Netflix hat im Ringen um Warner Bros. Discovery (WBD) einen wichtigen Zwischenerfolg erzielt, steht an der Börse aber weiter unter Druck. Der Kurs liegt rund 18 % unter dem Stand vor einem Monat und etwa 30 % unter dem Jahreshoch. Parallel zum Fusionspoker stärkt der Konzern sein Gaming-Geschäft mit einem Zukauf.
WBD-Deal: Vorstand stellt sich hinter Netflix
Zentraler Punkt der jüngsten Entwicklung ist die Empfehlung des WBD-Verwaltungsrats. Das Gremium rät den Aktionären, das feindliche Barangebot von Paramount Skydance abzulehnen und stattdessen die bereits vereinbarte Transaktion mit Netflix zu unterstützen.
Wesentliche Eckpunkte der konkurrierenden Angebote:
- Paramount Skydance:
- Feindliches Barangebot über 30 US‑Dollar je WBD-Aktie
- Gesamtvolumen rund 108,4 Mrd. US‑Dollar
Aus Sicht des WBD-Boards finanziell zwar höher, aber mit hohen Risiken durch starke Verschuldung und regulatorische Unsicherheiten verbunden
Netflix-Angebot:
- Unternehmenswert (Enterprise Value) etwa 82,7 Mrd. US‑Dollar
- Equity-Teil rund 72 Mrd. US‑Dollar
- Pro WBD-Aktie: 23,25 US‑Dollar in bar plus 4,50 US‑Dollar in Netflix-Aktien
- 59 Mrd. US‑Dollar zugesagte Fremdfinanzierung, was aus Sicht des WBD-Boards für höhere Transaktionssicherheit sorgt
Mit dieser Positionierung stärkt der WBD-Verwaltungsrat klar das Netflix-Lager, auch wenn das konkurrierende Barangebot auf den ersten Blick attraktiver erscheint.
Expansion im Gaming-Bereich
Parallel zum Hollywood-Poker hat Netflix seine Gaming-Aktivitäten ausgebaut. Am Freitag kündigte das Unternehmen die Übernahme von Ready Player Me an, einem Avatar-Startup aus Estland, das unter anderem von Andreessen Horowitz finanziert wurde.
- Finanzielle Details wurden nicht veröffentlicht; Marktbeobachter gehen von einem Kaufpreis im unteren dreistelligen Millionenbereich aus.
- Rund 20 Entwickler des Startups wechseln zu Netflix.
- Ziel ist es, für Netflix-Abonnenten persistente digitale Identitäten über mehrere TV-Multiplayer- und „Party Games“ hinweg zu ermöglichen.
- Der eigenständige Dienst von Ready Player Me soll bis zum 31. Januar 2026 eingestellt werden.
Damit treibt Netflix seine Strategie voran, über klassische Streaming-Inhalte hinaus zusätzliche Angebote in seinem Ökosystem zu verankern.
Warum die Aktie unter Druck steht
Trotz des taktischen Erfolgs beim WBD-Board bleibt die Marktreaktion verhalten. Einige Analysten wie Morgan Stanley stützen das Papier weiterhin mit Kaufempfehlungen und Kurszielen um 120 US‑Dollar, andere Häuser agieren vorsichtiger und senken ihre Ziele leicht – vor allem wegen der Komplexität der geplanten Integration.
Der Kursdruck lässt sich vor allem auf drei Faktoren zurückführen:
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- Verschuldung:
- Durch die Transaktion steigt die pro-forma-Verschuldung von Netflix auf den Faktor 3,0 bezogen auf das Ergebnis.
- Das Management plant, diese Kennzahl bis 2027 mit Hilfe des freien Cashflows auf 2,0 zu senken.
Kurzfristig belastet jedoch insbesondere die 59 Mrd. US‑Dollar schwere Zwischenfinanzierung.
Regulatorische und politische Risiken:
- Die Transaktion ruft politischen Widerstand hervor.
- Senatorin Elizabeth Warren bezeichnete den Deal als „anti-monopolistischen Albtraum“ und forderte Befangenheits-Erklärungen im Justizministerium.
- Auch Donald Trump äußerte, die Transaktion „könnte ein Problem sein“.
Solche Unsicherheiten führen typischerweise zu Bewertungsabschlägen.
Verwässerung:
- Der Aktienanteil von 4,50 US‑Dollar je WBD-Aktie führt zu zusätzlicher Ausgabe neuer Netflix-Aktien.
- Diese Verwässerung belastet den Kurs zumindest kurzfristig.
Hinzu kommt ein strategischer Bruch: Netflix hat Akquisitionen in dieser Größenordnung bisher gemieden und auf organisches Wachstum gesetzt. Der mögliche Kauf eines traditionellen Studio-Imperiums (Warner Bros., HBO, DC) markiert eine klare Verschiebung hin zu Konsolidierung und klassischem Hollywood-Portfolio.
Wichtige Termine und Kursmarken
Die nächsten Wochen bleiben entscheidend für die weitere Kursentwicklung:
- Abstimmung bei WBD:
- WBD-Aktionäre können bis zum 8. Januar 2026 über das feindliche Paramount-Angebot abstimmen.
- Das sorgt voraussichtlich über die Feiertage für erhöhte Schwankungen.
Harris Associates als bedeutender WBD-Aktionär zeigte sich grundsätzlich offen für ein verbessertes Paramount-Angebot, doch die klare Ablehnung des Boards setzt die Hürden für eine Nachbesserung hoch.
Charttechnik und Bewertung:
- Die Aktie testet derzeit eine Unterstützung im Bereich um 94 US‑Dollar.
- Ein Bruch dieses Niveaus könnte den Weg in Richtung des 52‑Wochen-Tiefs um 82 US‑Dollar öffnen.
- Auf der anderen Seite sehen Analystenschätzungen für mögliche jährliche Synergien aus dem WBD-Deal von 2 bis 3 Mrd. US‑Dollar ab Jahr zwei Potenzial für einen deutlichen Bewertungsspielraum nach oben.
- Der mittlere Analystenkonsens bewegt sich aktuell um etwa 139 US‑Dollar.
Kurzfristig dominiert das „Deal-Drama“ klar die Wahrnehmung des Titels: Solange die regulatorische Lage ungeklärt ist und die Rolle von Paramount im Bieterprozess offenbleibt, dürfte die Aktie in einer Spanne verharren, in der diese Unsicherheiten stärker durchschlagen als die langfristig anvisierten Synergieeffekte.
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