Broadcom Aktie: Durststrecke überbrücken?

Broadcom meldet Rekordzahlen und verdoppelt KI-Umsatz, doch die Aktie verliert deutlich. Grund ist die Sorge vor sinkenden Margen durch das wachsende, aber weniger profitable KI-Chipgeschäft.

Kurz zusammengefasst:
  • KI-Halbleiterumsatz steigt um 74 Prozent
  • Bruttomarge sinkt durch wachsendes KI-Geschäft
  • Dividende wird um 10 Prozent erhöht
  • Analysten heben Kursziele trotz Korrektur an

Broadcom liefert Rekordzahlen, boomende AI-Umsätze und eine erhöhte Dividende – und trotzdem rutscht die Aktie deutlich ab. Auslöser ist nicht ein Einbruch im Geschäft, sondern die Angst vor sinkenden Margen durch das stark wachsende KI-Chipgeschäft. Im Kern geht es also um die Frage, wie viel Profitabilität Broadcom für weiteres AI-Wachstum opfert – und ob der Markt diese Verschiebung richtig einordnet.

Starke Zahlen, starke Prognose

Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 hat Broadcom die Erwartungen der Wall Street klar übertroffen. Umsatz und Gewinn legten zweistellig zu, der Ergebnisbeitrag aus dem AI-Segment schoss besonders kräftig nach oben.

Wichtige Eckpunkte des Berichts:

  • Quartalsumsatz: 18,02 Mrd. US‑Dollar (28 % Wachstum gegenüber dem Vorjahr, über Konsens)
  • Bereinigtes EPS: 1,95 US‑Dollar (+37 % gegenüber Vorjahr, über Konsens)
  • GAAP-Nettoergebnis: 8,51 Mrd. US‑Dollar (+97 %)
  • AI-Halbleiterumsatz: +74 % im Jahresvergleich

Auf Jahressicht erzielte Broadcom 63,9 Mrd. US‑Dollar Umsatz, ein Plus von 24 % gegenüber 2024. Das bereinigte EBITDA stieg um 35 % auf 43,0 Mrd. US‑Dollar, der freie Cashflow lag bei 26,9 Mrd. US‑Dollar – allesamt Rekordwerte.

Auch der Ausblick für das laufende Quartal fällt offensiv aus. CEO Hock Tan stellte in Aussicht:

  • Q1-Umsatz von rund 19,1 Mrd. US‑Dollar (über der Analystenschätzung von 18,3 Mrd. US‑Dollar)
  • AI-Halbleiterumsatz soll sich auf 8,2 Mrd. US‑Dollar gegenüber dem Vorjahr verdoppeln
  • Bereinigte EBITDA-Marge von 67 % des prognostizierten Umsatzes

Tan betonte, dass das Wachstum vor allem von kundenspezifischen AI-Beschleunigern und Ethernet-AI-Switches getragen werde und die Dynamik in Q1 anhalten solle.

Margendruck durch AI – der Knackpunkt

Trotz dieser Hausnummern kippte die Stimmung während der Zahlenvorlage. Die Aktie legte zunächst nachbörslich zu, drehte dann aber während der Analystenkonferenz ins Minus. Am Folgetag weitete sich der Rückgang deutlich aus.

Der Kern: Broadcom warnte vor einem Rückgang der Bruttomarge im laufenden Quartal. Das Management stellte in Aussicht, dass:

  • die Bruttomarge in Q1 sequenziell um rund einen Prozentpunkt sinken dürfte,
  • die Ursache im höheren Anteil des AI-Geschäfts liegt,
  • kundenspezifische AI-Prozessoren niedrigere Margen aufweisen als das klassische Softwaregeschäft.

Finanzchefin Kirsten Spears hob zwar die starke Cash-Generierung hervor, der Markt fokussierte sich jedoch auf die absehbare Margenverwässerung. Gleichzeitig sitzt Broadcom auf einem Auftragsbestand von 73 Mrd. US‑Dollar für kundenspezifische Chips, Switches und weitere AI-Rechenzentrumsprodukte, die in den nächsten 18 Monaten ausgeliefert werden sollen. Das sichert Wachstum, verstärkt aber zunächst das Margenthema.

Kursseitig hat die Aktie diese Woche deutlich nachgegeben. Seit dem Hoch von Anfang Dezember liegt der Titel inzwischen rund ein Fünftel darunter; allein in den vergangenen sieben Tagen summiert sich das Minus auf knapp 20 %. Damit fiel die Notierung gestern auf 277,50 Euro und liegt rund 21 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, bleibt aber klar zweistellig über dem 200‑Tage-Durchschnitt.

AI-Kunden, Partnerschaften und Dividende

Inhaltlich lieferte Broadcom auf der Conference Call-Seite mehrere AI-relevante Neuigkeiten. Besonders im Fokus stand das Geschäft mit kundenspezifischen Beschleunigern.

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Fünfter AI-Chip-Kunde und Anthropic-Details

Broadcom gab bekannt, einen fünften Kunden für seine maßgeschneiderten AI-Beschleuniger gewonnen zu haben. Zudem wurde ein bisher ungenannter Großkunde konkretisiert:

  • Bei dem Kunden, der eine Bestellung über 10 Mrd. US‑Dollar für Googles TPU-Chips platziert hat, handelt es sich um Anthropic.
  • Anthropic setzt auf Googles aktuelle TPU-Generation namens Ironwood.
  • Broadcom bezeichnet diese Spezialchips als „XPUs“ und betont, dass große Kunden ihre eigenen Beschleuniger entwickeln, um ihre technologische Roadmap stärker selbst zu steuern.

Zusätzlich besteht eine Partnerschaft mit OpenAI zur Entwicklung kundenspezifischer Chips. Hock Tan dämpfte jedoch Erwartungen an kurzfristige Erlöse: Für 2026 werde aus dieser Kooperation nur ein geringer Umsatzbeitrag erwartet.

Dividende erneut erhöht

Parallel zur AI-Offensive bleibt Broadcom seiner aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik treu. Das Unternehmen erhöhte die Quartalsdividende um 10 % von 0,59 auf 0,65 US‑Dollar je Aktie. Damit steigt die jährliche Ausschüttung auf 2,60 US‑Dollar – ein neuer Rekord und die fünfzehnte Dividendenerhöhung in Folge seit 2011.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr kehrte Broadcom insgesamt 17,5 Mrd. US‑Dollar an die Anteilseigner zurück, davon 11,1 Mrd. US‑Dollar über Dividenden und 6,4 Mrd. US‑Dollar über Aktienrückkäufe.

Analysten heben Ziele an – Bewertung bleibt sportlich

Trotz des Kursrückgangs und der Margensorgen überwiegt bei vielen Analysten der positive Blick auf Wachstum und AI-Positionierung. Die Schätzungen für das kommende Geschäftsjahr wurden deutlich angehoben:

  • Umsatzprognosen für das Geschäftsjahr 2026: von 86 auf rund 96 Mrd. US‑Dollar
  • EPS-Schätzungen für 2026: von 6,43 auf 7,49 US‑Dollar
  • Das durchschnittliche Kursziel stieg um 11 % auf 453 US‑Dollar

Gleichzeitig bleibt die Bewertung ambitioniert. Auf Basis der neuen Schätzungen liegt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis bei rund 36, das Verhältnis von Unternehmenswert zu erwartetem EBITDA bei etwa 32. Die Marktkapitalisierung bewegt sich im Bereich von 1,5 bis 1,6 Billionen US‑Dollar.

Morningstar ordnete den Rückgang klar dem Thema Margenverwässerung durch AI-Chips zu und sieht darin keinen strukturellen Schwachpunkt: Diese Chips seien auf Ebene der operativen Marge ergebnissteigernd. Melius-Analyst Ben Reitzes hält angesichts der weiterhin hohen Investitionspläne vieler Kunden einen „Panikknopf“ zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht.

Brancheneinordnung und Ausblick

Der Kursrückgang bei Broadcom fällt in eine Phase wachsender Skepsis gegenüber den Renditen aus massiven AI-Investitionen. So verlor Oracle-Aktie zu Wochenbeginn zweistellig, nachdem das Unternehmen hohe Investitionen in AI-Infrastruktur angekündigt hatte – ein Signal, dass der Markt zunehmend genauer zwischen Umsatzwachstum und Kapitalrendite unterscheidet.

Trotz der aktuellen Korrektur liegt die Broadcom-Aktie seit Jahresanfang deutlich im Plus und hat den Gesamtmarkt bereits das sechste Jahr in Folge klar hinter sich gelassen. Kurzfristig stehen mehrere Termine an, die den Fokus wieder stärker auf Fundamentaldaten und Kapitalrückflüsse lenken:

    1. Dezember 2025: Ex-Dividenden-Datum
    1. Dezember 2025: Auszahlung der Dividende
  • Bis 1. Februar 2026: Abschluss des ersten Quartals 2026

Der nächste wesentliche Prüfstein wird der Q1-Bericht Anfang Februar. Dann wird sich zeigen, ob Broadcom das angekündigte Verdoppeln der AI-Umsätze liefert, wie stark die Bruttomarge tatsächlich nachgibt und in welchem Tempo der 73‑Mrd.-US‑Dollar‑Auftragsbestand in Erlöse und operativen Gewinn umschlägt.

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