Der Jahresendspurt verläuft für Bitcoin unruhig. Steuerlich motivierte Verkäufe, schwächelnde Großanleger und zunehmender Stress im Mining-Sektor setzen die Kryptowährung unter Druck. Gleichzeitig deuten On-Chain-Daten darauf hin, dass genau diese Belastungsphase historisch oft in die Nähe von Tiefpunkten fällt. Wie passt diese Diskrepanz aus kurzfristiger Schwäche und langfristigen Signalen zusammen?
Technischer Druck und kurzfristige Belastungsfaktoren
Bitcoin notiert aktuell mit rund 87.085 US‑Dollar deutlich unter seinem 52‑Wochen-Hoch von gut 124.000 US‑Dollar und nur knapp über dem Jahrestief. Der Kurs liegt zudem etwa 6 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt, während ein RSI um 38 auf eine bereits angeschlagene, aber noch nicht extrem überverkaufte Marktlage hindeutet.
Charttechnisch hat sich der Kurs unterhalb eines wichtigen Widerstandsbereichs um 88.000 US‑Dollar festgefahren. Seit dem Bruch eines langfristigen Aufwärtstrendkanals vor rund sechs Wochen pendelt Bitcoin in einer vergleichsweise engen Spanne und findet kaum neuen Schwung. Die implizite Volatilität bleibt mit einer annualisierten 30‑Tage-Volatilität von gut 34 % aber erhöht.
Mehrere kurzfristige Faktoren verstärken den Druck:
- Tax-Loss-Selling: Zum Jahresende realisieren viele Investoren Verluste, um steuerliche Vorteile zu sichern. Das trifft nicht nur Bitcoin direkt, sondern auch stark kryptoabhängige Titel wie Strategy (ehemals MicroStrategy) und Coinbase. Strategy hat in der Woche vom 15. bis 21. Dezember seine Bitcoin-Käufe ausgesetzt – ein Signal, das die Risikobereitschaft zusätzlich dämpft.
- Rekord-Optionsverfall: Am 26. Dezember laufen Bitcoin-Optionen im Volumen von rund 23,6 Milliarden US‑Dollar aus. In einer feiertagsbedingt dünnen Marktliquidität kann ein solcher Verfall die Schwankungen deutlich verstärken, wenn Händler ihre Positionen anpassen oder absichern.
- Verkäufe großer Adressen: On-Chain-Daten zeigen, dass sogenannte Wale 2025 per Saldo Verkäufer waren und im Jahresverlauf Bitcoin im Wert von rund 15 Milliarden US‑Dollar (161.294 BTC) abgegeben haben. Das nimmt dem Markt einen wichtigen Nachfragepfeiler.
Mining-Sektor unter Stress
Trotz der schwachen Kursentwicklung gibt es Signale, die aus Sicht mancher Analysten eher konstruktiv wirken. Im Mittelpunkt steht die Situation der Miner, die laut einer neuen Analyse von VanEck aktuell in einer Phase der „Capitulation“ stecken – also eines erzwungenen Rückzugs schwächerer Marktteilnehmer.
Einige zentrale Punkte:
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- Rückgang der Hashrate: Die Rechenleistung des Netzwerks ist im Monat bis Mitte Dezember um etwa 4 % gesunken – der deutlichste Rückgang seit April 2024. Ein Teil dieses Einbruchs hängt mit der Abschaltung von 1,3 Gigawatt Kapazität in Xinjiang (China) zusammen.
- Historischer Zusammenhang: VanEck weist darauf hin, dass Phasen negativer Hashrate-Wachstumsraten in der Vergangenheit oft Einstiegsgelegenheiten markierten. Seit 2014 waren die 90‑Tage-Renditen nach solchen Phasen in rund 65 % der Fälle positiv.
- Ertragsdruck auf Miner: Die Transaktionsgebühren sind auf den niedrigsten Stand seit 2011 gefallen. Damit sinken die Gesamterlöse, insbesondere für weniger effiziente Miner. Während moderne Anlagen wie der Antminer S19 XP mit Stromkosten um 0,077 US‑Dollar pro kWh noch profitabel arbeiten können, geraten ältere Setups unter Druck. Einige Akteure ziehen Konsequenzen und schwenken in andere Bereiche um, etwa High Performance Computing und KI – wie das Beispiel Cipher Mining mit einem jüngsten Zukauf in Ohio zeigt.
Solche Phasen, in denen kapitalkräftigere Miner Marktanteile übernehmen und ineffiziente Anbieter ausscheiden, wurden von Marktbeobachtern in früheren Zyklen häufig als Reinigungsprozess interpretiert, der den Boden für spätere Erholungen bereiten kann.
Institutionelle Ströme und politische Signale
Auf institutioneller Seite zeigt sich zum Jahresende ein gemischtes Bild. Große börsengehandelte Produkte wie BlackRocks IBIT verzeichnen in den vergangenen Wochen Nettoabflüsse, was auf eine allgemein angespanntere Liquiditätslage hindeutet. Gleichzeitig gibt es aber weiterhin gezielte Käufe.
- Texas als Bitcoin-Investor: Besonders auffällig ist ein Schritt des US-Bundesstaates Texas. Dieser hat Ende November rund 5 Millionen US‑Dollar in den IBIT-ETF investiert – zu Kursen von über 90.000 US‑Dollar. Damit beginnt der Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve auf Basis von Haushaltsüberschüssen.
- Unternehmensbilanzen: Trotz der Korrektur haben Unternehmens-Treasuries (ohne Strategy) im Zeitraum Mitte November bis Mitte Dezember etwa 42.000 BTC zugekauft. Die gesamten Bitcoin-Bestände von Firmen liegen damit inzwischen über 1 Million BTC.
- El Salvador und der IWF: Auch auf staatlicher Ebene entspannt sich die Lage vereinzelt. Beim Bitcoin-Pionier El Salvador äußerte der Internationale Währungsfonds (IWF) zuletzt Lob für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Gespräche über einen möglichen Verkauf oder eine Umstrukturierung der staatlichen Chivo-Wallet seien demnach weit fortgeschritten.
Diese Entwicklungen zeigen, dass sich jenseits des täglichen Kursrauschens weiter strukturelle Halter und neue Formen institutioneller Nachfrage etablieren – wenn auch nicht im Gleichschritt mit kurzfristigen Markttrends.
Stimmungslage und Szenarien für 2026
Stimmungsindikatoren zeichnen derzeit ein klares Bild der Verunsicherung. Der Fear-&-Greed-Index steht mit einem Wert von 24 auf „Extreme Fear“, was typischerweise auf hohe Vorsicht und reduziertes Risikoappetit hindeutet.
Für 2026 liegen die Einschätzungen weit auseinander:
- Optimistisches Szenario: Das Brokerhaus Bernstein hält ein Kursziel von 150.000 US‑Dollar im Jahr 2026 für möglich. Als Begründung werden eine robuste strukturelle Nachfrage und die anhaltende Bindung institutioneller Investoren angeführt, trotz der aktuellen Korrektur.
- Verhaltenes Szenario: VanEck rechnet eher mit einem Konsolidierungsjahr. Die Analysten verweisen darauf, dass das positive Signal aus der Miner-Capitulation zwar unterstützend wirkt, die global gemischte Liquiditätslage aber eher für eine Handelsspanne als für einen starken Ausbruch nach oben spreche.
- Korrekturpotenzial: Der erfahrene Marktanalyst Peter Brandt sieht ein mögliches Ziel um 60.000 US‑Dollar bis zum dritten Quartal 2026, falls zentrale Unterstützungszonen brechen.
- Strukturelle Voraussetzungen: Jeff Park von ProCap betont, dass für neue Allzeithochs mehr als ETFs und Privatanleger nötig wären. Entscheidend wären seiner Einschätzung nach zusätzliche strukturelle Käufer wie Staaten oder Zentralbanken.
Zum Jahresende 2025 prallen damit zwei Ebenen aufeinander: kurzfristig belastende Faktoren wie Steuerverkäufe, Wal-Abflüsse und Optionsverfall auf der einen Seite, und eher konstruktive On-Chain- und Struktur-Signale auf der anderen. Konkreter nächster Prüfstein ist der Optionsverfall am 26. Dezember, der je nach Marktreaktion entweder zu einem deutlichen „Volatilitätsauswaschen“ oder zu einer spürbaren Entlastungsbewegung führen dürfte.
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