten. Die Analyse basiert auf über 100 Stunden Research aus 209 weltweiten Informationsquellen und filtert aus 3.750 Tech-Unternehmen die vier aussichtsreichsten Kandidaten heraus. Sie können die Tech-Aktien-Masterclass vier Wochen für 99 Cent testen und erhalten den Spezialreport „Tech-Aktien-Millionär – Gigantische Gewinne mit den Future 4 für 2026“ kostenlos dazu. Details zum Projekt Tech-Millionär

Konsum-Kater vs. Tech-Rausch

Die Zweiteilung der Weltwirtschaft ließ sich heute exemplarisch an zwei US-Giganten ablesen:

  1. Das Desaster: Nike brach um über 10 Prozent ein. Der Sportartikelhersteller warnte vor empfindlichen Umsatzrückgängen. Das zog auch die deutsche Adidas in Sippenhaft. Es ist ein Warnsignal, das nahtlos zum GfK-Konsumklima passt, das hierzulande auf einen neuen Tiefpunkt rutschte. Der Verbraucher hält das Geld zusammen.
  2. Der Deal: Oracle hingegen profitiert von der Lösung der endlosen TikTok-Saga. Der Software-Riese wird 15 Prozent am US-Geschäft der Video-App halten, nachdem ByteDance die Strukturen formalisiert hat. Die Oracle-Aktie reagierte mit einem Plus von 5 Prozent – eine bemerkenswerte Erholung nach der Schwäche zu Wochenbeginn.

Die Botschaft ist klar: B2B-Tech und Infrastruktur florieren, während der klassische Konsument schwächelt. Eine Divergenz, die uns wohl auch ins Jahr 2026 begleiten wird.

Geopolitik: Verzögerungen und Drohungen

Auch auf der politischen Bühne gab es heute Bewegung, wenn auch im Schneckentempo. Das Mercosur-Abkommen, auf das die deutsche Exportwirtschaft so sehnsüchtig wartet, wird dieses Jahr nicht mehr unterzeichnet. Italien hat auf die Bremse getreten, wie Bundeskanzler Friedrich Merz bestätigte. Nun wird der Januar 2026 angepeilt. Es ist ein weiteres Beispiel für die Zähigkeit europäischer Entscheidungsprozesse in einer Welt, die eigentlich Tempo verlangt.

Währenddessen rüstet Wladimir Putin verbal und faktisch auf. Auf seiner Jahrespressekonferenz sprach er von 700.000 russischen Soldaten im Kriegsgebiet und drohte als Reaktion auf Drohnenangriffe gegen die russische „Schattenflotte“ von Öltankern. Die geopolitische Risikoprämie bleibt uns also erhalten, auch wenn der Ölpreis (Brent bei ~60 USD) dies aktuell kaum einpreist.

Kurzer Blick auf die Märkte

  • Bitcoin: Die Kryptoleitwährung zeigt sich unbeeindruckt von den Zinsängsten und kletterte heute wieder über die Marke von 88.000 US-Dollar. Der „Fear & Greed Index“ steht zwar auf „Angst“ (21/100), doch institutionelle Käufer scheinen die Rücksetzer der letzten Tage dankbar aufzunehmen.
  • Wall Street: Der Dow Jones steuert auf ein neues Hoch zu (+0,57 % auf 48.253 Punkte). Die Hoffnung auf Zinssenkungen der Fed im April treibt die Kurse, ungeachtet der restriktiven Signale aus Japan.

Schlussakkord

Zum Start ins Wochenende noch eine Nachricht, die buchstäblich „abgehoben“ ist – oder es zumindest sein sollte. Der für gestern geplante Weltraumausflug mit der Blue-Origin-Rakete von Jeff Bezos wurde verschoben. Neuer Termin: Morgen, Samstag, um 15:00 Uhr.

An Bord wird unter anderem Michaela Benthaus sein, eine deutsche ESA-Ingenieurin, die als erste Rollstuhlfahrerin ins All fliegen wird – begleitet vom deutsch-amerikanischen Luft- und Raumfahrtingenieur Hans Koenigsmann, einem ehemaligen SpaceX-Veteranen. Vielleicht ist dies ein passendes Symbol für die deutsche Wirtschaft zum Jahresende: Der Start verzögert sich, es ruckelt auf der Rampe, aber das Ziel bleibt ambitioniert.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und eine glückliche Hand bei Ihren Entscheidungen.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

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