Bitcoin fällt unter 90.000 USD: Tarifängste und Marktturbulenzen dämpfen Krypto-Euphorie

Digitale Währungen erleben Preisrückgang aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und massiver ETF-Kapitalabflüsse, während die Handelspolitik der USA für Turbulenzen sorgt.

Kurz zusammengefasst:
  • Massive Geldabzüge aus Bitcoin-Fonds
  • Zollankündigungen beeinflussen Investorenverhalten
  • Alternative Kryptowährungen zeigen Resilienz
  • Wirtschaftsindikatoren signalisieren Abschwächung

Die Kryptowährungsmärkte befinden sich Ende Februar 2025 in einer angespannten Konsolidierungsphase. Bitcoin, die weltweit führende Digitalwährung, notiert bei rund 88.000 US-Dollar und verzeichnete in der vergangenen Woche deutliche Kursverluste von etwa 8.000 US-Dollar. Diese Marktentwicklung steht im Schatten einer breiteren wirtschaftlichen Verunsicherung, die vor allem durch die handelspolitischen Ankündigungen der Trump-Administration ausgelöst wurde.

Tariffurcht als Haupttreiber der Marktschwäche

US-Präsident Donald Trump hat jüngst eine Reihe neuer Zollmaßnahmen angekündigt, darunter einen 25-prozentigen Zoll auf Importe aus der Europäischen Union. Diese Handelspolitik scheint die Rolle eines Katalysators für Marktturbulenzen übernommen zu haben. Zunächst für die kommende Woche angedrohte Strafzölle gegen Kanada und Mexiko wurden auf den 2. April verschoben, was den Märkten nur eine kurzfristige Atempause verschaffte.

Die Ankündigungen haben nicht nur den Kryptomarkt erschüttert, sondern auch traditionelle Anlageklassen unter Druck gesetzt. Der S&P 500 schloss am Mittwoch nahezu unverändert, während der Dow Jones Industrial Average um 0,43 Prozent nachgab. Diese Entwicklung unterstreicht die enge Verflechtung zwischen Kryptowährungen und traditionellen Finanzmärkten, die in Phasen erhöhter Unsicherheit zunehmend gleichgerichtete Bewegungen zeigen.

Massive Abflüsse aus Bitcoin-ETFs

Ein besonders besorgniserregender Indikator für den Kryptomarkt sind die massiven Kapitalabflüsse aus US-notierten Bitcoin-ETFs. Daten von SoSoValue zeigen, dass am Dienstag Abflüsse in Höhe von 1,01 Milliarden US-Dollar verzeichnet wurden – der größte Tagesabfluss seit März 2024, kurz nach der Einführung der Spot-ETFs. Besonders betroffen waren der Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund mit Abflüssen von 344,7 Millionen US-Dollar und BlackRocks iShares Bitcoin Trust ETF mit 164,4 Millionen US-Dollar.

Diese Entwicklung deutet auf eine massive Gewinnmitnahme institutioneller Investoren hin. Geoff Kendrick, Global Head of Digital Asset Research bei Standard Chartered, warnte: „Ich glaube nicht, dass der Ausverkauf bereits vorbei ist.“ Er schätzt, dass die seit den US-Wahlen getätigten ETF-Käufe derzeit auf Verlusten von rund 1,3 Milliarden US-Dollar sitzen, da der durchschnittliche Kaufpreis seit den Wahlen bei etwa 97.000 US-Dollar liegt.

Altcoins zeigen Widerstandsfähigkeit

Interessanterweise zeigen alternative Kryptowährungen (Altcoins) in der aktuellen Marktsituation eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Während Bitcoin nur leicht um 0,7 Prozent zulegen konnte, verzeichneten Ethereum mit einem Plus von 1,7 Prozent und XRP mit einem Anstieg von fast 4 Prozent deutlich bessere Ergebnisse. Auch Solana, Cardano und Polygon konnten zwischen 1 und 8 Prozent zulegen.

Bei den Memecoins konnte Dogecoin um 4,3 Prozent steigen, während der Trump-Token ($TRUMP) weiter nachgab und auf ein Rekordtief fiel. Diese divergierende Entwicklung zeigt, dass Investoren innerhalb des Kryptomarktes ihre Portfolios neu ausrichten, ohne den Sektor vollständig zu verlassen.

Wirtschaftliche Unsicherheit belastet Anlegersentiment

Die Sorge um eine Verlangsamung der US-Wirtschaft hat das Anlegervertrauen zusätzlich beeinträchtigt. Eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten, darunter ein enttäuschender Bericht zum Verbrauchervertrauen am Dienstag, deutet darauf hin, dass die größte Volkswirtschaft der Welt trotz anhaltend hoher Inflation ins Stocken geraten könnte.

Diese Befürchtungen spiegeln sich auch in anderen Wirtschaftsindikatoren wider. Der Absatz neuer Einfamilienhäuser in den USA fiel im Januar um 10,5 Prozent, deutlich stärker als von Ökonomen erwartet. Die Kombination aus hohen Hypothekenzinsen und steigenden Hauspreisen hat die Erschwinglichkeit erheblich eingeschränkt. Der durchschnittliche Preis für ein neues Haus stieg im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent auf 446.300 US-Dollar – der höchste Stand seit Oktober 2022.

„Der heutige Rückgang der Verkaufszahlen neuer Häuser ist nur ein weiteres Puzzleteil, und es wird immer deutlicher, dass die Wirtschaftstätigkeit im ersten Quartal einen langsamen Start hinlegt“, erklärte Christopher Rupkey, Chefökonom bei FWDBONDS.

Internationale Auswirkungen und Reaktionen

Die gegenwärtige Marktvolatilität beschränkt sich nicht auf die USA. In Deutschland ringt die neu gewählte Regierung mit strukturellen Wirtschaftsproblemen. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel betonte die Dringlichkeit raschen Handelns: „Die Zeit drängt. Es ist wichtig, dass die neue Regierung schnell handelt. Unsere strukturellen Probleme müssen angegangen werden, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.“

In Japan hingegen sieht der oberste Währungsdiplomat Atsushi Mimura keinen Widerspruch zwischen dem jüngsten Anstieg des Yen und positiven Wirtschaftsdaten. Die japanische Zentralbank signalisiert eine weitere Straffung der Geldpolitik, was den Yen auf etwa 149 zum Dollar gestärkt hat – weit entfernt vom Dreißigjahrestief nahe 162, das im vergangenen Jahr erreicht wurde.

In Brasilien profitierte der Anleihemarkt von milderen Signalen aus Washington bezüglich der US-Handelspolitik. Die Zinskurve flachte sich ab, und die öffentliche Verschuldung des Landes sank im Januar um 0,87 Prozent. Dennoch stiegen die durchschnittlichen Kosten für die Emission inländischer Anleihen über 12 Monate auf 11,36 Prozent, was die geldpolitische Straffung widerspiegelt.

Ausblick bleibt unsicher

Für die kommenden Wochen bleibt die Marktlage angespannt. Die Kombination aus handelspolitischen Unsicherheiten, Inflationssorgen und Anzeichen einer wirtschaftlichen Abschwächung sorgt für ein schwieriges Umfeld. Besonders Bitcoin-Investoren, die auf eine Fortsetzung der Nach-Wahl-Rallye gehofft hatten, müssen sich mit einer neuen Realität auseinandersetzen.

Die weitere Entwicklung des Kryptomarktes dürfte maßgeblich davon abhängen, wie sich die Handelspolitik der USA konkret ausgestaltet und welche Auswirkungen sie auf die Weltwirtschaft haben wird. Bis dahin könnten Anleger weiterhin Gewinne mitnehmen und eine defensivere Positionierung bevorzugen.

Angesichts der intensiven ETF-Abflüsse und der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheit scheint eine rasche Rückkehr zu neuen Rekordhöhen für Bitcoin unwahrscheinlich. Vielmehr deutet viel auf eine längere Konsolidierungsphase hin, bevor der nächste signifikante Aufwärtstrend einsetzen könnte.

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  • Mein Name ist Felix Baarz, und ich blicke auf über fünfzehn Jahre Erfahrung als Wirtschaftsjournalist zurück. Seit jeher faszinieren mich die Mechanismen und Dynamiken der globalen Finanzmärkte sowie die komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhänge, die unsere Welt formen. Mit dieser Leidenschaft habe ich mir einen Namen als Experte für internationale Finanzmärkte gemacht und widme mich mit großem Engagement der Aufgabe, auch die komplexesten Themen verständlich und greifbar für meine Leser aufzubereiten.

    Meine Wurzeln liegen in Köln, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Schon früh weckte meine Neugier für wirtschaftliche Themen und internationale Entwicklungen mein Interesse an Journalismus. Nach meinem Studium begann ich meine Karriere als Wirtschaftsredakteur bei einer angesehenen deutschen Fachpublikation. Hier legte ich den Grundstein für meine berufliche Laufbahn, doch meine Neugier zog mich schon bald in die weite Welt hinaus.

    Ein Wendepunkt in meinem Leben war der Umzug nach New York, wo ich sechs Jahre lang lebte und einen Einblick in führende Medienhäuser bekam.

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