Nach einer beeindruckenden Rally von rund 90 Prozent seit Ende November treten Anleger bei Canopy Growth plötzlich auf die Bremse. Ausgerechnet die historische Anordnung von US-Präsident Trump zur Cannabis-Neueinstufung löste am Freitag Gewinnmitnahmen aus. Marktteilnehmer fragen sich nun: Ist das der klassische „Sell-the-News“-Effekt oder lediglich eine gesunde Korrektur im Aufwärtstrend?
Klassisches „Sell-the-News“
Die Reaktion der Märkte auf die Unterzeichnung der Exekutivanordnung am 18. Dezember folgte einem bekannten Muster an der Börse. Obwohl die Anweisung an das Justizministerium, Marihuana künftig als weniger restriktive Substanz der Liste III zu führen, einen massiven politischen Durchbruch darstellt, nutzten Investoren die Bestätigung für Verkäufe.
Die Vorteile der Reform – vom leichteren Zugang zu Bankdienstleistungen über potenzielle Steuererleichterungen bis hin zu neuen Forschungsmöglichkeiten – waren im Kursanstieg der Vorwochen bereits eingepreist. Als die Nachricht offiziell wurde, verdoppelte sich das Handelsvolumen am Freitag nahezu auf 64 Millionen Aktien, während der Kurs um 3,8 Prozent nachgab.
Strategische Expansion in Kanada
Abseits der politischen Bühne treibt das Management das operative Geschäft voran. Die am 15. Dezember angekündigte Übernahme von MTL Cannabis für einen Unternehmenswert von rund 179 Millionen CAD soll die Position als Kanadas führender Anbieter von medizinischem Cannabis festigen. Dass Canopy bereit ist, eine Prämie von 45 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs von MTL zu zahlen, unterstreicht die strategische Bedeutung dieses Deals für die internationalen Lieferkapazitäten.
Zahlen zeigen operative Wende
Fundamental untermauern die Ergebnisse des zweiten Quartals im Geschäftsjahr 2026 die jüngste Euphorie zumindest teilweise. Besonders die Entwicklung der Profitabilität sticht hervor: Der Verlust pro Aktie schrumpfte dramatisch auf nur noch 0,01 CAD, verglichen mit einem massiven Fehlbetrag von 1,48 CAD im Vorjahreszeitraum.
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Zudem stiegen die Umsätze im kanadischen Erwachsenenmarkt um 30 Prozent. Mit einer Barreserve von 298 Millionen CAD, die die aktuellen Schulden um 70 Millionen CAD übersteigt, hat sich auch die Bilanzsituation spürbar entspannt.
Vorsicht bleibt geboten
Trotz dieser Lichtblicke und der technischen Stärke – die Aktie notiert weiterhin über den wichtigen 50- und 200-Tage-Linien – bleiben die strukturellen Risiken immens. Canopy Growth hat noch nie nachhaltig Gewinne erzielt, und die Netto-Marge liegt mit minus 113 Prozent weiterhin tief im roten Bereich. Auch Analysten bleiben uneins: Während Roth MKM das Kursziel bei 5,81 USD sieht, liegt der Konsens mit rund 3,81 USD deutlich niedriger.
Die Kombination aus der MTL-Übernahme und Kostensenkungen von über 20 Millionen Dollar bringt das Unternehmen dem Ziel eines positiven bereinigten EBITDA näher. Der Weg zu echten, nachhaltigen Gewinnen bleibt in einem von hartem Wettbewerb geprägten Umfeld jedoch weiterhin steinig und zeitlich ungewiss.
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