Broadcom steht kurz vor einem wichtigen Prüfstein: Heute nach US-Börsenschluss legt der Chipkonzern seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal 2025 vor. Nach einer Kursverdopplung in den vergangenen zwölf Monaten und neuen Rekorden diese Woche liegt die Messlatte hoch. Entscheidend wird, ob das Unternehmen seine Rolle als einer der zentralen Profiteure des KI-Booms untermauern kann – und wie teuer diese Wachstumsstory inzwischen geworden ist.
Erwartungen an die Quartalszahlen
Analysten rechnen für das vierte Quartal mit einem Umsatz von rund 17,5 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von 24 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Beim bereinigten Gewinn je Aktie werden im Schnitt 1,87 US-Dollar erwartet, ein Plus von 32 % im Jahresvergleich. Im Fokus steht dabei vor allem das KI-Geschäft.
Konkret sehen die Konsensschätzungen so aus:
- Erwarteter Quartalsumsatz: 17,5 Mrd. US-Dollar (+24 % Jahr für Jahr)
- Erwarteter KI-Halbleiter-Umsatz: 6,2 Mrd. US-Dollar (+66 % Jahr für Jahr)
- Erwarteter bereinigter Gewinn je Aktie: 1,87 US-Dollar (+32 % Jahr für Jahr)
- Infrastruktur-Software: Erwartetes Wachstum von 15 % auf 6,7 Mrd. US-Dollar
Die Terminmarktpreise für Optionen deuten darauf hin, dass die Aktie nach den Zahlen in einer Spanne von rund 6 % nach oben oder unten ausschlagen könnte. Ein Ausbruch nach oben würde die Aktie in Richtung 425 US-Dollar treiben, ein schwächerer Bericht könnte den Kurs näher an 377 US-Dollar führen.
KI als Wachstumsmotor
Breit angelegte Investitionen in KI-Rechenzentren sind der zentrale Treiber hinter Broadcoms Dynamik. Der Konzern liefert maßgeschneiderte KI-Beschleuniger (XPUs) und Netzwerktechnik für große Cloud-Anbieter wie Google und Meta sowie für OpenAI. Besonders hervor sticht eine Vereinbarung über kundenspezifische KI-Chips mit einer geplanten Kapazität von 10 Gigawatt für OpenAI – ein potenter Wachstumstreiber über mehrere Jahre.
Kurz vor den Zahlen hat Broadcom zudem mehrere neue KI-Produkte vorgestellt:
- Tomahawk 6 – „Davisson“: Ethernet-Switch mit Co-Packaged Optics und einer Bandbreite von 102,4 Terabit pro Sekunde
- Jericho 4: Ethernet-Fabric-Router, der mehr als eine Million XPUs über mehrere Rechenzentren hinweg vernetzen kann
- Thor Ultra: Nach Unternehmensangaben die erste 800G-AI-Ethernet-Netzwerkkarte (NIC) der Branche
Diese Produkte sollen die Leistungsfähigkeit großer KI-Cluster erhöhen und festigen Broadcoms Rolle in der Infrastruktur-Schicht des KI-Ökosystems.
Analysten klar positiv – aber hoher Preis
Auf der Analystenseite überwiegt klar der Optimismus. Alle 12 von Visible Alpha erfassten Experten empfehlen die Aktie zum Kauf. Zuletzt wurden mehrere Kursziele angehoben:
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- Mizuho bestätigt „Outperform“ mit einem Ziel von 435 US-Dollar
- Bank of America hebt das Kursziel auf 460 US-Dollar an
- Rosenblatt erhöht von 400 auf 440 US-Dollar
Im Schnitt liegt das Kursziel bei 432,02 US-Dollar und signalisiert damit weiteres Potenzial gegenüber dem aktuellen Niveau.
Gleichzeitig ist die Bewertung ambitioniert: Die Aktie wird mit dem rund 41-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, deutlich über dem historischen Median von etwa 21. Auf Basis der letzten zwölf Monate stehen 60 Milliarden US-Dollar Umsatz, 23 Milliarden US-Dollar operativer Gewinn und 19 Milliarden US-Dollar Nettogewinn einer Bewertung von 1,9 Billionen US-Dollar gegenüber. Das entspricht etwa dem 100-Fachen des vergangenen Jahresgewinns.
Dass dieser Aufschlag nicht aus dem Nichts kommt, zeigt die Kursentwicklung: In den vergangenen zwölf Monaten legte die Aktie um 99,33 % zu, seit Jahresanfang um 53,93 %. Nach dem jüngsten Rekordhoch von 352,75 Euro gestern liegt der Kurs heute mit 347,95 Euro nur leicht darunter – die Erwartungen sind im Kurs also bereits deutlich eingepreist.
Margen unter Beobachtung
Trotz des starken Wachstums sorgen sich einige Investoren um die Profitabilität. Broadcom hat für das vierte Quartal einen sequentiellen Rückgang der Bruttomarge um 70 Basispunkte in Aussicht gestellt. Als Grund nennt das Management einen höheren Anteil niedrigmargigerer XPUs im Produktmix.
Bereits im dritten Quartal war die Bruttomarge im Vergleich zum Vorquartal um 100 Basispunkte zurückgegangen. Vor diesem Hintergrund dürfte der Markt genau darauf achten, ob der KI-Boom zwar Umsatz und Gewinn treibt, aber gleichzeitig die Margen schrittweise nach unten drückt. Die Nachhaltigkeit der hohen Profitabilität steht damit stärker im Fokus.
Was den Kurs nach den Zahlen bewegen kann
Neben dem reinen Vergleich mit den Konsensschätzungen sind mehrere Punkte entscheidend dafür, wie der Markt auf den Bericht reagieren wird:
- Aktualisierung des KI-Marktpotenzials (SAM): Bisher schätzt Broadcom den adressierbaren KI-Markt für das Geschäftsjahr 2027 auf 60 bis 90 Milliarden US-Dollar. Eine Anhebung dieser Spanne würde als starkes Signal für weiteres Wachstum gewertet.
- Neue Kunden im KI-Bereich: Zusätzliche Partnerschaften für kundenspezifische KI-Chips über die bisherigen drei Interessenten hinaus könnten die mittelfristige Nachfrage untermauern.
- Ausblick für das Geschäftsjahr 2026: Konkrete Prognosen zur KI-Umsatzentwicklung im Gesamtjahr 2026 würden Investoren mehr Planungssicherheit geben und könnten die Bewertungsdiskussion beeinflussen.
Auf der Telefonkonferenz um 17:00 Uhr US-Ostküstenzeit will das Management diese Punkte adressieren und seine langfristige Rolle als zentraler Baustein der weltweiten KI-Infrastruktur skizzieren. Wie überzeugend dieser Ausblick ausfällt – gerade mit Blick auf Wachstum, Margen und Bewertung – dürfte maßgeblich bestimmen, ob die jüngliche Kursrally eine Fortsetzung findet oder vorerst ausläuft.
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