Broadcom steht erneut im Spannungsfeld zwischen großer KI-Fantasie und skeptischem Blick auf Insidertransaktionen. Nach der jüngsten Korrektur melden sich mehrere Wall-Street-Häuser mit höheren Kurszielen zurück, während das Management weiter Kasse macht. Wie passt dieser Mix aus Optimismus von außen und Verkäufen von innen zusammen?
Analysten drehen an den Kurszielen
Auslöser der kräftigen Marktreaktion am Freitag war eine Serie positiver Analystenkommentare. Das Handelsvolumen sprang deutlich über den Durchschnitt – ein Signal, dass viele Adressen die Aktie nach der Korrektur neu bewerten.
Im Mittelpunkt steht Truist Financial: Analyst William Stein erhöhte sein Kursziel für die Broadcom-Aktie von 500 auf 510 US-Dollar und bestätigte seine Kaufempfehlung. Seine Begründung: anhaltend hohe Investitionen in KI-Infrastruktur, von denen Broadcoms Geschäft mit kundenspezifischen ASIC-Chips besonders profitieren soll.
Auch UBS schraubte ihr Kursziel auf 475 US-Dollar nach oben. Die Bank stuft den Kursrückgang nach den Zahlen zum vierten Quartal als Überreaktion des Marktes ein. Morgan Stanley und Barclays legten mit ebenfalls klar positiven Zielmarken nach und untermauern damit den insgesamt freundlichen institutionellen Blick auf den Titel.
Insiderverkäufe im Korrekturmodus
Parallel zum steigenden Analystenvertrauen zeigen die Pflichtmeldungen der US-Börsenaufsicht ein anderes Bild: In den vergangenen 90 Tagen haben Insider rund 825.000 bis 863.000 Broadcom-Aktien verkauft – mit einem Gesamtvolumen von fast 300 Millionen US-Dollar.
Besonders ins Auge fallen zwei Führungskräfte:
- Mark David Brazeal (Chief Legal Officer): Verkauf von 38.281 Aktien am 17. Dezember zu durchschnittlich 327,65 US-Dollar je Anteilsschein, Gegenwert rund 12,54 Millionen US-Dollar; bereits am 16. Dezember hatte er weitere 24.527 Aktien veräußert.
- Kirsten M. Spears (CFO): Verkäufe von insgesamt rund 6.093 Aktien am 16. und 17. Dezember im Volumen von etwa 2 Millionen US-Dollar.
Insiderverkäufe können zwar steuerliche oder private Gründe haben, doch das hohe Volumen mitten in einer Kurskorrektur wird von risikobewussten Marktteilnehmern genau registriert. Es bildet einen Kontrapunkt zum sehr positiven Analystenton.
Starke Quartalszahlen und KI-Dynamik
Die jüngste Kursentwicklung steht im Kontext der Zahlen zum vierten Geschäftsquartal, die Broadcom Anfang Dezember vorgelegt hat. Das Unternehmen übertraf die Gewinnschätzungen der Analysten: Der Gewinn je Aktie lag bei 1,95 US-Dollar. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 28 % auf 18 Milliarden US-Dollar.
Besonders deutlich sticht der KI-Bereich hervor:
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- KI-Halbleiter: Die Erlöse mit KI-Chips schossen im vierten Quartal um 74 % im Vergleich zum Vorjahr nach oben und lagen damit klar über den allgemeinen Markterwartungen.
- Dividende: Die Quartalsdividende wurde um rund 10 % auf 0,65 US-Dollar je Aktie erhöht.
- Ex-Dividenden-Tag: Stichtag ist Montag, der 22. Dezember 2025. Wer die Aktie vorher im Depot hat, sichert sich die Ausschüttung am 31. Dezember.
- Auftragsbestand: Ein gemeldeter Auftragsbestand von 73 Milliarden US-Dollar gibt dem Konzern bis 2026 hohe Planungssicherheit.
Damit stützt vor allem die KI-Nachfrage die positive mittelfristige Erzählung, die viele Analysten in ihren Kurszielen widerspiegeln.
Institutionelle Investoren bleiben dominant
Auch auf der Eigentümerseite zeigt sich ein klares Bild: Rund 76,43 % der ausstehenden Broadcom-Aktien liegen in den Händen institutioneller Investoren. Damit bestimmen Fonds und andere Profianleger maßgeblich das Geschehen im Orderbuch.
Innerhalb dieser Gruppe gibt es jedoch unterschiedliche Strategien. Einige Adressen – etwa Teamwork Financial Advisors LLC – haben ihre Positionen zuletzt signifikant ausgebaut, während andere eher umschichten und Bestände anpassen. Insgesamt bleibt das institutionelle Engagement hoch, was den liquiditätsstarken Handel in der Aktie erklärt.
Technisches Bild und aktueller Marktstatus
Charttechnisch hat sich Broadcom nach der jüngsten Schwächephase etwas stabilisiert. Am Freitag schloss die Aktie bei 290,30 Euro, ein Tagesplus von 3,20 %. Auf Sicht von sieben und 30 Tagen liegt der Titel jedoch jeweils rund 5 % im Minus, während das Plus seit Jahresbeginn bei gut 28 % und auf Zwölfmonatssicht bei knapp 38 % steht.
Der Blick auf die Marken:
- Das 52‑Wochen-Hoch bei 353,15 Euro liegt gut 18 % entfernt.
- Vom 52‑Wochen-Tief bei 133,70 Euro ist die Aktie dagegen weit losgelöst.
- Aktuell notiert Broadcom etwa 7,5 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt, bleibt aber klar über der 200‑Tage-Linie.
- Der 14‑Tage‑RSI von 42 signalisiert keinen extremen Überkauft- oder Überverkauft-Zustand.
- Die 30‑Tage-Volatilität von knapp 59 % unterstreicht, dass die Schwankungsbreite zuletzt hoch war.
Im Branchenumfeld fließt weiter kräftig Kapital in KI-Hardware und -Infrastruktur. Truist geht davon aus, dass die Nachfrage der drei wichtigsten ASIC-Großkunden von Broadcom bis zum Geschäftsjahr 2027 ein Volumen von 60 bis 90 Milliarden US-Dollar erreichen könnte – ein zentraler Eckpfeiler für die Wachstumsfantasie des Konzerns.
Fazit: Zwischen KI-Fantasie und Management-Cashout
Unter dem Strich treffen bei Broadcom zwei starke Kräfte aufeinander: Auf der einen Seite stehen robuste Fundamentaldaten, eine deutlich steigende KI-Nachfrage, ein prall gefüllter Auftragsbestand sowie höhere Kursziele großer Investmenthäuser. Auf der anderen Seite fällt die Serie umfangreicher Insiderverkäufe während einer Korrekturphase auf.
Kurzfristig dürfte der Ex-Dividenden-Tag am Montag und die weitere Nachrichtenlage rund um die Abarbeitung des 73‑Milliarden-US-Dollar-Backlogs den Takt vorgeben. Mittelfristig wird entscheidend sein, ob Broadcom die aktuell sehr hohen Erwartungen im KI-Geschäft bis 2026/2027 tatsächlich einlösen kann und damit den Abstand zum 52‑Wochen-Hoch wieder verkleinert.
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