Bitcoin-Korrektur und Krypto-Kampf: Wer gewinnt das Rennen der digitalen Währungen?
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kryptomärkte zeigen sich dieser Tage von ihrer launischen Seite. Nach dem Allzeithoch von 124.034 US-Dollar Mitte August hat der Bitcoin eine schmerzhafte Talfahrt hingelegt – ein einzelner „Whale“ soll 24.000 Bitcoin auf den Markt geworfen haben. Derweil überholt Ethereum seinen großen Bruder bei der Jahresperformance. Und während die Märkte schwanken, bereitet sich ein deutscher Pharmakonzern auf seinen Börsengang vor, ein niederländischer Netzbetreiber wird zum Übernahmeobjekt, und die Chemiebranche entdeckt grüne Moleküle als Milliardengeschäft.
Der Bitcoin-Rücksetzer: Wenn Wale den Markt fluten
Von 124.034 auf 111.000 US-Dollar – der Bitcoin hat innerhalb weniger Tage über 10 Prozent an Wert verloren. Was nach einer normalen Korrektur aussieht, hat einen spektakulären Hintergrund: Ein einzelner Großinvestor soll 24.000 Bitcoin abgestoßen haben. Das entspricht beim aktuellen Kurs einem Verkaufsvolumen von etwa 2,7 Milliarden Dollar.
André Dragosch von Bitwise sieht tiefere Ursachen: „Die globalen Wachstumserwartungen haben zuletzt nachgelassen.“ Tatsächlich macht sich unter Anlegern Ernüchterung breit. Die Zinssenkungsfantasien in den USA weichen der Sorge vor inflationstreibenden Zöllen. Timo Emden vom Analysehaus Emden Research bringt es auf den Punkt: Das stützende Umfeld sei vorbei.
Doch was bedeutet das für europäische Anleger? Die Nettoströme in Krypto-ETNs haben sich ins Minus gedreht. Allein auf Xetra dominieren Bitcoin-Tracker mit einem verwalteten Vermögen von über 4 Milliarden Euro. Der CoinShares Physical Bitcoin führt mit 1,5 Milliarden Euro, gefolgt von Bitwise und WisdomTree. Eine beachtliche Summe, die zeigt: Auch hierzulande ist die institutionelle Akzeptanz längst Realität.
Ethereum macht das Rennen – dank digitalem Euro?
Während Bitcoin schwächelt, zeigt Ethereum beeindruckende Stärke. Mit einem Plus von 37 Prozent seit Jahresanfang hängt die zweitgrößte Kryptowährung den Bitcoin (plus 20 Prozent) deutlich ab. Am 24. August kletterte Ethereum auf ein neues Allzeithoch von fast 5.000 US-Dollar.
Die Gründe sind vielschichtig, aber ein Detail elektrisiert die Märkte: EU und EZB erwägen, den digitalen Euro entweder auf Ethereum oder Solana zu implementieren. Das wäre ein Ritterschlag für die Smart-Contract-Plattform und könnte Milliarden an Transaktionsvolumen generieren.
Dovile Silenskyte von WisdomTree sieht einen Paradigmenwechsel: „Was als Smart-Contract-Plattform begann, wird heute zunehmend als reserveähnliche Asset-Klasse anerkannt.“ Tatsächlich sind seit Jahresanfang 302 Millionen US-Dollar in europäische Ethereum-ETNs geflossen, weltweit sogar über 7 Milliarden.
Die Handelsmuster bei deutschen Brokern sprechen Bände: Ivo Orlemann von der ICF Bank berichtet von regen Zu- und Abflüssen, „eine klare Richtung gibt es nicht“. Das klassische Bild eines Marktes im Übergang.
Amines-Markt: Wenn Chemie zur Goldgrube wird
Abseits der digitalen Währungen braut sich in der Chemieindustrie eine stille Revolution zusammen. Der globale Markt für Amine – essentielle Bausteine für alles von Medikamenten bis Pflanzenschutzmitteln – soll bis 2035 von 16,28 auf 26,55 Milliarden Dollar wachsen.
Was nach trockener Chemie klingt, ist ein Fenster in die Zukunft der Wirtschaft. Amine sind unverzichtbar für die Pharmaproduktion (wo sie als Zwischenprodukte für Schmerzmittel und Antidepressiva dienen), für Carbon-Capture-Technologien und sogar für die Chip-Herstellung.
Besonders spannend: Bio-basierte Amine wachsen mit 9 Prozent jährlich – doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt. Europa positioniert sich als Vorreiter dieser grünen Chemie-Revolution. Deutsche und französische Unternehmen investieren massiv in nachhaltige Produktionsanlagen. Evonik etwa plant in China eine neue Spezialanlage für 2026.
Für Anleger ist der Sektor aus mehreren Gründen interessant: Die Abhängigkeit von petrochemischen Rohstoffen schafft Preisvolatilität, gleichzeitig garantieren strenge Umweltauflagen in EU und USA stabile Nachfrage nach hochwertigen Produkten. Wer auf BASF, Arkema oder spezialisiertere Player wie Huntsman setzt, investiert in die molekulare Basis der modernen Wirtschaft.
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ProSiebenSat.1: Das Ende des Berlusconi-Pokers
Der Bieterkampf um ProSiebenSat.1 ist entschieden – und wie so oft in der Medienwelt führt der Weg nach Italien. Die Berlusconi-Familie sichert sich durch den Kauf der PPF-Anteile die Mehrheit am deutschen Fernsehkonzern. Mit nun knapp 60 Prozent der Anteile ist Media for Europe (MFE) vom stillen Beobachter zum dominanten Aktionär geworden.
Die Aktie reagierte mit einem Sprung auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Doch was bedeutet die italienische Übernahme für den deutschen Medienmarkt? Die Synergiepotenziale sind offensichtlich: gemeinsame Programmeinkäufe, grenzüberschreitende Werbedeals, gebündelte Streaming-Ambitionen.
Kritiker warnen vor kulturellen Differenzen und unterschiedlichen Marktdynamiken. Italiens TV-Markt ist traditioneller, weniger von Streaming durchdrungen. Kann das Berlusconi-Imperium ProSiebenSat.1 im Kampf gegen Netflix und Disney+ stärken? Die Börse scheint optimistisch.
Der deutsche IPO-Herbst: Stada macht den Anfang
„Wir bereiten einen Börsengang im Herbst vor, sofern die Rahmenbedingungen stimmen“, verkündet Stada-Chef Peter Goldschmidt. Der Arzneimittelhersteller aus Bad Vilbel wagt einen neuen Anlauf – diesmal mit besseren Vorzeichen als im Frühjahr.
Mit einer geschätzten Bewertung von 10 Milliarden Euro wäre es einer der größten deutschen Börsengänge der letzten Jahre. Der Clou aus Goldschmidts Sicht: „Es ist im momentanen Umfeld ein Vorteil, dass wir so gut wie kein Geschäft in den USA haben.“ Keine Zoll-Sorgen, keine Trump-Turbulenzen.
Stada ist nur der Anfang. Im IPO-Kalender stehen weitere Kandidaten: Ottobock plant für Ende September bis Mitte Oktober, die Marine-Sparte von Thyssenkrupp folgt als Spin-Off. Die deutsche Börsenlandschaft erwacht aus ihrem Dornröschenschlaf – ein Signal für wiederkehrendes Vertrauen in die Kapitalmärkte.
Ausblick: Zwischen Jackson Hole und Frankfurt
Die kommenden Tage versprechen Spannung. Am Freitag stehen deutsche Einzelhandelszahlen und US-Inflationsdaten auf der Agenda – beides potenzielle Markttreiber. Die französischen Verbraucherpreise könnten Hinweise auf die EZB-Politik im Herbst geben.
Die Kryptomärkte dürften volatil bleiben. Mit über 100 Milliarden Dollar täglichem Handelsvolumen sind Bitcoin und Ethereum längst systemrelevant geworden. Jede Bewegung der „Wale“ kann Schockwellen aussenden. Gleichzeitig positionieren sich traditionelle Finanzinstitute: Die Integration von Stablecoins, digitalen Zentralbankwährungen und klassischen Krypto-Assets schreitet voran.
Ob Moleküle oder Megabytes, Medienimperien oder Medikamente – die Wirtschaft schreibt ihre Geschichten in vielen Währungen. Manche davon existieren nur als Code, andere als komplexe Kohlenstoffverbindungen. Was sie eint: Sie alle suchen nach Wert, Wachstum und Wandel.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erkenntnisreiche Investitionen und einen klaren Blick durch den Herbstnebel der Märkte.
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Die Berlusconis und der Bitcoin – beide stehen für eine neue Art von Macht. Die einen kaufen Fernsehsender, die anderen digitale Währungen. Am Ende entscheidet nicht die Technologie, sondern wer sie kontrolliert.
Apropos digitale Währungen und Zukunftstechnologien: Während Bitcoin und Ethereum das Finanzsystem neu ordnen, entsteht im Chip-Sektor gerade ein ähnlicher Machtkampf zwischen USA und China. Wer verstehen möchte, welche Rolle ein europäischer Technologie-Gigant dabei spielt – und warum manche Analysten ihn bereits als „neue Nvidia“ bezeichnen – findet hier eine spannende Analyse: Die neue Nvidia – Studie zum Megatrend 2025.
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